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Full text of "Mitteilungen der Islandfreunde: Organ der Vereinigung der Islandfreunde"

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MITTEILUNGEN DE 


| SLANDFREUNDE 


ORGAN DER VEREINIGUNG 
DER ISLANDFREUNDE 


I. JAHRG. JUNI 1913 HEFT 1 
ee Sa 
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHSINDJENA 


Inhalt 


Seite 


I. Zur Gründungsgeschichte der Aa der Islandfreunde““ 
II. Mitgliederliste . 
Ill. Schriften über Island sk I900, von P. Hermienn 
IV, Neuigkeiten aus Island . 
V. Geplante Reisen nach Island ! 
VI. Kleine Aufsätze (Hermann Jönasson, Da at von 


W. Heydenreich) . 


ISLANDFREUNDE 


werbet 
Mitglieder 
unter allen, die sıch für 
Natur und Volk, Sprache und Geschichte 
Islands und der Färöer 
interessieren 


Anmeldungen, Anfragen und Mitteilungen erbeten an Herrn 
Sanitätsrat Dr. O, Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr. 5 


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ISLANDFREUNDE 


werbet 
Mitglieder 
unter allen, dıe sıch für 
Natur und Volk, Sprache und Geschichte 
Islands und der Färöer 


interessieren 


Anmeldungen, Anfragen und Mitteilungen erbeten an Herrn 
Sanitätsrat Dr. O. Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr. 5 


EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA 


IHULE 
Altnordische Dichtung und Prosa 


Herausgegeben von Professor Felix Niedner 


FELIX NIEDNER, ISLANDS KULTUR ZUR WIKINGERZEIT. 
Mit 24 Ansichten und 2 Karten. br. M 4.50, geb. M 6.— (Einleitungsband) 


Bd. ı. EDDA I, Heldendichtung. Übersetzt von Felix Genzmer. Mit 
Anmerkungen und Einleitung von Andreas Heusler. br. M 3.—, geb. M 4.50 


Bd. 3. DIE GESCHICHTE VOM SKALDEN EGIL. Übersetzt von 
Felix Niedner. br. M 4.—, geb. M 5.50 


Bd. 5. DIE GESCHICHTE VONDEMSTARKEN GRETTIR, DEM 
GEACHTETEN. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 Ansichten und 
ı Karte. br. M 5.—, geb. M 6.50 


Bd. 12. SIEBEN GESCHICHTEN VON DENOSTLAND-FAMILIEN. 
Übersetzt von Gustav Neckel. br. M 3.50, geb.M 5.— 


Inhalt: Die Erzählung von Thorstein dem Weißen. Die Geschichte von den Männern an der 
Waffenförde. Die Erzählung von Thorstein Stangenhieb. Die Erzählung von Gunnar, dem 
Töter Thidrandis. Die Geschichte vom Freyspriester Hrafnkel. Die Geschichte von den Söhnen 
der Droplaug. Das Bruchstück von Thorstein, dem Sohn Siduhalls. 


Bd. 13. GRÖNLÄNDER UND FÄRINGER GESCHICHTEN. Über- 
setzt von Erich von Mendelssohn. br. M 5.—, geb. M 6.50 


Inhalt: Die Geschichte von Erich dem Roten. Die Erzählung von den Grönländern. Die Ge- 
schichte von Einar, dem Sohne Sokkis. Die Geschichte der Leute aus Floi. Die Geschichte von 
Fuchs dem Listigen. Die Geschichte von den Schwurbrüdern. Die Geschichte der Leute auf 
den Färöern. 


Im Herbst 1913 erscheinen: 


Bd. 6. DIE GESCHICHTE VON DEN LEUTEN AUS DEM LACHS- 
WASSERTAL. Übertragen von Rudolf Meißner. br.ca. M4.—, geb.ca.M 5.50 


Bd. 10. FÜNF GESCHICHTEN AUS DEM WESTLICHEN NORD- 
LAND. Übertragen von Frank Fischer und W.H. Vogt. 


Inhalt: Die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal. Die Geschichte von Finnbogi dem 
Starken. Die Geschichte von Thord und seinem Ziehsohn. Die Geschichte vom durchtriebenen 
Ofeig. Die Erzählung von Thorhall Biermütze. 


Die ersten 13 Bände werden 1915 vollständig vorliegen. Die weı- 
tern Bände werden nur ın Angriff genommen, wenn der Ver- 
lag das entsprechende Interesse des Publikums für Thule findet 


Bei einem Abonnement auf wenigstens zehn Bände ist der Preis um 
je M —.;5o ermäßigt. Von jedem Band sind 50 Exemplare auf Bütten 
gedruckt und in Leder gebunden. Der Preis beträgt je M 20.— 


ISLANDFREUNDE 


ORGAN 
DER VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE 


HERAUSGEBER: PROFESSOR DR. PAUL HERRMANN IN TORGAU (ELBE) 
VERLAG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENA 


Die Mitteilungen der Islandfreunde erscheinen als Vierteljahrsschrift und 
werden den Mitgliedern der Vereinigung kostenlos geliefert und direkt vom 
Verlage zugesandt. Der Mitgliederbeitrag beträgt vorläufig jährlicı 6 Mark 


| l. Jahrg. Juni 1913 Heft 1 | 


I. ZUR GRÜNDUNGSGESCHICHTE 
DER ‚VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE“ 


en Ehrentitel ‚Islandfreunde‘“ gaben die Isländer bekanntlich gerne 

denen, die im Gegensatz zu den leider allzu vielen unkundig, unrichtig 
oder oberflächlich über Island Urteilenden, in Wort und Tat das aner- 
kannten, was Island in seiner Natur, in seinem Volke, in seiner Geschichte, 
in seiner Literatur, in seinen Einrichtungen, kurz in seinem ganzen Wesen 
an Gutem, Schönem und Interessantem bietet. Es gibt dessen nicht wenig, 
und wer es erfaßt und in sich aufgenommen hat, dem offenbart sich leicht 
die wunderbare Wirkung, die sich in dem Worte „‚Islandzauber‘“ wider- 
spiegelt. Aus der Begeisterung für diesen Zauber der nordischen Insel ent- 
sprang der Gedanke und der Wunsch, alle, die Island, sei es aus eigener 
Anschauung, sei es aus ihren Studien kennen, über ihre ideale Zusammen- 
gehörigkeit hinaus zu einem wirklichen Bunde zu vereinigen. 

Schon vor Jahren versuchte Willard Fiske eine solche engere 
Gemeinschaft anzubahnen, indem er in seinem vortrefflichen Büchlein 
„Mimir‘“ eine Zusammenstellung von Namen und Adressen der damals 
lebenden Verfasser unternahm, die auf irgendeinem Gebiete über Island 
geschrieben hatten. Leider starb Fiske schon im Jahre 1904, und nach 
seinem Tode wurde ‚„Mimir‘‘ nicht fortgesetzt. Als in den letzten Jahren 
fast überall und besonders auch in Deutschland das Interesse für Island 
merklich zunahm, waren es gleichzeitig, ohne daß der eine von des anderen 
Vorschlägen das geringste wußte — in einer merkwürdigen „Duplizität der 


: 1 


Ereignisse“ — Prof. Dr. Th. Thoroddsen, Kopenhagen, und Dr. O. 
Cahnheim, Dresden, die beide an demselben Tage in Briefen an den 
Kölner Islandfreund Heinrich Erkes den Plan anregten, der Grün- 
dung einer Vereinigung aller Islandfreunde näher zu treten. Dr. Cahn- 
heim brachte auch sogleich praktische Vorschläge für die Ausführung, 
und seiner uneigennützigen, opferfrohen Begeisterung ist es vor allen 
Dingen zu danken, daß die Idee feste Gestalt annahm. 

' Nach eingehenden brieflichen und mündlichen Erörterungen wurde zu- 
nächst ‚das Terrain sondiert‘“; hierbei zeigte sich deutlich, daß ziemlich 
allgemein der Wunsch vorhanden war, eine solche Vereinigung ins Leben 
zu rufen, und zwar auf der Grundlage, daß sie nicht nur diejenigen um- 
schließen sollte, die als Islandforscher und -Fachgelehrte in Betracht kom- 
men, sondern auch alle anderen, die als Natur- oder Literaturfreunde oder 
Touristen usw. sich für das wunderreiche Eiland dort oben im nordatlan- 
tischen Ozean begeistern. 

Als aus Anlaß der Halbhundertjahresfeier des Vereins für Erdkunde zu 
Dresden sich die Herren Dr. Cahnheim, Prof. Dr. Herrmann, Dr. 
Spethmann und H. Erkes in Dresden trafen, wurde von ihnen 
nach gründlicher Aussprache am Abend des 15. März 1913 auf Vorschlag 
Dr. Cahnheims die Gründung der Vereinigung ‚Die Islandfreunde‘“ 
beschlossen. Die Genannten bemühten sich sofort bei einigen Freunden 
und persönlichen Bekannten, Interesse für die neue Vereinigung zu finden. 
Die Herren Prof. Thoroddsen, Gering, Mogk und k.k. Hofrat 
Poestion nahmen mit dankenswertem Entgegenkommen das Ehren- 
präsidium an; Prof. Herrmann wurde für die vorläufige Redaktion 
der herauszugebenden Zeitschrift, Dr. Cahnheim und Heır Erkes 
wurden für den vorläufigen Schriftführerposten, und Herr Verleger Eugen 
Diederichs wurde als Kassenwart der Gesellschaft gewonnen. 

Seit dem 15. April wurde der Aufruf der Islandfreunde weiteren Kreisen 
übersandt, und nachdem inzwischen eine Anzahl von Beitrittserklärungen 
eingelaufen sind, soll demnächst die erste Zusammenkunft in Dresden statt- 
finden, bei der die endgültige Organisation, die Satzung und der Vorstand 
der Gesellschaft zu bestimmen sein werden. Die Einladung zu dieser Ver- 
sammlung wird allen Mitgliedern rechtzeitig zugehen. 


II. MITGLIEDERLISTE 


(bis I. Juni 1913) 
1. P. Leopold Bachleitner, O, S. B., Kremsmünster, Ober- 
Österreich. 
2. Heinrich Benary, Erfurt, Brühlerstr. 39 c. 


2 


. Philipp Böhmer, cand. rer. min. Seminarlehrer, Nossen, Wald- 


heimerstr. 27. 


. Daniel Bruun, Hauptmann, Hellerup bei Kopenhagen, Strandvej 189. 
. Dr. Otto Cahnheim, Sanitätsrat, Dresden-A., Gellertstr. 5. 

. Frau Sanitätsrat Dr. Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr. 5. 

.Dr. Alfons Dampf, 1. Assistent am Kgl. Zool. Museum der 


Universität Königsberg i. Pr. 


. Eugen Diederichs, Verlagsbuchhändler, Jena. 

. Dr. Dierbach, Sanitätsrat, Berlin, am Friedrichshain 34 Il. 

. Prof. Dr. Ebeling, Direktor der Schillerschule, Jüterbog. 
.Baldvin Einarsson, Geh. Exped. Sekretär, Berlin-Lichter- 


felde, Kantstr. 3. 


. Heinrich Erkes, Köln, Hansaring 81. 

. Walter H. Friedeberg, Berlin, Kronprinzenufer 21. 

. Prof. Dr. August Gebhardt, Erlangen, Fichtestr. 4. 

. Prof. Dr. Hugo Gering, Geh. Regierungsrat, Kiel, Hohenbergstr.13. 
. Dr. Jos. Gotzen, Stadtbibliothekar, Köln, Domstr. 42. 
.AdolfGroche, Verlagsbuchhändler Hamburg ı, Wallhof. 

. Prof. Dr. Paul Herrmann, Torgau (Elbe), Bahnhofstr. 6. 

. Prof. Dr. Andreas Heusler, Berlin, Viktoria Luisenplatz 12. 
. Dr. W. Heydenreich, Öberlehrer, Eisenach, Bahnhofstr. 53. 
.G. J. Hliddal, Oberingenieur, Berlin-Friedenau, Bornstr. 7. 

. Dr. Hans Baron Jade'n, Wien XVIII, Wallrießstr. 72. 

. Frau Margarethe Löbner Jörgensen, Askov per Vejen, 


Dänemark. 


. Prof. Dr. Fr. Kauffmann, Kiel, Moltkestr. 55. 

. Prof. Dr. Axel Kock, Lund, Sandgatan 12, Schweden. 

. Prof. Franz Kuntze, Weimar, Kurthstr. 7a. 

. Prof. Dr. A. Kuntzemüller, Mannheim, Otto Beckstr. 8. 

. Prof. Dr. Rud. Meißner, Bonn, Meckenheimer Allee 84. 

. Erich von Mendelssohn, Kopenhagen, Kronprinsesse Sofies- 


Vej 17. 


. Prof. Dr. Eugen Mogk, Leipzig, Grimmaische Str. 32. 

. Prof. Dr. Gustav Neckel, Heidelberg, Zähringerstr. 8. 

. Prof. Dr. Felix Niedner, Charlottenburg, Schloßstr. 21. 

. Prof. Dr. Max Pappenheim, Geh. Justizrat, Kiel, Moltkestr. 57. 
. Miß Bertha S. Phillpotts, Cambridge, Coleby Grange Road. 
.k. k. Hofrat J. C. Poestion, Wien, Hebragasse 9. 

. Dr. Hans Rudolphi, Prag, Obstmarkt 7. 

.August Sander, Köln-Lindenthal, Dürenerstr. 201. 


38. Dr. Botho Schultz, Kaiserl. Stabsarzt a. D., Dresden A., Lüt- 
tichausstr. 29 I. 

39. Dr. Hans Spethmann, Charlottenburg, Friedbergstr. 19. 

40. Dr. C. V. Susan, k. k. Staatsbibliotheksdirektor, Brunn a. Geb. 
bei Wien, Badgasse 34. 

41. Prof. Dr. Th. Thoroddsen, Kopenhagen, Frederiksberg Allee 50. 

42. Heinrich Volkart, St. Gallen, Flüelistr. 5, Schweiz. 

43. Dr. Karl Vratny, Kaplan, Prag, Celetna Ulice 5. 

44. Ernst Wanke, k.k. Hauptmann, Lemberg, Kadecka 16, Galizien. 

45. Ludwig Wunder, Oberlehrer, Sendelbach bei Lohr a. M. 

46. Dr. Leopold Weber, München, Klenzestr. 105. 


III. SCHRIFTEN ÜBER ISLAND SEIT 1900 


m für die „Islandfreunde‘ eine annähernd vollständige Übersicht über 

die gesamte neuere Islandliteratur zusammenzustellen, werden alle 
Mitglieder unserer Vereinigung hiermit gebeten, zunächst die nachfolgende 
Liste soweit wie möglich zu vervollständigen; sie soll alle seit Anfang dieses 
Jahrhunderts in deutscher Sprache im Buchhandel erschienenen, Island 
berührenden Schriften enthalten, jedoch mit vorläufigem Ausschluß der 
nur in Zeitschriften oder Zeitungen erschienenen Aufsätze und Artikel. 
Von den in der folgenden Aufstellung fehlenden Werken beliebe es unseren 
Mitgliedern, Titel nebst Verlagsort und Erscheinungsjahr an unsere Geschäfts- 
stelle Dresden A, Gellertstraße 5, mitzuteilen. 

Später sollen in unserem Blatte folgen: ı. ein Verzeichnis der in deut- 
scher Sprache seit 1900 in Zeitschriften und Zeitungen erschienenen Auf- 
sätze und Artikel von einiger Bedeutung, die sich auf Island beziehen; 
2. ein Verzeichnis der hauptsächlichsten in nichtdeutschen Sprachen erschie- 
nenen Werke über Island, sowie Aufsätze über Island in außerdeutschen 
Zeitschriften und Zeitungen; 3. eine Übersicht über die wichtigsten 
vor I900 erschienenen Islandschriften auf den verschiedenen Wissens- 
gebieten ; 4. Hinweise auf bereits gesammelte Literaturangaben, Bibliotheken, 
Kataloge usw.; 5. alljährlich im Frühjahr eine Ansage etwaiger nach Island 
geplanter wissenschaftlicher Reisen und im Winter eine Anzeige unter- 
nommener wissenschaftlicher Reisen nebst kurzem Ergebnis und Angabe 
der Hauptreiseroute. 

1900. 
Kahle, B.,, Ein Sommer auf Island. Berlin. 
—, Altisländisches Elementarbuch. Heidelberg. 


Heusler, Andr., Geschichte vom Hühner-Thorir. Übersetzung. 
Berlin. 


4 


Schuhmann, Oskar, Islands Siedelungsgebiete während der Land- 
namatid (Dissertation). Leipzig. 

Ranisch,Wilhelm, Walhall. Die Götterwelt der Germanen. Berlin. 

Paul, H., Die Thidrekssaga und das Nibelungenlied. München. 

Schönfeld, E.Dagobert, Das Pferd im Dienste des Isländers zur 
Sagazeit. Jena. 

Jantzen, Herm., Saxo Grammaticus. Die ersten 9 Bücher der dän. 
Geschichte. Übersetzung. Berlin. 

Khull, Ferd., 3 Missionsreisen nach Island im zehnten Jahrhundert. 
Übersetzung. Graz. 

Indridi Einarsson, Schwert und Krummstab. Historisches 
Schauspiel in 5 Aufzügen. Übersetzt von Karl Küchler. Berlin. 

Ranisch, Wilhelm, Die Gautrekssaga in 2 Fassungen. Berlin. 


IgoI. 
Herrmann, Paul, Erläuterung zu den ersten 9 Büchern der dän. 
Geschichte des Saxo Grammaticus. Erster Teil. Übersetzung. Leipzig. 
Riemann, Robert, Björn der Wiking. Leipzig. 
Larsson, L., Fridthjofs saga ins fraekna. Herausgegeben. Halle a. S. 
Lehmann-Filhä&s M., Über Brettchenweberei. Berlin. 
Bilfinger, G., Das germanische Julfest. Stuttgart. 
Panzer, Friedrich, Hilde-Gudrun. Eine Sagen- und literarge- 
schichtliche Untersuchung. Halle a. S. 


1902. 

Baumgartner, Al, Island und die Färöer. 3. Aufl. Freiburg i. B. 

Heusler, Andr., Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda. 
Straßburg. 

Schönfeld,E. Dagobert, Der isländische Bauernhof und sein Be- 
trieb zur Sagazeit. Straßburg. 

Fischer, Jos., Die Entdeckungen der Normannen in Amerika. Frei- 
burg i. B. 

Die Saga vom Hühner-Thor. Übersetzt von Alwin Wode. Diessen. 

Meißner, Rudolf, Die Strengleikar. Ein Beitrag zur Geschichte 
der altnordischen Prosaliteratur. Halle a. S. 

Küchler, Karl, Geschichte der isländischen Dichtung der Neuzeit. 
2. Dramatik. Leipzig. 

Gestur Palsson, Grausame Geschicke, Übersetzt von Küchler. 
Reclam No. 4360. Leipzig. 

—Yaltyr Gudmundsson, Die Fortschritte Islands im 19. Jahr- 

hundert. Deutsch von R. Palleske. (Programm.) Kattowitz. 

Rittershaus, Adeline, Die neuisländischen Volksmärchen. Halle. 


1903. 
Kähler, Friedr., Forschungen zu Pytheas’ Nordlandsreisen. Halle. 
Boden, Friedr.,, Mutterrecht und Ehe im altnordischen Recht. 
Berlin und Leipzig. | 
Lotspeich, Claude, Zur Viga-Glums und Reykdaela saga. Disser- 
tation. Leipzig. 


on 


Zugmayer, Erich, Eine Reise durch Island im Jahre ıgo2. Wien. 

Poestion, ]J. C.,, Zur Geschichte des isländischen Dramas und Theater- 
wesens. Wien. 

Herrmann, Paul, Nordische Mythologie in gemeinverständlicher 
Darstellung. Leipzig. 

Henzen, Wilh., Isländisch Blut. Drama in 5 Akten. Leipzig. 

Blasıus, Wilh., Der Riesenalk. Gera-Untermhaus. 

Jonas Jonasson, Lebenslügen. .Übersetzt von Küchler. Reclam 
No. 4657. Leipzig. 

Heusler, Andr, und Ranisch, Wilh. Eddica minora. Dort- 
mund. 

Ranisch, Wilh. Eddalieder (Sammlung Göschen). Leipzig. 

Amira,Karlv., Konrad v. Maurer. Gedächtnisrede. München. 

Noreen, Adolf, Altnordische Grammatik. Bd. ı, Altisländische und 
Altnorwegische Grammatik, 3. Aufl. Halle a. S. 

Gering, Hugo, Vollständiges Wörterbuch zu den Liedern der Edda. 
Halle a. S. 

Gotzen, Jos., Über die Bardar saga Snaefellsass. Dissertation. Berlin. 

Finnur Jonsson, Gislasaga Surssonar. Herausgegeben. Halle a. S. 

Detter, F. und Heinzel, R.,, Saemundar Edda. Herausgegeben 
und erklärt. 2 Bde. Leipzig. 

Fischbach, Friedrich, Die schönsten Lieder der Edda als Volks- 
und Schulbuch herausgegeben. Köln. 


1904. 

Poestion, J. C., Eislandblüten. Leipzig und München. 

Poeck, Wilhelm, Islandzauber (Roman). Hamburg. 

Kossak, Marg., Krone des Lebens (Novellen). Stuttgart und Berlin. 

Hall Caine, Der verlorene Sohn (Roman, 2 Bde.).. Deutsch von 
H. A. Ludwig Degener. Leipzig. 

Valtyr Gudmundsson, Island am Beginn des 20. Jahrhunderts. 
Übersetzt von R. Palleske. Kattowitz. 

Mogk, Eugen, Geschichte der norwegisch-isländischen Literatur. 
2. Aufl. Straßburg. 

Gering, Hugo, Die Lieder der älteren Edda (Saemundar Edda). 
Herausgegeben von Karl Hildebrand. 2. völlig umgearbeitete Aufl. 
Paderborn. 


Koch, Max und Heusler, Andr., Urväterhort. Heldensagen der 
Germanen. Berlin. 
Detlefsen, D., Die Entdeckung des germanischen Nordens im Alter- 
tum. Berlin. 
Buergel, Heinr., K. H. Konungsannall. Annales Islandorum regii. 
Beschreibung der Handschrift, Laut- und Formenlehre. München. 


1905. 
Kahle, B. Kristni Saga. Herausgegeben. Halle. 


Jaeger, Jacques, Die nordische Atlantis, Island und Färöer. Wien 
und Leipzig. u 


6 


Jelinek, Emil, Eine Nordlandreise. Wien. 

Boden, Friedr., Die isländische Regierungsgewalt in der freistaat- 
lichen Zeit. Breslau. 

Büschen, Georg, Vom Tode erstanden. Dem Andenken der toten 
Kameraden auf Island gewidmet von ihrem Kapitän. Herausgegeben 
von H. Veh. Bremerhaven. 

Herrmann, Paul, Die Geschichte von Hrolf Kraki. Übersetzt und 
erläutert. Torgau. 

Hantzsch, Bernh., Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Islands. 
Berlin. 

Golther, Wolfgang, Nordische Literaturgeschichte. ı. (Göschen). 
Leipzig. 

-. Thoroddsen, Th. Island. Grundriß der Geographie und Geologie 
(Ergänzungshefte 152 und 153 von Peterm. Mitt.). Gotha 1905/6. 
Löffler, E., Dänemarks Natur und Volk (Island S. 85s—ıı1o). Kopen- 

hagen. 
1906. 

Klinenberger, Ludwig, Nach Island und zum Nordkap. Wien. 

——X üchler, Karl, Unter der Mitternachtssonne durch die Vulkan- 

und Gletscherwelt Islands. Leipzig. 

— Bugge, Alexander, Die Wikinger. Übers. von Heinz Hungerland. Halle. 
Boer, R. C., Untersuchung über den Ursprung und die Entwicklung 

der Nibelungensage. 3 Bde. Halle 1906/og. 

Mogk, Eugen, Germanische Mythologie (Samml. Göschen). Leipzig. 

Sijmons, B., Die Lieder der Edda. Herausgegeben. Halle. 

Vogel, Walther, Die Normannen und das fränkische Reich (799 
bis gıı). Heidelberg. 


1907. 
Bonus, Arthur, Isländerbuch I—3. München. | 
Gering, Hugo, Glossar zu den Liedern der Edda (Saemundar Edda). 
3. Aufl. Paderborn. 
Mogk, Eugen, Germanische Mythologie. Der 2. verbess. Aufl. 2. Ab- 
druck. Straßburg. 
Keil, Andr. Jos., Nordlandfahrten! Frankfurt a. M. 
— Herrmann, Paul, Island in Vergangenheit und Gegenwart. Bd. ı 
und ıI. Leipzig. 
— Erkes, Heinr., Kurzer deutsch-neuisländischer Sprachführer mit 
Grammatik und Wörterverzeichnis. Dazu Beilage. Dortmund 1906 /o7. 
Hohmann, Heinr., Eine Nordlandsfahrt. Darmstadt. 
Grabein, Paul, Der König von Thule (Roman). Leipzig und Berlin. 
" Knebel, Walther von, Der Vulkanismus. Osterwieck a. Harz. 
Ranke, Friedr., Die Geschichte von Gisli dem Geächteten. Über- 
setzt. München. 
Rüttgers, Severin, Die Geschichte von den Lachstälern. Über- 
setzt. Düsseldorf. ' 
Abeling, Theod., Das Nibelungenlied und seine Literatur. Leipzig 
(Nachtrag 1909). 


7 


Becker, ]Joh., Die Atli — Lieder der Edda. Halle. 

Maurer, Karl, Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte. Aus 
dem Nachlaß des Verfassers. Bd. I1—5. Leipzig 1907/10. 

Merker, Paul, Das Strafrecht der altisländischen Gragas. Alten- 
burg. 

Cederschiöld, Gustav, Clari saga. Herausgegeben. Halle. 

Gering, Hugo, Hugsvinnsmal. Eine altisländische Übersetzung der 
Disticha Catonis. Herausgegeben. Kiel. 


1908. 

Bonus, Arthur, Isländerbuch. Jugendauswahl. München. 

Saalfeld, Günter, Island. Prag. 

Komorowicz, Maurice von, Quer durch Island. Charlottenburg. 

Burgsdorff-Markendorf, Hans von, Nach Island. Eine 
Reiseskizze. Markendorf. 

Poeck, Wilh., Nordkaper (Ein fideler Reiseroman). Leipzig. 

Segelhandbuch für die Insel Island. 2. Aufl. Berlin. 

Thoroddsen, Th., Zur isländischen Geographie und Geologie. Teil ı. 
Deutsch von R. Palleske. Landeshut. 

Schneider, Karl, Zur Geschichte und Theorie des Vulkanismus. 
Prag. 

Henning, Wilh., Das verzauberte Island (Ein Märchen). Straßburg. 

Heusler, Andr., Die gelehrte Urgeschichte im altisländischen Schrift- 
tum. Berlin. 

Neckel, Gust., Beiträge zur Eddaforschung. Dortmund. 

Olrik, Axel, Nordisches Geistesleben. Übersetzt von W. Ranisch. 
Heidelberg. 

Polyglott Kuntze, Isländisch. Bonn. 

Lundborg, Ragnar, Islands staatsrechtliche Stellung von der Frei- 
staatzeit bis in unsere Tage. Berlin. 

Kralik, R. v., Zur nordgermanischen Sagengeschichte. Wien. 

Finnur Jonsson, Brennu-Njalssaga (Njala). Herausgegeben. Halle. 

Mogk, Eugen, Gunnlaugs saga Ormstungu. Mit Einleitung und 
Glossar herausgegeben. 2. Aufl. Halle. 

Ranisch, Wilh., Die Völsungasaga.. Nach Bugges Text herausge- 
geben. 2. unveränderte Aufl. Berlin. 


1909. 
Bley, A., Eigla-Studien. Gand. 


Erkes, Heinr., Aus dem unbewohnten Innern Islands, Odadahraun 


und Askja. Dortmund. 
Kromayer, August, Die Winlandsagas. Übersetzung. Halle. 
Thümmel, Albert, Der germanische Tempel. Halle. 
Grumbkow, Ina von, Isafold, Reisebilder aus Island. Berlin. 
Küchler, Karl, Wöüstenritte und Vulkanbesteigungen auf Island. 
Altenburg i. S. 


So 2 n = mann, E., Eine Reise nach Island und den Westmännerinseln. 
erlin. 


8 


Niemann, Walther, Das Nordlandbuch. Berlin. 

Jensen, Thit, Mystische Novellen aus Island. Übersetzt von Fasoli- 
Rohr. Bern. 

Engelhardt-Pabst,Helenevon, GunnarvonHlidarendi (Epos). 
2 Bde. Wien. 

Nordenskiöld, Otto, Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. 
Leipzig und Berlin. 

Einar Hjörleifsson, Klein Hvammur. Übersetzt von Fr. Kuntze. 
Reclam No. 5130. Leipzig. 

Jon Svensson, Aus Islands alten Schätzen. ı u. 2. Hamm i. W. 
1909/10. | 

Golther, Wolfgang, Religion und Mythus der Germanen. Leipzig. 

Heusler, Andr., Geschichtliches und Mythisches in der germanischen 
Heldensage. Berlin. 

Fischer, Frank, Die Lehnwörter des Altwestnordischen. Berlin. 

Mogk, Eugen, Die Menschenopfer bei den Germanen. Leipzig. 

Le RoyAndrews, Halfs saga ok Halfsrekka. Herausgegeben. Halle. 

von der Leyen, Friedr.,, Die Götter und Göttersagen der Ger- 
manen. München. | Ä 

Vogt, Walther H., Zur Komposition der Egilssaga Kap. 1—66 
(Gymn. Progr.) Görlitz. 

Wilken, E., Altnordische Erzählungen (Sagas). ı. Sechs Erzählungen von 
den Anwohnern der Ostfjorde Islands. Übersetzt und erklärt. Leipzig. 


1910. 
. Herrmann, Paul, Island in Vergangenheit und Gegenwart. 111. 
Zweite Reise quer durch Island. Leipzig. 
—Indridi Einarsson, Die Neujahrsnacht. Übersetzt von Paul 
Herrmann. Torgau. 

Reuß, Franz, Aus Altisland (Übersetzung der Bandamanna und 
Hühner Thorir Saga). Magdeburg N. (o. J. 1909? oder Igı0?) 

Schönfeld, E. Dagobert, An nordischen Königshöfen zur 
Vikingerzeit. Straßburg. 

Stucken, Eduard, Astrid. Drama in 4 Akten. Berlin. 

Reck, Hans, Das vulkanische Horstgebirge Dyngjufjöll mit den Ein- 
bruchskalderen der Askja und des Knebelsees, sowie dem Rudloffkrater 
in Zentralisland. Berlin. | 

— Küchler, Karl, In Lavawüsten und Zauberwelten auf Island. Berlin. 

Weiß, M., Nach Schottland, Island und Norwegen. Berlin. 

Helgi Pjeturss, Island. Heidelberg. 

Frech, Fritz, Vulkane einst und jetzt. 2. Aufl. (Natur und Geistes- 
welt) Leipzig. | 

Jordan, Wilh. Die Edda. Verdeutscht. 3. Aufl. Frankfurt a. M. 

Berlin, Knud, Islands staatsrechtliche Stellung nach Untergang des 
Freistaates. ı. Abt. Übersetzt von Otto Völkers. Berlin. 

Polak,L&on, Untersuchungen über die Sigfridsagen (Dissertation) Berlin. 

Björkmann, E., Nordische Personennamen in England in alter und 
frühmittelenglischer Zeit. Halle. 


9 


— nn 


Meyer, Richard M., Altgermanicshe Religionsgeschichte. Leipzig. 

Meißner, Rudolf, Romverja saga. Berlin. 

Panzer, Friedr., Studien zur germanischen Sagengeschichte. Mün- 
chen. (I Igıo Beowulf; ıı 1912 Sigfrid.) 

Poeck, Wilh.,, Simon Külpers Kinder (Ein Fischerroman). Leipzig. 


IQII. 

Thule, Bd. 3. Die Geschichte vom Skalden Egil. Übertragen von Felix 
Niedner. Jena. 

Kochs, Mathias, Die Ethik der Edda. Bonn. 

Jon Svensson, Zwischen Eis und Feuer. Ein Ritt durch Island. 
Breslau. | 

Schneider, Karl, Die vulkanischen Erscheinungen der Erde. 
Berlin. 


-"Nansen, Fridtjof, Nebelheim. 2 Bde. Leipzig. 


J. vonHartenu.K.Henniger, Eddasagen. Herausgegeben. Köln. 

Heusler, Andr., Das Strafrecht der Isländersagas. Leipzig. 

von Unwerth, Wolf, Untersuchungen über Totenkult und Odinn- 
Verehrung bei Nordgermanen und Lappen, mit Exkursen zur altnor- 
dischen Literaturgeschichte. Breslau. 


1912. 

Thule Bd.ı. Edda. Heldendichtung. Übertragen von Felix Genzmer. Jena. 

Thule Bd. ı3. Grönländer und Färingergeschichten. Übertragen von 
E. von Mendelssohn. Jena. 

Poestion, ]J. C., Steingrimur Thorsteinsson, Ein isländischer Dichter 
und Kulturbringer. München. 

Einar Hjörleifsson, Die Übermacht. Übersetzt von E. von 

Mendelssohn. Berlin. 

Gruner, M., Die Bodenkultur Islands. Berlin. 

Schneider, Paul, Vulkanausbrüche in alter und neuer Zeit (Voigt- 
länders Quellenbücher). Leipzig. 

Wunder, L., Beiträge zur Kenntnis des Kerlingarfjöllgebirges, des 
Hofsjökulls und des Hochlandes zwischen Hofs- und Langjökull in Is- 
land. Leipzig. 

von Winterfeld, Hans Karl, Rund um Island. Dresden und 
Leipzig. 

von Knebel-Reck, Hans, Island. Eine naturwissenschaftliche 
Studie. Stuttgart. 

von Komorowicz, Maurice, Vulkanologische Studien auf einigen 
Inseln des Atlantischen Ozeans. Stuttgart. 

Thoroddsen, Th., Zur isländischen Geographie und Geologie. Teil 2. 
Deutsch von R. Palleske. Landeshut. 

Wallsee, H. E. Der Island- und Spitzbergenführer (Richters Reise- 
führer) Hamburg. 

Gering, Hugo, Die Lieder der älteren Edda. 3. Aufl. Paderborn. 

Heusler, Andr., Zum isländischen Fehdewesen in der Sturlungenzeit. 
Berlin. 


10 


Schäfer, Heinr., Waffenstudien zur Thidrekssaga. Berlin. 

Falk, Hjalmar, Altnordisches Seewesen. Heidelberg. 

Lucka, Emil, Vinland. Novellen und Legenden. Wien. 

Wilken, Ernst, Die prosaische Edda im Auszuge nebst Völsungasaga 
und Nornagests-thattr, mit ausführlichem Glossar. 2. Aufl. Paderborn. 

Breyer, A., An Islands heißen Quellen (Kriminalgeschichte). Um den 
Erdball No. 62. Berlin. 

Hermann, F., Flora von Deutschland und Finnoskandinavien, sowie 
von Island und Spitzbergen. Berlin. 


1913. 
Thule, Einleitungsband. Felix Niedner, Islands Kultur zur Wikinger- 
zeit. Jena. 
Thule, Bd. ız. Sieben Geschichten von den Ostlandfamilien. Über- 
tragen von Gustav Neckel. Jena. 
- Thule, Bd. 5. Die Geschichte von dem starken Grettir, dem Geächteten. 
Übertragen von Paul Herrmann. Jena. 
Neckel, Gustav, Die erste Entdeckung Amerikas im Jahre 1000 
n. Chr. (Voigtländers Quellenbücher) Leipzig. 
Herrmann, Paul, Inner- und Nordost-Island. Erinnerungen aus 
meiner dritten Islandfahrt. Torgau. 
_ Johann Sigurjonsson, Berg-Eyvind und sein Weib. Übersetzt 
von A. F. Cohn. Berlin. 
Helm, Karl, Altgermanische Religionsgeschichte. Bd. ı. Heidelberg. 
Hoops, Johannes, Reallexikon der germanischen Altertumskunde. 
Bd. ı. Straßburg. 
Jensen, Thit, Mona Roß. Roman aus dem heutigen Island (ı Messias’ 
Spor). Übertragen von Erich von Mendelssohn. Frankfurt a. M. 
Heusler, Andreas, Altisländisches Elementarbuch. Heidelberg. 
Heusler, Andreas, Zwei Isländergeschichten, Die Hoensna Thores 
und die Bandamanna saga. Herausgegeben. 2. Aufl. Berlin. 


IV. NEUIGKEITEN AUS ISLAND 


eit dem 25. April wurden wiederholte, ziemlich heftige Ausbrüche aus 

der Nähe der Hekla gemeldet. 

Eine neue Dampferlinie mit direktem Verkehr Island—Hamburg wird 
geplant. 

Eine Eisenbahn gibt es bekanntlich auf Island noch nicht. Weder der 
Plan, die Hauptstadt Reykjavik mit dem fruchtbaren Deltatal der Ölfusä 
undThjörsä zu verbinden, noch die Absicht, von Hüsavik nach den Schwefel- 
quellen bei Theystareykir und am Myvatn Schienen zu legen, sind bisher 
verwirklicht worden. Aber eine Lokomotive und kleine Bahn können die 
Bauern und Fischer jetzt in der Hauptstadt beim Hafenbau anstaunen. 

Am 28. März 1913 starb auf seinem Hofe Jarlstadir im Bärdardalur 
Jön Thorkelsson, fast 70 Jahre alt, einer der besten Kenner des 


11 


Ödädahraun. Nach ihm ist der Paßaufgang zur Askja von Prof. John- 
strup 1896 ‚Jönsskard‘‘ getauft worden. 1880 durchstreifte er mit 
Thorgils gjallandi das „Lavafeld der Missetaten‘“ bis nach dem 
Vonarskard und fand in Hvannalindir die Hütte eines Ächters; 1881 führte 
erE.DelmarMorgan,1ı8834 Th. Thoroddsen,späterDaniel 
Bruun und viele andere Fremde nach der Askja. 1912 begleitete er 
Hauptmann Koch nach den Kverkfjöll. Er wohnte auf verschiedenen 
Höfen im Bärdardalur: in Vidiker, Halldörsstadir, Ishöll und zuletzt in 
Jarlstadir. = 

Die erst vor zwei Jahren gegründete Universität in Reykjavik soll dem 
Vernehmen nach auch einen Lehrstuhl für germanische (resp. deutsche) 
Philologie erhalten. Für diesen ist, soweit Nachrichten bis jetzt in die 
Öffentlichkeit durchgesickert sind, neben anderen Prof. Dr. August 
Gebhardt in Erlangen in Aussicht genommen. Von einem Lektor für 
deutsche Sprache, an den man ursprünglich gedacht hatte, scheint man 
Abstand genommen zu haben. 


V. GEPLANTE REISEN NACH ISLAND 


ie wir hören, fuhr Prof. Dr. Andreas Heusler-Berlin am 
\V., Mai 1913 mit „Botnia‘“ nach Reykjavik und beabsichtigt von 
dort die ganze Südküste Islands entlang nach Akureyri zu reisen. 
Heinrich Erkes-Köln gedenkt am 29. Juni mit „Botnia‘ direkt 
nach Akureyri zu fahren und von dort den Vatnahjalli und weiter die 
Quellen der Thjörsa am Hofsjökull aufzusuchen. Darauf will er wieder 
(zum vierten Mal) ing Ödädahraun vordringen. Falls Zeit und Witterung 
es gestatten, soll zum Schluß der Reise noch der Vindheimajökull erforscht 
werden. Als Führer für diese Reise ist Sigurdur Sumarlidason von Bitru- 
gerdi bei Akureyri in Aussicht genommen. 


VI. KLEINE AUFSÄTZE. BÜCHERANZEIGEN 


EIN STÜCK AUS DER NJALSSAGA DURCH EINEN TRAUM 
BERICHTIGT UND VERVOLLSTÄNDIGT 

er Isländer Hermann Jönasson (früher Leiter der Landwirt- 
| Deenaitsschuie in Hölar im Hjaltadal) hat in zwei Vorträgen, die er im 
Februar 1912 in Reykjavik gehalten hat, von seinen Träumen erzählt, und 
diese Vorträge liegen jetzt gedruckt vor!. Die Mitteilungen, die auf 
Island großes Aufsehen erregt haben, sind subjektiv zweifellos wahr und 
vollständig anspruchslos vorgetragen; der Verfasser hat auch Jahrzehnte 


! Hermann J6önasson, Draumar. Reykjavik 1912. Isafoldarprentsmidja Kr. 1,50. 


12 


mit der Veröffentlichung gewartet und sich nur schwer dazu entschlossen ; 
man mag sich also zur Sache stellen wie man will, er ist ernst zu nehmen. 
Doch soll uns hier nicht die psychologische Beurteilung beschäftigen, ich 
will aus dem ganzen nur einen Abschnitt herausgreifen, der allerdings den 
Mittelpunkt bildet; für diesen darf ich das Interesse aller voraussetzen, 
denen das altisländische Schrifttum etwas bedeutet: es handelt sich um 
nichts weniger, als daß Ketil aus Mörk (Njäls Schwiegersohn) uns von der 
Entstehung der Njälssaga und den Ereignissen erzählt, die zum Tode des 
Höskuld Hvitanesgodi führten. 

Ketil, der dem Verfasser nächtlich im Traum erschienen ist, teilt mit, 
daß alle Beteiligten den größten Wert darauf legten, die im Njälatexte 
falsch oder ungenau dargestellten Ereignisse zu berichtigen. Er erzählt: 

Die Njälssaga! besteht aus drei ursprünglich selbständigen Sagas, der 
Saga von Gunnar Hämundarson, der Saga von Höskuld Hvitanesgodi 
und der Saga von der Njälsbrenna. Drei Jahrhunderte nach Höskulds 
Tod wurden die erste und dritte vereinigt und, was von der zweiten noch 
vorhanden war, dazwischen geschoben. Das ging nicht ohne Gewaltsam- 
keit ab, und wegen seiner Verstöße gegen die Wahrheit hat der Ordner 
nicht verdient, daß sein Name auf die Nachwelt kommt. 

Falsch sind z. B. die Angaben über das Verhalten des Mörd, der als ein 
Schurke erscheint; tatsächlich tritt er zum ersten Male beim Tode Gunnars 
auf, und weil er nur im Gefolge Gissurs ist, wird ihm von Skarphedin und 
Högni das Leben geschenkt; was vorher von ihm erzählt wird, ist unwahr, 
schon weil er nicht alt genug dazu war. Ferner ist Höskulds Tod kein ‚‚Nei- 
dingswerk‘“; denn Männer, wie Skarphedin und Käri hätten sich dazu 
nicht hergegeben. Die Ereignisse waren vielmehr folgende: 

Auf dem Wege zu einem Gastgebote Höskulds stürzt Njäl mit dem Pferd 
und muß sich nach Hause schaffen lassen; seine Söhne und Käri reiten 
auf seinen Wunsch dahin. Dort schmäht gegen Abend der freigelassene 
Ire Kjarval vor Höskuld, der seinem Pflegevater zu Ehren den Hochsitz 
freigelassen hat, Njäl, und da der darüber erregte Höskuld nicht sofort 
scharf entgegentritt, kommt es zu einem Wortwechsel zwischen Skarphedin 
und Höskuld. Skarphedin geht hinaus, Höskuld tadelt den Iren schwer, 
Käri folgt Skarphedin und sucht ihn zu versöhnen; trotzdem Skarphedin 
‚ sich überzeugt, daß nur ein Mißverständnis vorliegt, verläßt er mit den 
Seinen die Versammlung. Die Sache wäre leicht auszugleichen, aber 
beide werden von ihren Leuten gegeneinander aufgehetzt und auch ein 
wohlgemeinter Versuch des greisen Njäl scheitert daran, daß keiner 


I Es sei darauf hingewiesen, daß die „Geschichte vom weisen Njäl“ in der Samm- 
lung „Thule‘“ deutsch erscheinen wird. 


13 


dem anderen entgegenkommen will. — Weitere Ereignisse vertiefen 
den Riß. | 

Ein entfernter Verwandter Höskulds, Thorbjörn, ein eigennütziger und 
unüberlegter Mann, Nachbar Skarphedins, läßt seine Zuchthengste auf 
dessen Gebiet Schaden anrichten; dafür wird er vom Pflegesohn Skarp- 
hedins, Grim, zurechtgewiesen, und da er dafür Skarphedin schmäht, 
erschlagen. Höskuld begibt sich mit seiner Frau zu Flosi in Svinafell, um 
diesen um Rat zu fragen. Inzwischen aber planen seine zu Hause geblie- 
benen Mannen, die den verjagten Kjarval herbeigeholt haben, einen Mord- 
anschlag auf Grim. Das Ziel wird durch einen Zufall und eine List er- 
reicht; dabei fällt aber auch Kjarval. Die Mörder wagen es nicht, nach 
Hause zurückzukehren, sondern suchen ihren Herrn Höskuld bei Flosi 
auf. Flosi schlägt daraufhin Höskuld einen Wohnungswechsel vor, dieser 
lehnt ihn aus Furcht vor übler Nachrede ab und bittet nur um Schutz für 
die Mörder Grims. 

Njäl sucht wieder auszugleichen zwischen seinem Sohne und seinem 
Pflegesohne. Skarphedin geht nicht darauf ein und lehnt auch wegen der 
weitausgedehnten Freundschaft Höskulds und der unsicheren Stellungnahme 
Njäls ein Schiedsgericht ab. Wie Höskuld, so weist auch er jetzt einen 
Ortswechsel von sich, obwohl ihm dieser eine Besserung bringen soll. Nach 
diesem Mißerfolg geht Njäl zu Flosi und mit diesem zu Höskuld; aber das 
Ergebnis ist das nämliche; Höskuld will erst für Thorbjörn Bußehaben. Njäl 
verzweifelt: er weiß, daß das Schicksal unaufhaltsam seinen Weg geht. 

Jetzt erst tritt Mörd in die Geschichte ein, ein weiser und gesetzeskun- 
diger Mann, zurückhaltend und gar nicht streitlustig; seit der Aussöhnung 
Skarphedins bester Freund. Skarphedin reitet mit seinen Brüdern, Käri 
und Mörd nach Vorsabaer (zu Höskuld) und bringt gegen Höskuld Klage 
vor. Ein sehr gereizter Wortstreit führt zu keinem Ergebnis. Bald darauf 
meldet Mörd Skarphedin, daß Höskuld große Vorbereitungen zu einem 
Überfall treffe; dem will dieser zuvorkommen, aber nicht mit großem Ge- 
folge: es sollen nicht viele fallen. Sie lauern zu vieren Höskuld auf, und 
dieser fällt im Zweikampfe mit Skarphedin. Um die Schuld gemeinsam 
auf sich zu nehmen, verwunden alle vier nochmals den toten Höskuld und 
erschweren so die Rache. 

Der Stil des Buches, das nach isländischem Urteil in reinem, klaren 
Landisländisch geschrieben ist, sucht auch in unserem Abschnitt nicht 
künstlich den Sagaton zu treffen; alles ist natürlich und einfach, und wenn 
man doch mitunter an die bekannte Form erinnert wird, so ergibt sich das 
aus dem Stoff und stellt sich (z. B. bei Reden und Gegenreden) von selbst ein. 
Eisenach W. Heydenreich 


14 


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Alle Mitglieder der Vereinigung, die 
an den Mitteilungen mitzuarbeiten 
geneigt sind, werden gebeten, davon 
den Herausgeber in Kenntnis zu setzen 


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EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA 


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Altnordische Dichtungund Frosaf 


Herausgegeben,von Proiessor Felix Niedner 
Soeben erschien” 


DIEGESCHICHTEVONDENLEUTENAUSDEM LACHS- } 


WASSERTAL. Übertragen von Rudolf Meißner. Bd. 6. br.'M 4.— 
geb. M 5.50 P 


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Im Herbst 1913 erscheint noch 


FÜNF GESCHICHTEN AUS DEM WESTLICHEN NORD- 
AND. Übertragen von Frank Fischer und W.H. Vogt. Bd. 10.7 Bi 
Inhalt: Die Geschichte vonden Leuten ausdem Seetal. Die Geschichte 2 
von Finnbogi dem Starken. Die Geschichtevon Thord und seinem Zieh- 
sohn. Die Geschichte vom durchtriebenen Ofeig. Die Erzählung von 
Thorhall Biermütze. ze 


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tungen und Anmerkungen von Andreas Heusler. Bd. ı. br. M3.—, 
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DIE GESCHICHTE VOM SKALDEN EGIL. Übersetzt von Felix} 
Niedner. Bd. 3. br. M 4.—, geb. M 5.50 
DIE GESCHICHTE VON DEM STARKEN GRETTIR, DE 
GEÄCHTETEN. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 Ansichten’ 
und ı Karte. Bd. 5. br.M 5.—, geb. M 6.50 ni 

SIEBEN GESCHICHTEN VON DEN OSTLAN D-FAMILIEN 
Übersetzt von Gustav Neckel. Bd. 12. br. M 3.50, geb. M 5.— = 
Inhalt: Die Erzählung von Thorstein dem Weißen. Die Geschichte von den Männern anf 
der Waffenförde, Die Erzählung von Thorstein Stangenhieb. Die Erzählung von Gunnar, 
dem Töter Thidrandis. Die Geschichte vom Freyspriester Hrafnkel. Die Geschichte von den f 
Söhnen der Droplaug. Das Bruchstück von Thorstein, dem Sohn Siduhalls. - Fe 
GRÖNLÄNDER UND FÄRINGER GESCHICHTEN. Übersetzt‘ 


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von Erich von Mendelssohn. Bd. 13. br. M5.—, geb.M 6.50 | 
Inhalt: Die Geschichte von Erich dem Roten. Die Erzählung von den Grönländern. Die | ? 
Geschichte von Einar, dem Sohne Sokkis. Die Geschichte der Leute aus Floi. Die Geschichte f 
von Fuchs dem Listigen. Die Geschichte von den Schwurbrüdern. Die Geschichte ‚der | 
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Leute auf den Färöern. 5 


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Die ersten 13 Bände werden IQIS5 vollständig vorliegen. Die 
weiteren Bände werden nur in Angriff genommen, wenn der Ver- 
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Im Abonnement auf wenigstens zehn Bände ist der Preis ermäßigt 


Druck der Fürstl. priv. Hofbuchdruckerei (F. Mitzlaff) Rudolstadt 


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Inhalt 


Seite 

I. Zur Geschichte der ‚‚Vereinigung der Islandfreunde“ 
I. Erste Mitgliederversammlung „0... 2 u 2 27 
2. Mitgliederverzeichnisr. 270-1. Bas Se Te 
3; Die Bibliothek... %. ir... ae MER SE Et 
4. Persönliches . . . . ZEN, 
II. Paul Herrmann und Island von Ww. anti. erde: 1222: 
III. Neues von den Färöern von H. Rudolphi . . . .... 26 
IV. A Spezialkarten von Island von H.Gering . . . 28 
B Die Kartierung des südlichen Westisland von H. Spethrmann 29 
V.-Kürze. Besprechüngen «hu»; 2 er a a Eee 
VI. Nachrichten-aus Island... ....2 2.08 ©. Ve. 0 ne ee 


ISLANDFREUNDE 


werbet 
Mitglieder 


unter allen, die sich für 


Natur und Volk, Sprache und Geschichte 


Islands und der Färöer 


interessieren 


Anmeldungen, Anfragen und Mitteilungen erbeten an Herrn 
Sanitätsrat Dr. O, Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr. 5 


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MITTEILUNGEN DER 
U ISLANDFREUNDE 


ORGAN 
R; VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE 


HERAUSG.: PROF. DR.W.HEYDENREICH IN EISENACH U. DR. H. RUDOLPHI 
INPRAG — VERLAG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENA 


A jie Mitteilungen der Islandfreunde erscheinen als Vierteljahrsschrift und 
| rerden den Mitgliedern der Vereinigung kostenlos geliefert und vom Verlage 
zugesandt. Der Mitgliederbeitrag beträgt jährlich 6 Mark 


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I. ZUR GESCHICHTE 
DER „PEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE“ 


ERSTE MITGLIEDERVERSAMMLUNG, ABGEHALTEN AM 
8. JUNI 1913, ABENDS 8 UHR, IM HOTEL HÖRITZSCH ZU 
! DRESDEN 

inwesend: Herr H. Benary-Erfurt, Herr und Frau Sanitätsrat Dr. 
Cahnheim- Dresden, die Herren Verlagsbuchhändler E. Diede- 
dlichs- Jena, Sanitätsrat Dr. Dierbach-Berlin, Prof. Dr. Herr- 
nann- Torgau, Prof. Dr. Heydenreich-Eisenach, Dr. Rudol- 
Hll- Prag und Stabsarzt Dr. Schultz- Dresden. 
Herr Sanitätsrat Dr. Cahnheim begrüßt als ältestes anwesendes 
glied und als Einberufer der Versammlung die Erschienenen und wird 
ch Zuruf zum Versammlungsleiter gewählt. Als solcher stellt er das 
€ Interesse fest, das allerseits der jungen Vereinigung und deren Be- 
ebungen entgegengebracht wird, was auch durch die Zahl der auf die 
inladung zur heutigen Versammlung erfolgten Antworten bestätigt wird. 
esandt 60, Absagen 32, Zusagen 10.) Ein Begrüßungstelegramm des 
auf einer Islandfahrt befindlichen Herrn H. Erkes, das vormittags aus 
nhagen eingetroffen war, wird verlesen. 
ie Nachricht von dem frühzeitigen Hinscheiden des jungen, hoffnungs- 
reichen Mitglieds unserer Vereinigung, des Herrn Erich von Men- 
 delssohn (f in Helsingör 17. Juni ı913 im Alter vor 26 Jahren) 


= ——__ 


wird bekannt gegeben; sein Andenken wird von den Anwesenden durch 
Erheben von den Sitzen geehrt. 

Hierauf trat man in die Tagesordnung ein und faßte folgende Beschlüsse: 

I. Die Vereinigung tritt ins Leben unter dem Namen: „Vereinigung der 
Islandfreunde“. (Nach Antrag Gebhardt- Erlangen.) 

2. Die Herren: Prof. Dr. Thoroddsen in Kopenhagen, Geh. Rat 
Prof. Dr. Gering in Kiel, Prof. Dr. Mogk in Leipzig und k. k. Hofrat 
Poestion in Wien werden zu Ehrenvorsitzenden ernannt. Der ge- 
geschäftsführende Vorstand wird aus folgenden Herren zusammengesetzt: 

Vorsitzender: Prof. Dr. P. Herrmann in Torgau (Elbe). 

I. Schriftführer: San.-Rat Dr. O. Cahnheim in Dresden-A., 
Gellertstr. 5. 

2. Schriftführer: H. Erkes in Köln, Hansaring 81. 

Kassenwart: Verlagsbuchhändler E. Diederichs in Jena. 

Die Herausgabe der ‚Mitteilungen‘ wird Herrn Prof. Dr. W.Heyden- 
reich in Eisenach, Bahnhofstr. 53 und (für die Färöer) H. Dr. H. Ru- 
dolphi in Prag, Obstmarkt 7 übertragen. Die anwesenden Herren 
nehmen die ihnen übertragenen Ämter an. = 

3. Als Organ der Vereinigung sollen „Mitteilungen“ herausgegeben 
werden, vierteljährlich ein Heft zum Quartalsersten im Umfang von einem 
halben bis zu einem ganzen Druckbogen im Verlag von E. Diederichs 
in Jena. Die Mitteilungen sollen Kunde geben von allen Neuerscheinungen 
auf naturwissenschaftlichem und literarischem Gebiet, die mit Island und 
den Färöern zusammenhängen, nach Verfasser, Titel, Verlag usw. und ge- 
gebenenfalls kurze, den Umfang einer halben Druckseite nicht überschrei- 
tende Auszüge und Besprechungen bringen. Von Originalabhandlungen 
soll unter allen Umständen abgesehen werden. 

4. Das Geschäftsjahr reicht vom ı. Juli bis 30. Juni. Der Jahresbeitrag 
beträgt 6 M. 

5. Alljährlich soll in der Woche nach Ostern eine Mitgliederver- 
sammlung an wechselndem Ort stattfinden, auf der jedesmal der Ort 
der nächsten Tagung festgesetzt wird. Die Einladung zu dieser Versamm- 
lung nebst etwaigen Anträgen zur Tagesordnung, Zeit und sonstige dies- 
bezügliche Mitteilungen hat der Schriftführer spätestens 4 Wochen vor- 
her den Mitgliedern bekannt zu geben. Die nächste Versammlung findet 
Ostern 1914 in Berlin statt. 

6. Es ist geplant im Laufe der Zeit eine eigene Bücherei der Ver- 
einigung anzulegen. Daher wird die Bitte und Erwartung ausgesprochen, 
daß jedes Mitglied, das Arbeiten im Druck erscheinen läßt, ein Exemplar 
‚der Vereinigung stiftet, auch Sonderabdrucke, Zeitschriftenartikel usw. an 


18 


diese Bücherei schenkungsweise überläßt. Alle solche Zuwendungen werden 
an die Adresse des Herausgebers der ‚Mitteilungen‘, Prof. Dr. Heyden- 
reich in Eisenach, erbeten. 

7. Über das Vorgehen, neue Mitglieder zu gewinnen, werden verschiedene 
Verabredungen getroffen und Vorschläge gemacht. — Schluß der Sitzung 
I0 Uhr. 

Diese erste Tagung der Vereinigung der Islandfreunde verlief zu allge- 
meiner Befriedigung der Teilnehmer und alle äußerten sich dahin, sie hätten 
die Überzeugung gewonnen, daß durch diese Neugründung einem wirklichen 
Mangel abgeholfen werde und alle Anzeichen vorhanden seien, daß sich 
viele Anhänger anschließen würden und etwas wirklich Gutes geschaffen 
sei; auch daß der eingeschlagene Weg der richtige sei, vorwärtszukommen. 


2. MITGLIEDERVERZEICHNIS 
(bis 27. August 1913) 
. Alfred Baß, Verlagsbuchhändler, Leipzig-Reudnitz, Bahnhofstr. 17. 
. Fritz Breyhan, Lehrer, Bremen, Utbremerstr. 184 b. 
Dr. Hans von Burgsdorf, Markendorf b. Frankfurt a. O. 
. Werner Dette, Kapitänleutnant, Wilhelmshaven, Adalbertstr. 12. 
. Dr. Eduard Erkes, Leipzig, Humboldtstr. 12. 
52. Frau H. Frentzel, Leipzig, Rabensteinplatz 2. 
Dr. L. Freund, Privatdozent, Prag II, Taborgasse 48. 
Dr. Rolf v. Görgey, Wien I, Universität, Mineralog.-petrogr. 
Institut. 
. Dr. Max Geiger, Öberlehrer, Eisenach, Bellevuestr. 6. 
56. Hans Hansen, Heide (Holstein), Klaus Grothstr. 10. 
Ludwig Klinenberger, Redakteur, Wien I, Fichtegasse 11. 
58. August Kromeyer, Oos bei Baden (Baden), Sinzheimerstr. 38. 
Prof. Dr. Karl Lehmann, Göttingen W., Weberstr. 19. 
k. k. Regierungsrat Dr. Heinrich v. Lenk, Vizedirektor der 
österr. Hofbibliothek i. R. Wien XIII, Penzingerstr. 108. 
61. Heinrich Liecke, Privatgelehrter, Dresden-A., Heubnerstr. 25. 
62. Frau Veronika Lüke, Königsberg i. Pr., Pragheimer Pulver- 
tum 4.2. | 
63. Dr. Max Meinicke, Oberlehrer, Eisenach, Wörthstr. 29. 
Frl. Marie Mikkelsen, Kopenhagen, Havnegade 33. 
.Georg Paha, Beamter, Liesing-Wien, Schloßgasse 4. 
66. Dr. Viktor Pietschmann, Wien VIII, Pfeilgasse 7. 
69. Dr. Rechenbach, Marineoberstabsarzt, Gerswalde i. d. Ucker- 


mark. 


3° 419 


68. Severin Rüttgers, Düsseldorf-Eller, Schweidnitzstr. 19. 

69. Dr. Wilhelm Ruhfus, Verlagsbuchhändler, Dortmund, Kaiser 
Wilhelmallee 59. 

70. Prof. Dr. K. Sapper, Straßburg i. E., Herderstr. 28. 

71. E. Sonnemann, Bremen, Waller Chaussee 96. 

72. Prof. Dr. Max Trautz, Heidelberg, Ziegelhäuser Landstr. 27. 

73. H. E. Wallsee, Dockenhuden b. Hamburg, Wedelerchaussee 161. 

74. Frau Anny Wothe-Mahn, Schriftstellerin, Leipzig-St., Marien- 
höhe, Schönbachstr. 10. 

75. Dr. Hermann Neumann, Bibliotheksekretär, Greifswald, 
Grimmerstr. 69, 

76. Dr. med. Fritz Böhme, Dresden-A, Christianstr. 28. 

79. Dr. med. Rudolf Schmidt, Kgl. Polizeiarzt, Dresden-A, Prager- 
straße 9. 

78. Dr. med. Ernst Flach, Ludwigshafen a. Rh., Städt. Krankenhaus. 

79. Dr. Max Gruner, Halensee b. Berlin, Hobrechtstr. 10. 


3. DIE BIBLIOTHEK 
DER VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE 
ie in dem Berichte über die Dresdener Versammlung mitgeteilt ist, 
wird eine Bibliothek gegründet werden, die den Interessen aller Island- 
freunde dienen soll. Zuwendungen dazu werden von allen 
unseren Mitgliedern erbeten; es wird ersucht, sie an den 
Herausgeber der Mitteilungen einzusenden. Vor allem wer- 
den diejenigen Mitglieder, die etwas Island Betreffendes drucken lassen 
(Buch, Abhandlung, Artikel) dringend ersucht, ein Exemplar (einen Ab- 
druck) zu stiften. Ebenso werden von Verlegern zugesandte Druckschriften, 
soweit sie nicht vom Anmelder beansprucht werden, in die Bücherei auf- 
genommen. Jeder Zuwachs wird im folgenden Heft der Mitteilungen be- 
kannt gegeben. 
Bis jetzt sind folgende Bände eingeliefert: 

ı. Hans Rudolphi, Die Färöer; Sonderabdruck aus d. Ztschr. 

d. Ges. f. Erdk. zu Berlin 1913. Geschenk des Verf. 
. Anny Wothe, Der Hof des Schweigens; ein Roman aus Island. 
.—, Die Frauen vom Sundwallshof; Roman. 
.—, Aus dämmernden Nächten: Roman. 
.—, Sturmvögel; Roman. 2.—5. Geschenke der Verfasserin; 

sämtliche in Zeitungsausschnitten. 
. Feirefiß, Germanische Kulturprobleme; Leipzig, Neuer Verlag, 

Deutsche Zukunft 1910. 


20 


nah ww N 


O\ 


7.A. Baß, Deutsche Vornamen, Leipzig-Stötteritz, Nationale Kanzlei 
1909. 

8—10. Dohse, Gefahr im Verzuge! a) Ein Wort zur Erhal- 
tung des Plattdeutschen. b) Der heutige Stand der neuniederdeutschen 
Dichtung. c) Moderne Bestrebungen zur Pflege d. niederd. Spr. u. 
Lit. Leipzig ıgıı.. 6.—ı0. Geschenk des Herrn Verlagsbuchhändlers 
Baß in Leipzig-Reudnitz. 

ı.. Natur, Halbmonatsschrift, 1913, Heft 18; Leipzig, Thomas. Darin 
ein Artikel (mit Bildern) von C. Küchler: Zwei nordische 
Zauberwelten. Vom Verlag. 

2. Hamburger Kolonialinstitut, Bericht über das vierte 
Studienjahr 1913. Im Austausch. 

13. Lotos, Naturwissensch. Zeitschrift, aus 60, ı9I2. Inhalt: Dr. 
L. Freund, Die Färöer; mit Tafeln. 

14. Dr. L. Freund, Walstudien. Aus den Sitzungsberichten der Wiener 
Akademie 1912. 13.—ı4. Vom Verfasser. 

15.—18. Sagabook of the Viking Club 1. I. III IV. Ge- 
schenk des Herrn Sanitätsrat Cahnheim in Dresden. 

I9.—24. Thule, Altnordische Dichtung und Prosa. Eugen Diederichs 
Verlag in Jena. Geschenk des Verlegers. 

19. Felix Niedner, Islands Kultur zur Wikinger- 
zeit. Mit 24 Ansichten und 2 Karten. Einleitungsband. 

2. Edda I, Heldendichtung. Übersetzt von Felix Genzmer. 
Mit Anmerkungen und Einleitung von Andreas Heusler. Bd. ı. 

2. Die Geschichte vom Skalden Egil. Übersetzt von 
Felix Niedner. Bd. 2. 

2. Die Geschichte von dem starken Grettir, dem 
Geächteten. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 An- 
sichten und ı Karte. Bd. 5. 

233. Sieben Geschichten von den Ostland-Familien. 
Übersetzt von Gustav Neckel. Bd. 12. 

2. Grönländer und Färinger Geschichten. Übersetzt 
von ErichvonMendelssohn. Bd. 13. 


4. PERSÖNLICHES 
Erich von Mendelssohn f 
ie Vereinigung der Islandfreunde hat mit dem am 17. Juni 1913 erfolg- 
D.:: Tod des jungen, in Kopenhagen lebenden Schriftstellers Erich 
von Mendelssohn, der ein Alter von nur 26 Jahren erreicht hat, 
den Verlust eines Mitglieds zu beklagen, dem Island durch mehrfachen 


21 


längeren Aufenthalt eine zweite Heimat geworden war. Mendelssohn 
liebte an Island das große Schweigen der Natur, seine Lavafelder, seine 
Gletscher, das Primitive seiner Kultur. Die Einsamkeit Islands war ihm, 
dem sensitiven Künstler, die notwendige Anregung, um für seine Kunst 
zu einer inneren Geschlossenheit seiner Persönlichkeit zu kommen. Er hat 
im Verein mit dem Isländer G. G. Zo&ga in der Sammlung „Polyglott 
Kuntze“ einen kleinen isländisch-deutschen Sprachführer herausgegeben; 
ferner übersetzte er für die Sammlung „Thule“ die „Grönländer- und 
Färingergeschichten‘‘ und veröffentlichte eine Übersetzung von Einar 
Hjörleifssons Roman: Ofurefli, unter dem Titel: Übermacht, Berlin 
ı9ı2 und Thit Jensen, Mona Roß, Roman aus dem heutigen Island, 
Frankfurt a. M. 1913. Jetzt stand er im Begriff, den Winter in Island zu 
verleben, um einige literarische Arbeiten zu Ende zu bringen, und auch 
mehrere touristische Pläne beschäftigten ihn. Der Tod hat allem ein früh- 
zeitiges Ende gesetzt. Wer ihn persönlich kannte, wird ihm das Andenken 
eines hoffnungsvollen Künstlers und eines sympathischen Charakters be- 
wahren. Eugen Diederichs 


J. C. POESTION 60JÄHRIG 

nser Ehrenpräsident J. C. Poestion in Wien, der am 3. Febr. 
Li zum k.k. Hofrat (Rang eines Generalmajors) ernannt worden ist, 
hat am 7. Juni seinen 60. Geburtstag gefeiert. Zahllose Freunde 
und Verehrer des unermüdlichen Meisters haben ihm an diesem Tage ihre 
Huldigung dargebracht. So lesen wir in dem eben erschienenen Heft der 
isländischen Zeitschrift Skirnir ein Gedicht des greisen Dichters Stein- 
grimur Thorsteinsson, dessen 80. Geburtstag vor 2 Jahren P. 
durch eine eigene Biographie mit übersetzten Proben aus seinen Dichtungen 
(Georg Müllers Verlag, München und Leipzig 1912) gefeiert hatte. Das 
Gedicht Steingrimursan den Jubilar kann man etwa folgendermaßen 
ins Deutsche übertragen: 


AN HOFRAT ]J. C. POESTION 
zum 60. Geburtstag am 7. Juni 1913 


Du Sohn des Südens, der du um das Land 
Des Eises väterlich dich angenommen, 

Du machtest unsere Art und Ehr bekannt, 
Und unser Ruf hat viel dadurch gewonnen. 
Des Geistes Reichtum hast in Lieb’ und Treu 
Zu unsres Volkes Frommen du gespendet: 
Drum sei von hier stets tausendfach aufs neu 
Dir unser ehrerbiet’'ger Dank gesendet. 


22 


Zu höh’rem Schwung — auf Denis-Sineds! Grunde — 

Hast du zu guter Stund’ emporgeführt 

Dein reiches Wirken: Lob aus unserem Munde 

Und Ruhmeskranz dafür dir stets gebührt. 

Es. dankt dir Frön?, dem du seit langen Zeiten 

Der Müh und Arbeit Opfer botest dar 

Dort in der Fern, wo durch die Lande gleiten 

Der tiefen Donau Wellen, laut und klar. W.H. 


II. PAUL HERRMANN UND ISLAND’ 
VON W. HEYDENREICH 


ngir menn skilja oss betur en Pjoöverjar“, kein Volk versteht uns 

besser als die Deutschen. Diese Einsicht bricht sich in Island trotz 
gelegentlicher Seitensprünge immer mehr Bahn. Und wir Deutsche, die 
ohne jegliches Haschen nach irgendwelchen materiellen Vorteilen ein reines 
ungetrübtes Interesse für unsere Stammesverwandten im hohen Norden 
haben, freuen uns, daß diese Erkenntnis allmählich durchdringt. Wir dür- 
fen aber auch ohne Überhebung sagen, daß kein Volk mit größerer Be- 
geisterung und Ausdauer sich um die Erforschung Islands bemüht hat. 
Unter den Männern, die in jüngster Zeit sich um die Verbreitung und Ver- 
tiefung der Kenntnisse von dieser Insel in Altertum und Gegenwart Ver- 
dienste erworben haben, darf der Name Paul Herrmann mit in 
erster Reihe genannt werden. 

Die Beschäftigung mit dem deutschen Altertum führte ihn zum Studium 
.der Mythologie und Sagengeschichte der germanischen Völker; naturgemäß 
ergab sich das Bedürfnis, sich dazu mit altnordischer Sprache und Litera- 
tur vertraut zu machen. Die erste Frucht mythologischer Studien war 
eine deutsche Mythologie (1898, 2. Aufl. 1906) und 5 Jahre später eine 
I Denis (1729—ı800) hat unter dem umgekehrten Namen Sined als erster in 
Österreich altnordische Dichtungsart bekannt gemacht. ? Fr 6n (n.) ist dichterischer 
Name für Island. ®?P.Herrmann, NordischeMythologie in gemein- 
verständlicher Darstellung. Leipzig, Engelmann, 1903. —P. Herrmann, Erläute- 
rungen zu den ersten neun Büchern der dänischen Geschichte des Saxo Gram- 
maticus. I. Teil, Übersetzung; ebenda ıgoı.— P. Herrmann, Island in 


Vergangenheit und Gegenwart. Reiseerinnerungen; ebenda; I. u. II. 
1907, 1II. 19170.— P. Herrmann, Inner- und Nordostisland. Torgau 


1913. — Die Geschichte von HrolfKraki, aus dem Isländischen über- 
setzt, erläutert und mit sagengeschichtlichen Parallelen versehen von P. H. Torgau 
19055. — Die Neujahrsnacht, Isländisches Märchendrama, übersetzt, ein- 


geleitet und erklärt von P. H. Torgau ıgro. — Die Geschichte von dem 
starken Grettir, dem Geächteten, übertragen von P. H. Mit 8 An- 
sichten und I Karte (Sammlung Thule V). Jena, Diederichs, 1913. 


23 


Nordische Mythologie. In diesen beiden Büchern hat der Verf. 
zum ersten Male die methodische Forderung, zwischen deutschen und nor- 
dischen Überlieferungen zur Religion und Religionsgeschichte scharf zu 
scheiden, durch Zerlegung in zwei selbständige Werke streng durchgeführt. 
Seine nordische Mythologie stellt sich (wie die deutsche) zugleich die Auf- 
gabe ‚„gemeinverständlich‘ zu sein, und ich möchte sagen, daß ihr haupt- 
sächlicher Wert auf der Verbindung von gründlicher Quellenkenntnis mit 
populärer Darbietung beruht. Die Auffassungen auf diesem schwierigen 
Gebiet wechseln, die Forschung schreitet weiter, aber die Grundlagen dazu 
finden sich in diesem Buche bequem zugänglich gemacht und sorgfältig 
zitiert. Die Anordnung des Stoffes entspricht den an eine moderne reli- 
gionsgeschichtliche Darstellung zu stellenden Forderungen: nach der Be- 
sprechung der Quellen folgt der erste Hauptteil, der vom Seelenglauben 
handelt, dann wird der Übergang zur Naturverehrung dargestellt, hierauf 
der Götterglaube, zum Schluß der Kultus und im Anhang finden wir als 
5. Hauptteil eine Würdigung der Vorstellungen vom Anfang und Ende der 
Welt. Das Buch kann allen Islandfreunden zur Einführung in dieses höchst 
interessante Gebiet nur empfohlen werden. 

Zwischen den beiden mythologischen Handbüchern liegt zeitlich eine 
Übersetzung der ersten neun Bücher der dänischen Geschichte des 
Saxo Grammaticus, der eine Übersichtskarte über die bei Saxo 
vorkommenden geographischen Namen beigegeben ist. Wir sehen, wie der 
Verf., der zur Mythologie die Sagengeschichte als Quelle brauchte, in diese 
selbst einzudringen sucht. Wer je Saxo gelesen hat, weiß, daß eine solche 
Übersetzung keine leichte, dafür aber um so dankenswertere Aufgabe ist. 
Diese Übersetzung steigt noch an Wert durch die im Anhang abgedruck- 
ten stilistischen Untersuchungen von Prof. Dr. Knabe in Torgau. 
Übrigens ist die Übersetzung nur eine Vorarbeit, ein erster Teil, dem später 
ein zweiter, der Hauptteil folgen soll: ein sachlicher Kommentar zu dem 
sagengeschichtlichen Teil Saxos. Hoffen wir, daß der Verf. dieses Ver- 
sprechen einzulösen bald in der Lage sein möge. 

An dieses Studium der fremdsprachlichen Quellen der germanischen 
Heldensage schließt sich die gründliche Behandlung einer Saga an. Diesem 
Ziele ist ein Gymn.-Progr. von Torgau 1905 gewidmet, die Übersetzung 
der Geschichte von Hrolf Kraki. Das Heft bietet außer 
der Übersetzung eine Erläuterung und sagengeschichtliche Parallelen, die 
wie alle Schriften unseres Verf. von staunenswerter Belesenheit Zeugnis ab- 
legen. 

Die Sagastätten Islands aufzusuchen war das Ziel, das P. H. nach Is- 
land trieb. Und diese Reisen (ermöglicht durch vom preußischen Unter- 


24 


richtsministerium gegebene Reisestipendien) führten in ds moderne 
Island, eine Wendung, die der Verf. mit vollem Bewußtsein gemacht 
hat. Die Reiseerinnerungen (die in drei stattlichen Bänden und einem 
Gymn.-Progr. vorliegen) zeigen zwar immer wieder, daß H. in erster Linie 
Sagen- und Sagaforscher ist; aber sehen wir auch nur den ersten Band 
des Werkes an, dann finden wir, daß sein Interesse keineswegs diesen For- 
schungsgebieten allein angehört. Im Gegenteil. Es gibt keine Seite der 
materiellen und geistigen Kultur der Isländer, sowie der naturwissenschaft- 
lichen Untersuchung des Landes, die nicht sorgfältig auf Grund der ge- 
wissenhaftesten Vorbereitung dargestellt wäre, ja man hat den Eindruck, 
daß der Verf. der naturwissenschaftlichen Seite, weil sie ihm anfangs frem- 
der war, ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat. Die geologischen 
Mitteilungen sind im 3. Band noch reicher als in den beiden ersten, weil H. vor 
der zweiten Reise sich in diese Wissenschaft einzuarbeiten eifrig bemüht war. 

Band I und II enthalten außer den reichhaltigen allgemeinen Mittei- 
lungen über Land und Leute in Vergangenheit und Gegenwart die Reise 
von Reykjavik und Umgebung (bis Pingvellir) nach dem Geysir, der Hekla, 
Oddi (Schauplatz der Njälssaga), durch die Vestur- und Austurskafta- 
fellssysla, die Suöur- und Noröurmülasysla, Suöur- und Noröurpingey- 
jasysla nach Akureyri. Diese Reise ist eine großartige touristische Leistung, 
die allgemeine Anerkennung bei allen Sachkundigen gefunden hat. Der 
dritte Teil hebt an mit einer Rundfahrt um Islands Küsten und führt dann 
von Reykjavik aus über den Surtshellir nach Borg (den Sitz des Skalden 
Egill Skalagrimsson), an der Süd- und Nordküste der Snfellssysla ent- 
lang, am Hvammsfjöröur vorbei, dann über die Kollabüöaheiöi nach der 
Nordküste, an dieser bis Hölar im Hjaltadal, durch den ‚„Kielweg‘‘ nach 
der Südküste, an dieser entlang bis Reykjanes und nordostwärts nach 
Reykjavik zurück. Das Programm von 1913 erzählt in kürzerer Form 
von Inner- und Nordostisland (durch den Sprengisandur und zur Melrak- 
kasljetta). Wir sehen, der weitaus größte Teil der Insel ist durchforscht. 
Es kann hier nur im allgemeinen darauf hingewiesen werden, mit welcher 
Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit der Verf. alle zugänglichen Notizen zu- 
sammengetragen hat, man kann ohne Übertreibung sagen, daß jemand, 
der nach seinem Buche auf seinen Pfaden wandeln will, auf jede denkbare 
Frage eine befriedigende Antwort findet. Und damit ist das Werk, das 
den bescheidenen Titel Reiseerinnerungen führt, das zuver- 
lässigste und ausführlichste Reisehandbuch für jeden, der nach 
Island fahren und dort sich wirklich umsehen will. Aber auch zu Hause 
am Schreibtisch ist das Buch eine anregende Lektüre, zudem es mit einer 
Menge meist selbst aufgenommener Bilder geschmückt ist. 


25 


Zwischen den beiden Reisewerken (I—II und III) liegt ein Programm 
von Torgau, das uns mit einem modernen isländischen Drama bekannt 
macht: Die Neujahrsnacht von Indriöi Einarsson. Hier sehen 
wir H. wieder in seinem Lieblingsthema Volkssagen und zwar bei den Elfen- 
vorstellungen, die noch heute im isländischen Volke leben. Eine ausführ- 
liche Einleitung und Erklärungen erschließen das Verständnis dieser uns 
fremden Gedankenwelt. Die Übersetzung liest sich glatt und gut. 

Begreiflicherweise wurde H. auch aufgefordert, an dem Sammelwerke 
„Ihule‘“ mitzuarbeiten, das von F. Niedner bei Diederichsih 
Jena herausgegeben, altnordische Dichtung und Prosa den Deutschen er- 
schließen will. H. hat für diese Sammlung zunächst zu dem Einleitungs- 
band zwei Kärtchen gezeichnet, eine „Übersicht über die Wikingerzüge 
und Entdeckungsfahrten der Nordgermanen‘“, eine sehr dankenswerte Bei- 
gabe, und „Island zur Sagazeit‘‘. Zuletzt ist seine Übersetzung der Ge- 
schichte von dem starken Grettir, dem Geäch- 
teten in derselben Sammlung erschienen. Auch hier zeigt H. seinen Blick 
für das eigenartig Isländische, indem er diese Figur, in der die Isländer 
die Verkörperung ihrer Eigenart sehen, dem deutschen Lesepublikum zu- 
gänglich gemacht hat. Die Übersetzung liest sich gut (auch die Über- 
setzung der Strophen ist gelungen) und hat glücklich abgesehen von der 
in anderen Bänden von Thule erscheinenden, das Nachsuchen erschweren- 
den Verdeutschung geographischer Namen. Dieser Band ist bis jetzt außer 
dem Einleitungsband der einzige der Sammlung Thule, der Bilder enthält. 
Diese tragen wesentlich dazu bei, der Phantasie des Lesers Nahrung zu 
bieten, diesem die Möglichkeit zu geben, das Gelesene sich deutlich vor 
Augen erscheinen zu lassen. 


II. NEUES VON DEN FÄRÖERN 
VON HANS RUDOLPHI 


iese kleine Inselgruppe, die die meisten Reisenden auf der Fahrt nach 

Island berühren, war im letzten Jahrzehnt Gegenstand wichtiger 
wissenschaftlicher Untersuchungen, und sie ist dadurch etwas aus ihrer 
früheren Abgeschlossenheit und Vergessenheit hesausgetreten, was auch 
darin zum Ausdruck kommt, daß sie jetzt jeden Sommer von den Ver- 
gnügungsdampfern der großen Dampfschiffgesellschaften angelaufen wird. 
Daß sich die Vereinigung der Islandfreunde auch mit den Färöern befassen 
will, bedarf wohl keiner weiteren Begründung. Die Färöer sind mit Island 
ethnographisch, sprachlich und geschichtlich, geologisch und klimatisch so 
nahe verwandt, daß sie es verdienen, in den Mitteilungen der Islandfreunde 


26 


einen, wenn auch in Anbetracht ihrer Kleinheit bescheidenen Platz ein- 
zunehmen. Auch der Umstand, daß die meisten Islandreisenden diese 
Inseln zu Gesicht bekommen, berechtigen zu einer Berücksichtigung in 
diesen Mitteilungen. 

Am besten erforscht ist die Pflanzenwelt der Färöer, die in den Jahren 
1895—Igoo von mehreren dänischen Botanikern unter der Leitung von 
Ostenfeld und Warming so eingehend untersucht wurde, daß es 
auf diesem Gebiete nicht mehr viel zu tun gibt. Weniger gut kennen wir 
die Tierwelt der Färöer, am besten noch die Vögel, die infolge ihrer unge- 
heuren Zahl zu Forschungen geradezu herausfordern. Wichtige Beob- 
achtungen stellten schon einige Färinger selbst an (Müller, Peter- 
sen und Niklassen), wozu Studien der Dänen Andersen, Holm 
und Winge undder Engländer Feilden und Wolley kamen. Im 
vergangenen Jahre weilten mehrere Zoologen auf den Inseln, die auch die 
Vogelwelt studierten: Dr. Dampf und K. Schreiber aus Königs- 
berg, Dr. Frhr. von Rosen aus München und Prinz Arenberg. 
Dieser untersuchte den Mageninhalt der Vögel. Die Königsberger Herren 
brachten aus der Vogelwarte Rossitten Vogelringe nach den Färöern und 
beringten 45 Vögel zur Feststellung des Vogelfluges. Schon nach einigen 
Wochen wurden zwei dieser Tiere bei Oporto in Portugal und in Marokko 
geschossen!. Diese Versuche werden auf Veranlassung der genannten Herren 
von mehreren Färingern fortgesetzt, und auch in den färischen Zeitungen 
wurde auf die Wichtigkeit solcher Untersuchungen hingewiesen, so daß 
wir bald über die regelmäßigen Wanderungen der Vögel von und nach 
den Färöern unterrichtet sein werden. Ausgezeichnete Dienste leisteten 
hierbei den Zoologen die Kenntnisse der Herren Justizrat und Dampf- 
schiffexpeditor Müller, der Söhne des um die Erforschung der färischen 
Vogelwelt hochverdienten Sysselmandes Müller. Dampf und von 
Rosen studierten hauptsächlich die Insekten der Färöer, die noch wenig 
untersucht waren. Ihre Ergebnisse stehen noch aus; nur ein neuer Käfer 
ist bis jetzt beschrieben worden. Die genannten Forscher untersuchten 
auch biologisch einige Seen (Sörvaag- und Sandsee) und loteten an meh- 
reren Stellen. Diese Arbeiten sind der Anfang einer wissenschaftlichen 
Seenforschung der Färöer, deren Fortsetzung sehr wünschenswert ist. Die 
Zoologen Dr. Freund, Dr. de Burlet undK. Schreiber stu- 
dierten in den letzten Jahren die auf den Inseln gefangenen Wale und 
den Walfang. Die beiden letzteren untersuchten hauptsächlich Wal- 
embryonen. 

Auch geologisch und mineralogisch wurde auf den Färöern fleißig ge- 


ı Vor Jahren wurde ein in Österreich beringter Vogel auf den Färöern gefangen. 


27 


arbeitet. Die grundlegenden Arbeiten der Geologen Geikie, Helland, 
Lomas, Großmann und Post und der Mineralogen Currie 
und Heddle wurden wertvoll ergänzt durch die Studien der Öster- 
reicher Cornu und v. Görgey im Sommer 1907. Eine geologische 
Landesaufnahme steht aber noch aus. Geographisch waren die Inseln bis- 
her überhaupt nicht erforscht; der Verfasser dieses Aufsatzes weilte zu 
diesem Zwecke im Sommer IgI2 zwei Monate auf den Färöern und wird 
seine geographischen und geologischen Studien in diesem Jahre fortsetzen. 
Hervorzuheben sind von den bisherigen Ergebnissen die Studien über die 
Schuttmassen, die Gjoven, die Küstengestaltung, die Wirkungen der Eis- 
zeit und des Klimas auf die Landoberfläche, die Feststellung von Karree- 
und Streifenboden und die Untersuchung der warmen Quellen, die von 
Einheimischen fortgesetzt wurden. 

Eine wissenschaftliche Landeskunde der Färöer fehlt bis jetzt noch. 
Der Versuch Küchlers, eine solche Darstellung zu liefern, muß als 
mißglückt bezeichnet werden, da das Geographische in seinem Buche ganz 
zurücktritt. Wenn das Werk auch als volkstümliche Darstellung der In- 
seln gedacht ist, so treten doch persönliche Erlebnisse und Nebensächlich- 
keiten viel zu sehr in den Vordergrund, und manches ist recht übertrieben 
und einseitig geschildert. Auch wird das Buch durch die überschwäng- 
liche Sprache wenig genießbar. Der Verfasser dieses Aufsatzes wird sich 
bemühen, auf Grund des Studiums der gesamten Färöer-Literatur und 
eigener Anschauung eine moderne wissenschaftliche Landeskunde der Insel- 
gruppe in absehbarer Zeit fertigzustellen, in der auch die topographischen 
Namen gebührend berücksichtigt werden sollen. (Fortsetzung folgt.) 


IV. A. SPEZIALKARTEN VON ISLAND 


ie „Islandfreunde‘‘ seien auf die von dem dänischen Generalstabe 

bearbeitete Spezialkarte von Island (im Maßstabe von 
1:50.000) aufmerksam gemacht. Von diesen wundervollen Blättern, auf 
denen durch glücklich gewähltes Flächenkolorit die Seen und Wasserläufe, 
die Gletscher, Lavafelder und Weiden — sogar die gedüngten Grasplätze 
(tün) in der unmittelbaren Umgebung der Gehöfte sind in dunklerem Grün 
abgesetzt — überaus anschaulich sich hervorheben, sind bis jetzt 74 er- 
schienen, die den größten Teil der West- und Südküste nebst den angren- 
zenden Landschaften umfassen. (Gilsfjöröur, Elliöaey, Klofningur, Haf- 
ratindur, Bülandshöfdi, Bjarnarhöfn, Stykkishölmur, Hvammsfjördur, Kol- 
beinsstaöafjall, Baula, Akrar, Grimstaöamüli, Stafholtstungur, Hvitärsida, 
Hjörtsey, Borg, Skarösheidi, Ok, Akranes, Kjös, Armannsfell, Skjaldbreiö, 


23 


Geysir, Ütskälar, Reykjavik, Mosfellsheiöi, Pingvallavatn, Biskupstungur, 
Hreppar, Hvalsnes, Keflavik, Hafnarfjöröur, Vifilsfell, Ingölfsfjall, Hestfjall, 
Störinäfur, Hekla, Reykjanes, Grindavik, Herdisarvik, Porlakshöfn, Lofts- 
stadir, Pykkvibaer, Prihyrningur, Tindfjallajökull, Sigluvik, Seljaland 
Eyjafjallajökull, Vestmannaeyjar, Eyvindarhölar, Reynisfjall, Höfdabrekka, 
Äsar, Pykkvabzsjarklaustur, Prestbakki, Steinsmyri, Grimsstaöir, Nüps- 
stadur, Hvalsiki, Pumall, Svinafell, Svinafellsfjara, Esjufjöll, Hvannadals- 
hnükur, Fagurhölmsmyri, Reynivellir, Hrollaugseyjar, Heinabergsfjöll, Bor- 
garhöfn, Bjarnanes.) Der Preis für jedes Blatt beträgt ı Krone. | 

Kiel H. Gering 


B. DIE KARTIERUNG DES SÜDLICHEN 


WESTISLAND 
VON HANS SPETHMANN 


ie Erforschung des südlichen Westisland hat einen ganz bedeutenden 
Fortschritt gemacht. Der dänische Generalstab hat die Halbinsel 
Snefellsnes und das östlich anstoßende Gelände bis fast an den Langjökull 
in der bekannten musterhaften Art mappiert und die Aufnahmen nun- 
mehr in 13 Blättern im Maßstabe ı : 50 000 der Öffentlichkeit übergeben. 
Auf ihnen sind eine Fülle von Angaben über ein Gelände niedergelegt, das 
wenig untersucht worden ist. So ist auf der Halbinsel Snafellsnes niemand 
in neuerer Zeit zu ausgesprochen geographischen Zwecken gewesen. Durch 
die vorliegende Kartierung haben die topographischen Angaben Thorodd- 
sens aus dem Jahre 1890 im großen und ganzen eine sehr gute Bestä- 
tigung gefunden. Auch die alten Messungen, wie dievon Björn Gunn- 
 laugsson und Frisak, die ihre trigonometrischen Arbeiten im Be- 
ginn und in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ausführten, 
haben eine überraschende Bejahung gefunden, so daß ihnen wohl überall 
auf der Insel ein hohes Maß von Genauigkeit zugelegt werden kann. So 
wird das Ok jetzt auf den Karten nur ıo m höher als früher verzeichnet, 
mit 1198 m anstatt mit 1188 m, der Snfellsjökull mit 1446 statt 1436 m. 
An vulkanischen Erscheinungen werden verschiedene interessante Ge- 
bilde erstmalig dargestellt. Das soeben genannte Ok ist in seinem regel- 
mäßigen Schilde prächtig mappiert. Das Büdahraun ist ein kleiner Schild- 
vulkan, der aus einem 88 m hohen Krater allseits Lava bis zu einem Radius 
von 2—3 km ergossen hat; auch das Barnaborgarhraun scheint ein kleiner 
Schildvulkan zu sein. Lediglich Lava hat ferner die Eldborg ergossen, 
jedoch wegen der stärkeren Unebenheiten des Reliefs nicht so regelmäßig 
nach allen Seiten. Ausbruchsstellen des Bläfeldarhraun sind Krater am 


29 


Rauöukülur. Auf Blatt Bjarnarhöfn lernen wir das Lavafeld Berserkja- 
hraun mit seinen verschiedenen Eruptionspunkten kennen, auch auf dem 
im Südosten anstoßenden Blatte sind eine Reihe bislang unbekannter Aus- 
bruchstellen eingetragen. Außerordentlich lehrreich ist die Kartierung im 
oberen Hraundalur. Sie verzeichnet dort mehrere von SW—-NO aufeinander- 
folgende Ausbruchsstellen, die bislang, wenn ich Thoroddsen recht 
verstanden habe, in NNW-—-SSO-Richtung mitgeteilt waren. 

Mancherlei neue und sichere Daten werden über Schneegrenze und Glet- 
scherareal geboten. Der Snzfellsjökull nimmt nach einer von mir auf den 
Karten vorgenommenen Berechnung 22,7 qkm ein, eine Zahl, die mit 
Thoroddsens Schätzung zu 20 qkm gut harmoniert. Das Eis steigt 
auf der Nordseite bis etwa 550 m hinab, während es auf der Südseite nur 
bis 1000 m reicht. Der Krater des wundervoll gleichmäßig gebauten Strato- 
vulkans, von dem aus historischer Zeit keine verbürgten Nachrichten über 
Eruptionen vorliegen, ist so stark vergletschert, daß seine Form nicht zu- 
tage tritt. Ganz geringe Schneemassen werden für IgIo auch für die Skarös- 
heidi verzeichnet, was insofern lehrreich ist, als sich hier in dem feuchten 
isländischen Sommer I8go eine nicht unbedeutende Gletscherentwicklung 
entfaltet hat; es ist das eine jener Stellen auf der Insel, in denen zeitweilig 
Gletscher .existieren. Auch über die Vergletscherung des Ok werden neue 
Daten beigebracht. Thoroddsen schätzt sein Firnareal zu 35 qkm; 
eine Messung ergab mir I4 qkm für das im Nordosten reichlich ergänzte 
Gebiet; die dargestellte Fläche (der Vulkan liegt gerade an der Grenze des 
zur Aufnahme bestimmten Areals) okkupiert Io qkm. Im Süden reicht 
sie auch nicht bis 800o m, wiebei Thoroddsen, sondern nur bis II4I m, 
im Norden dagegen bis goo m sicher hinab. Eine isolierte Firnmasse findet 
sich noch im Nordwesten bei 800900 m. Das übrige Relief bietet mehr- 
fach schöne Beispiele für morphologische Erscheinungen. Der Durch- 
bruch der Langä in Grenjadalur ist sicherlich eine Folge der vulkanischen 
Verbauung des Hraundalur, eine Ablenkung des Oberlaufes der Alptä. 
Am Nordabfall der hier sich zwischen IO00 und 1050 m bewegenden Skarös- 
heiöi sitzen Kare, deren Boden bis auf 500 m hinab gelegen ist. Kleinere 
finden sich im Nordosten des Helgrindur (zwischen 950 und Iooo m) mit 
einer Bodenhöhe von rund 700 m. Eine Basaltdeckenlandschaft tritt gut 
an der Skarösheiöi zutage; eine verlandete Schärenlandschaft zeigt sehr 
schön Blatt Borg. 

So bieten auch die Neuerscheinungen der isländischen Generalstabs- 
karte eine Fülle lehrreicher Daten und Beispiele. Sehr zu begrüßen wäre es, 
wenn nunmehr an der Hand der topographischen Grundlage von geogra- 
phischer Seite an eine morphologische Untersuchung des dargestellten Ge- 


30 


ländes gegangen würde, die namentlich in den Gebieten der Glazialmor- 
phologie und der Vulkanologie schöne Früchte zeitigen müßte. 


V. KURZE BESPRECHUNGEN 


Prof. Dr. W. Golther: Religion und Mythus der Germanen. 1155. 4°. 
Verlag Deutsche Zukunft, Leipzig 1909. 

Der durch seine zahlreichen Schriften über germanische Mythologie und Literatur 
wohlbekannte Verfasser gibt in diesem kleinen Bande einen Überblick über Religion 
und Mythus der Germanen. In einem kürzeren allgemeinen Teil: ‚‚Religions- 
geschichtliche Betrachtung‘‘ werden die Grundlagen aller Religion, Manismus und 
Animismus, in ihren germanischen Erscheinungsformen vorgeführt und dann im 
Hauptteil: „Zeitgeschichtliche Betrachtung‘‘ die einzelnen Gestalten der Göttersage 
und der Gottesdienst in religionsgeschichtlicher Entwicklung dargestellt. Dabei ist 
nirgends versäumt, die Einzelgebiete der Vorstellungen auszusondern, so daß eine 
Vermengung nordischer und deutscher Mythologie ausgeschlossen ist. 

Für die ‚‚Islandfreunde‘‘ sei besonders hingewiesen auf die auf reiches Quellen- 
material gestützten Belege zur altnordischen (isländischen) Religion. 

Der Verfasser gehört zu den Anhängern der zuerst von Bugge vorgetragenen 
Hypothese von einer weitreichenden Beeinflussung nordischer Göttersage und Dich- 
tung durch christliche und römisch-griechische Einflüsse. Dementsprechend gehen 
einige Abschnitte in dieser Zusammenstellung sehr weit (vgl. bes. Odins Selbstopfer 
am Weltbaum, Baldr, Loki, Völuspä). 

Dem Buch beigegeben sind ı2 moderne, sehr klare und anschauliche Bilder von 
G. O. Erler. 


Anny Wothe, Der HofdesSchweigens. Ein Roman ausIsland. 
Im Feuilleton vieler Tageszeitungen. 

Es kann jedem Islandfreunde empfohlen werden, sich durch diesen Roman in die 
eigentümliche Stimmung des hohen Nordens versetzen zu lassen. Die Verf. hat sich 
außer durch eigene Beobachtung auch durch die Lektüre von Volkssagen und Ge- 
dichten in Übersetzung über den Schauplatz ihres Romans gut unterrichtet. Die 
vorgeführten Personen verdienen das Interesse des Lesers. Für die bevorstehende 
Buchausgabe muß aber, wenn es nicht zu spät ist, der dringende Rat erteilt werden, 
die Namen von Personen und Orten einem Kenner zur gründlichen Durcharbeitung 
vorzulegen, damit die geradezu unglaublichen Verstöße nicht weiterhin die Lektüre 
erschweren. W. H. 


VL NACHRICHTEN AUS ISLAND 


I. Über die Ausbrüche der Hekla berichtet die Norddeutsche Allgemeine 
Zeitung folgendes: 


Wie erinnerlich sein wird, trat die Hekla auf Island Ende April in eine Periode 
starker Ausbrüche ein. Zur Beobachtung dieses Schauspiels hat eine kleine Gesell- 
schaft von isländischen Herren eine Reise zu dem Feuerberge unternommen, und einer 
der Teilnehmer an dieser sehr interessanten F ahrt, Herr Gutsbesitzer Eggert 
Briem, gibt jetzt von dieser Fahrt in dem Kopenhagener Blatte „Politiken‘“ einc 
fesselnde Schilderung. Daß die Expedition sich dem in voller Tätigkeit befindlichen 
Abgrunde bis auf 200 m Abstand nähern und so den vulkanischen Vorgang aus aller- 
nächster Nähe beobachten konnte, das verdankte sie allein dem Umstande, daß die 

die winterliche Schneefläche deckende neue Lavaschicht, was man dortzulande ‚‚apal- 


31 


hraun‘ nennt, d. h. vollkommen uneben in ihrer Oberflächenlagerung war. Die un- 
ebene Lava nämlich, die sich in Kanten und Kämmen gliedert, gelangt viel schneller 
zur Abkühlung als die ebene Lava, und so konnten die Reisenden, von Kamm zu Kamm 
springend, sich dem speienden Ungeheuer bis auf geringe Entfernung nähern. Vorsicht 
war freilich immer nötig, denn die Lava war sehr spröde und zen. leicht unter dem 
Drucke der sie betretenden Füße. 

Nach der Durchquerung dieses Lavastromes standen die Reisenden unmittelbar 
gegenüber einem Ausbruche, der aus fünf Kratern in einer Erdspalte in einer Länge 
von 300 m aufstieg. Es regnete Bimsstein über sie, aber da er hoch aus der Luft nieder- 
fiel, war er bereits abgekühlt, wenn er sie erreichte, und so spröde, daß es zerstäubte. 
Die Ausbrüche waren die ganze Zeit über völlig regelmäßig, und die flüssige Glutmasse 
wurde auf dieselbe Weise in die Luft geschleudert, wie das Wasser aus dem Geysir, 
nur das der Umfang viel größer und die Feuersäule viel höher war als die Wassersäule 
des Geysirs; sie stieg ca. 50 m hoch in die Luft empor. Die Lava, die nicht in die Kluft 
wieder zurückfiel, sondern zur Seite geworfen ward, fiel auf die Ränder der Krater 
als Glutmassen, die sogleich erloschen, und auf diese Weise bildeten sie eine Erhöhung 
rund um den Krater, womit vielleicht der Grundstein zu einer neuen Hekla gelegt 
wurde. Über der Feuersäule stand am Tage eine dunkle Bimssteinsäule hoch in der 
Luft. In der Nacht zeigte sich die Säule glühend, und wenn der Wind stark genug 
war und in der Richtung wehte, daß er den Bimsstein von der Seite, wo man stand, 
wegblasen konnte, so konnte man die Feuersäule hoch über den Bergen sehen und ihr 
recht nahe kommen. Durch den Luftdruck entstanden dann auch zuweilen kleine 
Windhosen, und die Reisenden hatten gerade das Glück, eine solche beobachten zu 
können. Sie wirbelte eine lange Zeit auf demselben Fleck rund herum und saugte den 
heruntergefallenen Bimsstein auf, bis sie ganz langsam 30—4o m vorwärts schritt, 
sich auflöste und verschwand. 

Einen ganz besonders großartigen Anblick genossen die Reisenden von der Höhe 
Kringreidaralda nordöstlich vom Vulkan. Hier sahen sie aus dem Vulkan in einer 
Lücke des Kraterrandes, wo er am weitesten nach Nordosten reichte, eine Feuersflut 
herausströmen. Wo diese Flut den Abhang des Feuerberges erreichte, da stürzte sie 
als ein 9 m hoher und 3—5 m breiter rotglühender Feuerfall herab, und die Reisenden 
konnten durch das Fernrohr genau den schäumenden Sturz der Feuermasse beob- 
achten. Die gedachte Höhe ist ziemlich bedeutend, nur 300 m vom Krater selbst ent- 
fernt, und bot daher eine ausgezeichnete Gelegenheit, aus der Vogelperspektive in die 
Kratertiefe selbst hineinzuschauen. Dort sahen sie, wie die fließende Masse sich in 
großen breiten Wellen bewegte, die von der Mitte des Kraters ausgingen, an seinen 
Rändern sich brachen und in einer gewaltigen Brandung übertraten. Es war, so be 
merkt Herr Briem ‚die herrlichste und großartigste Schau, die man sich denken 
kann. ‚Und zunächst der Lavafluß, der Feuerfall und der speiende Vulkan, dahinter 
der mächtige weiße Dampf, der hoch zum Himmel emporstieg von dem geschmolzenen 
Schnee unter der neuen Lava, und ein Fluß, der, in seinem ursprünglichen Laufe ge- 
hemmt, durch die Lava sich durchwühlte. Weiterhin dann die schneebedeckten Berg- 
rücken mit dem Kegel der Heklas in klarer und stolzer Ruhe im Hintergrunde.“ 


2. Zwei Isländer in Amerika haben ein Automobil nach Reykjavik 
schaffen lassen; nach Probefahrten in der Umgebung werden regelmäßige 
Fahrten nach Pingvellir und zur Pjörsä ausgeführt (11, St. und 3% $t.). 
Eine neue Vereinigung, das Eimskipafe&lag (Dampfschiffeverein) sam- 
melt Geld zur Herstellung eigener isländischer Schiffe, die den Verkehr mit 
dem Ausland aufnehmen sollen. Über 300000 Kr. sind schon gezeichnet: 
Dem Althing ist ein Entwurf zum Bau einer Eisenbahn zur Beratung 
vorgelegt worden. | 


32 


| Alle Mitelieder der Vereinigung, die 
| anden Mitteilungen mitzuarbeiten 
| geneigt sind, werden gebeten, davon 
| denHerausgeberin Kenntnis zu setzen 


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| = . 
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Altnordische Dichtungund Prose 


Herausgegeben von Professor Felix Selen. 


Soeben erschien Er: A. äi 


DIEGESCHICHTEVONDENLEUTENAUS DEM LACH HS- 


WASSERTAL. Übertragen von Rudolf Meißner. Bd. 6. br. M: = | 
geb. M 5.50 


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Im Herbst 1913 erscheint noch 


FÜNFGESCHICHTEN AUS DEM WESTLICHEN. N OR D. | 
LAND. Übertragen von Frank Fischer und W.H. Vogt. Bd. 10, 


Inhalt: Die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal. Die Geschichte [e 
von Finnbogi dem Starken. DieGeschichtevon Thord und seinem Zieh= 
sohn. Die Geschichte vom durchtriebenen Ofeig. Die ran vor n. 

Thorhall Biermütze. | 


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Mit 24 Ansichten und 2 Karten. Einleitungsband. br. M 4.50, geb.M 6, 


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DIE GESCHICHTE VOM SKALDEN EGIL. Übersetzt von Fel ve I 


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Niedner. Bd. 3» br. M 4.—, geb. M 5,50 u ee ! 


DIE GESCHICHTE VON DEM STARKEN GRETTIR, DEM 
GEÄCHTETEN. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 Ansichte 
und ı Karte. Bd. 5. br.M 5.—, geb. M 6.50 } 


SIEBEN GESCHICHTEN VON DEN OSTLAN D- FAMILIE ii 
Übersetzt von Gustav Neckel. Bd. 12. br. M 3.50, gb.M5s.— = 
Inhalt: Die Erzählung von Thorstein dem Weißen. Die Geschichte von den Männern an 
der Waffenförde, Die Erzählung von Thorstein Stangenhieb. Die Erzählung von Gunnz a | 
dem Töter Thidrandis. Die Geschichte vom Freyspriester Hrafnkel. Die Geschichte von.derge 
Söhnen der Droplaug. Das Bruchstück von Thorstein, dem Sohn Siduhalls. E 
GRÖNLÄNDER UND FÄRINGER GESCHICHTEN. Übersetzt | 
von Erich von Mendelssohn. Bd. 13. br. M 5.—, geb. M 6.50 
Inhalt: Die Geschichte von Erich dem Roten. Die Erzählung von den Grönländern. Di Die 
Geschichte von Einar, dem Sohne Sokkis. Die Geschichte der Leute aus Floi. Die Geschichte # 
von Fuchs dem Listigen. Die Geschichte von den Schwurbrüdern. Die Geschichte. dee] » 
Leute auf den Färöern. ne. 
Die ersten 13 Bände werden 1915 vollständig vorliegen. Die 
weiteren Bände werden nur in Angriff genommen, wenn der Ver- 
lag das entsprechende Interesse des Publikums für Thule findet 


Im Abonnement auf wenigstens zehn Bände ist der Preis ermäßigt | 
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Druck der Fürstl. priv, Hofbuchdruckerei (F, Mitzlaff) Sanbzet 


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IRGAN DER VEREINIGUNG 
"DER ISLANDFREUNDE 


JAAIAAHAARAN 
IALLARABAHAA 
VESTETTERERE 
RALALABAAL IA 
TITETR Ten enN 


JANUAR 1914 


EUGEN DIEDERICHS IN JENA 


Inhalt 


Seite 
L.. 2. Steinenimur’ Thorsteinsson.f re SS 
2. Isländische Pferde auf dem grönländischen Inlandeis Se 
von H.Spethmann. er nr a 
II. Reisen auf Island A 
I. Prof. Dr.-M. Trautz 1% Be Ve er 
2. H. Erkes-Köln.. . . a et Er, 
3. Etwas von der Südküste Islands von A. Heusler . . 331 
III. Auf den Färöer von R. Köstler-Wien . .. 2... 212 
IV. Nachrichten aus Island ae SE Ve a ee 
V. Ergänzungen zum Literaturverzeichnis ee 
VI. Die Glama kein Gletscher? . , 2 En PURE En 


VII. Nationalökonomisches aus Island von M. "Gruner ST AD 
VIII. Neues von den Färöern (Schluß) von H. Rudolphiı . . 49 12 


IX. Bücherbesprechungen von H. Erkes, Th. Thoroddsen, Be 

H. Spethmann, J. C. Poestion, G. Neckel, W.H.. . . 521 
X. Neue Mitglieder. . . Ai: et 
Se DıesBüchereiser ee: 2 Co 


XII. Proben aus Jon Trausti: ‚Sieg des Lebens“ er... 1 »* 


ISLANDFREUNDE 


werbet 
Mitglieder 
unter allen, die sich für 


Natur und Volk, Sprache und Geschichte 


interessieren 


Anmeldungen, Anfragen und Mitteilungen erbeten an Herrn 


Sanitätsrat Dr. O. Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr. 5 


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IMITTEILUNGEN DER 
ISLANDFREUNDE 


| ORGAN 
DER VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE 


HERAUSG.: PROF. DR.W.HEYDENREICH IN EISENACHU. DR. H. RUDOLPHI 
INPRAG — VERLAG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENA 


Die Mitteilungen der Islandfreunde erscheinen als Vierteljahrsschrift und 
werden den Mitgliedern der Vereinigung kostenlos geliefert und vom Verlage 
zugesandt. Der Mitgliederbeitrag beträgt jährlich 6 Mark 


Ä | I. Jahrg. Januar 1914 | Heft 3 | 


I. ı. STEINGRIMUR THORSTEINSSON + 


IF er greise isländische Dichter, von dem wir im vorigen Heft ein Gedicht 


an Hofrat Poestion mitgeteilt haben, ist am 21. August im 82. Le- 


| bensjahre gestorben. In den Zeitungen der gesamten Kulturwelt wurde 


diese Trauerkunde besprochen und die Bedeutung des Verstorbenen her- 


I"vorgehoben. 


An dieser Stelle scheint es angebracht, die Würdigung des Dichters nicht 


| selbst zu versuchen; wir wollen uns von einem Isländer sagen lassen, was 
| die Insel verloren hat. In der Aussegnungsrede, de Haraldur Niels- 


son, Prof. der Theologie an der Universität in Reykjavik, für den Ver- 


I storbenen gehalten hat, finden wir u. a. folgendes: 


„Wenigen Menschen ist es beschieden, so viele Freunde zu gewinnen, 
wie den Dichtern. In ihren Schriften offenbart sich der Stempel ihres 


| Geistes; sie leben in ihren Werken. Wer ihre Dichtungen kennt, kennt sie 


zu einem guten Teile selbst. Darum scheint uns der Dichter mit uns zu 


leben, wenn wir in seinen Liedern leben. Das gilt nicht zum wenigsten 
von Steingrimur Thorsteinsson. 


Viele seiner Gedichte sind so verwachsen mit unserem Volksleben, daß 


sie unzähligen Leuten ins Herz geprägt sind. Vielen Gedanken, die in emp- 


dsamen Seelen des Landes sich regen oder geregt haben, hat sein tiefer 
nd gefühlvoller Geist in seinen Liedern Form gegeben. Sie lagen wie ge- 
t in uns, bis er sie löste und mit seiner Kunst ihnen Gestalt verlieh... 
schien uns dem Ausdruck zu verleihen, was in uns lebte, sei es Sehn- 


33 


sucht oder Schmerz. Unerwartet schnell war er unser lieber Freund ge- 
worden, der uns verstand und wir ihn. Und zugleich bereicherte und be- 
lehrte er unseren Geist. Seine feine empfindsame Seele achtete auf vieles 
an sich Unscheinbare; und nicht zum wenigsten deshalb sind seine Lieder 
dem Volk so teuer geworden. Kein Buch dürfte zurzeit hier im Lande so 
viele Freunde haben wie das seine. 

Seine Gedanken klingen in früher Jugend isländischen Kindern ans Ohr. 
Schon an der Wiege wird wenigstens ein Lied von ihm oft gesungen — 
noch bevor das Kind Verständnis dafür hat. Aber das Kind bekommt 
vielleicht doch einen Eindruck davon, da das schöne Lied auf das Gefühl 
der Mutter, die das Kind wiegt und singt, einwirkt, und dieser Gefühlston 
klingt weiter vom Gemüte der liebenden Mutter in der Seele des Kindes. 
Wer könnte das Wiegenlied vergessen, der es einmal gelernt hat? 


Schlaf jetzt, mein Kind, gehüllt in weiches Leinen, 
Die Sonne lacht und sinkt am Firmament, 

Mög’ sie dich stets mit ihrem Strahl bescheinen 
Wie Gottes Auge, das dich sieht und kennt. 


Und sofort schließt sich die Lebensanschauung an: 


Dein’ Aug’ ist naß, die Wange dein ist bleich 
Was tränt die Brau, die noch nicht Gram empfindet? 
Ahnst du, mein Kind, dein Wille sei zu weich, 
Weißt, daß bei Rosen sich der Dorn befindet ? 


Die Wiege schützt dich vor des Lebens Harm, 
Die Träne perlt wie Blütentau am Morgen, 

Die Freude wiegt dich sanft in ihrem Arm, 

Der Glanz der Welt verhüllt dir noch die Sorgen. 


Und wenn die Kinder heranwachsen, beginnen sie seine Lieder zu singen 
— in den Schulen; keiner unserer Dichter hat sich die Herzen der Kinder 
so gewonnen wieer... Seine Lieder kümmern sich in gleichem Maße um die 
Land- wie um die Stadtbevölkerung. Die Jugend mit der Freude und dem 
Schmerz der Liebe findet einen guten und lieben Freund in seinen reinen 
und gemütvollen Liebesliedern. Nicht zum wenigsten haben die schönsten 
Seiten des Landlebens und die schöne Natur des Landes ihn begeistert. 
Es ist ein großes Verdienst, daß er mit seiner Dichtkunst dazu beigetragen 
hat, die Augen für die Schönheit der Natur zu öffnen. 

Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, daß es mir ein Ereignis war, als 
sein Liederbuch zuerst ins Haus meiner Eltern kam. Zu zweit begannen 
wir schon am Tage darauf ‚Frühlingstrost‘‘ auswendig zu lernen. Wie er- 


34 


füllte es unsere Seele mit Wonne, in Gedanken mit ihm auf die grüne Halde 
zu gehen und zu hören, wie die Sonne, der Himmel, die Vögel, die Frühlings- 
blumen, der Westwind, und die Wasserbäche ihn ansprechen. Vor allem: 


Die Blümchen all’ grüßten als Freunde mich: 
Wir sind gesandt zu trösten dich, 

Da die Allmutter Erde erwacht ist zum Leben, 
Soll unser Duft deine Schritte umgeben, 

Sie schickt uns als Lebens- und Liebesgabe, 
Nicht sollen wir welken auf deinem Grabe. 


Seitdem konnte ich nie mehr über einen blumengeschmückten Grasgarten 
gehen, ohne daß mir diese Verse in den Sinn kamen. Und so könnte man 
in der Aufzählung lange fortfahren. Besondere Hervorhebung: verdient 
auch, wie sehr er die Liebe zu unserem Lande gestärkt hat, das er selbst 
so innig liebte, daß er nirgends sich so vollkommen wohl fühlte. 

Aber so ergriffen er von der Natur ist, tritt doch in vielen seiner Gedichte 
zutage, daß es der lebendige Geist ist, den er zugleich in der Naturschönheit 
verehrt. Draußen in der Natur freut er sich der Einsamkeit; sie ist ihm 
eine Kirche Gottes; und wenn er an Sommerabenden über die öde Land- 
schaft reitet und den Schwanengesang hört, fühlt er sich wie in einem Heilig- 
tum und der Schwanengesang klingt ihm wie Engeltöne. — Der Frühling 
hält Gottesdienst und ergreift seinen Sinn mit stummer Sprache. — Am 
Wasserfall hört er einen höheren Ton, wie wenn er käme ‚aus des Geistes 
Welt, dieser Klang im Sange der Wasser‘. — Bei Sonnenuntergang hört 
er die Saiten der Engelsharfe. — Er liebt die Sonne, weil sie ein Bild Gottes 
ist, und deshalb kann er sie mit „gefalteten Händen und gebeugten Knien“ 
begrüßen; sie verkündet in seinen Augen den „Tag des Geistes” jedesmal, 
wenn sie aufgeht; sie ist ein Bote vom Lande der Herrlichkeit. Darum bittet 
er sie mit ihren glänzenden Strahlen das tote Tal zu erwärmen, wo das 
Hinsterben der Vergänglichkeit herrscht, und fügt hinzu: | 


Der Liebe treues Abbild mögst du sein, 
Der höh’ ten, deren Glanz nochmal so rein! 


Aus denselben Gründen liebt er die Nacht; denn sie ist der „Tag des 
inneren Menschen“. Im Frieden. der Natur reichen Strahlen von Gott 
nieder zu ihm; da erwacht alles Vergangene zu neuem Leben, Raum und 
Zeit schwinden vor seinem Sinn und die weite Ewigkeit tut sich ihm auf 
und sein sehnsüchtiger Sinn erhebt sich auf Lichtschwingen hinauf zum 
ewigen Vaterherzen. Und in voller Übereinstimmung damit sind seine Ge- 
danken in dem prächtigen Liede „Herbstabend‘: 


3» 35 


Der Jugend mag man Lieb’ erweisen, 
Dem Alter soll man Ehrfurcht weih’n, 
Des Lebens Schönheit will ich preisen, 
Doch wird der Tod das Höchste sein. . 


Und das, wovon er am liebsten sprechen will, wenn der Sommer dahin- 
geht, ist die ewige Hoffnung der Kinder Gottes.“ 

Wohl in manchem unter den ‚Islandfreunden‘ wird durch diese Würdi- 
gung des Dichters der Wunsch erwacht sein, die Gedichte Steingri- 
murs selbst kennen zu lernen. Kein anderes Volk ist imstande, solchem 
Wunsche in ausreichendem Maße zu willfahren. Wir haben eine Lebens- 
beschreibung des Dichters mit sechzig übersetzten Proben seiner Lyrik’, 
eine Freundesgabe zum achtzigsten Geburtstag des Meisters von ]J. C. 
Poestion. Das Büchlein hält mehr als es verspricht; nicht nur eine 
Lebensbeschreibung und Übersetzung von Gedichten mit verbindendem 
Text liegt vor uns, sondern es werden dem deutschen Leser auch alle Schwie- 
rigkeiten, an denen er etwa Anstoß finden könnte, teils vorher aus dem 
‘Weg geräumt, teils an gegebener Stelle durch Erklärung beseitigt. Die 
Übersetzungen selbst zeigen hohen dichterischen Schwung; sie lesen sich 
wie Originale und sind doch dem Dichtertext so eng wie möglich ange- 
schlossen ; sie können dem Leser den Grundtext ersetzen, aber sie werden 
auch manchen anregen, den Dichter in seiner eigenen Sprache lesen zu 
wollen. Ich zweifle nicht, daß der Übersetzer und Nachdichter darin den 
besten Erfolg seiner Arbeit sehen wird. W. H. 


2. ISLÄNDISCHE PFERDE AUF DEM GRÖNLÄNDISCHEN 
INLANDEIS 

uf der kühnen Grönlanddurchquerung, die der Hauptmann Koch von 
der Vermessungsabteilung des dänischen Generalstabes und der deutsche 
Meteorologe Dr. Wegener im vergangenen Sommer vollzogen haben, 
wurden anstatt Hunde sechzehn isländische Pferde als Trag- und Zugtiere 
verwendet. Sie waren hinsichtlich ihrer Eistüchtigkeit auf dem Vatnajökull 
erprobt und sollen sich dort bewährt haben. Auf Grönland erfüllten sie 
dagegen, nach dem vorliegenden Reisebericht geurteilt (Kaptajn Koch’s 
Rapport fra Pröven, Kopenhagen 1913), nicht die auf sie gesetzten Hoff- 
nungen. Dreizehn von ihnen entliefen sofort bei der Landung an der grön- 
ländischen Ostküste; nach mühseligem und zeitraubendem Suchen, das ja 
von Expeditionen in Innerisland zur Genüge bekannt ist, konnte man 


2]. C. Poestion, Steingrimur Thorsteinsson, ein isländischer 
Dichter und Kulturbringer. 1912. München, Georg Müller (geb. & 5.—) 


36 


zehn wieder einfangen. Von ihnen mußten schon bei der Einrichtung der 
Winterstation fünf getötet werden, um den übrigen als Kraftfutter zu 
dienen. Aber auch bei diesen nahmen auf der Durchquerung die Kräfte 
schnell ab, und als sich Schneeblindheit einstellte, mußten weitere drei das 
Leben lassen. Selbst die beiden übrig gebliebenen erreichten nicht die 
Westküste, das letzte noch lebende Pferd hatte sich zwar einigermaßen 
frisch gehalten, konnte aber nicht über das von Spalten durchsetzte Eis 
zu dem Depot gebracht werden, so daß es niedergeschlagen wurde. 

Wie man aus diesen Angaben von neuem ersieht, ist das Pferd kein Tier 
für Eisexpeditionen, selbst nicht der an eine rauhe Natur gewöhnte islän- 
dische Gaul. Nach den vorliegenden Erfahrungen auf arktischen Forschungen 
scheint der Hund für solche Unternehmungen noch immer der beste Gehilfe 
des Menschen zu sein. Dort, wo auf zerrissenem Eis der Mensch vorwärts- 
dringt, pflegt auch der Hund folgen zu können, während der Körper des 
Pferdes zu massig und unbeholfen ist, um gewandt schwierige Positionen 
zu überwinden. Hierzu kommt, daß der Hund mit bedeutend weniger 
Futter zufriedenzustellen ist als das Pferd, und daß er sich auch der polaren 
Natur besser anzupassen scheint als dieses. 

Für den Vatnajökull dürften dagegen diese Gesichtspunkte kaum in 
Frage kommen. Er kann von Norden her gut mit Pferden beschritten wer- 
den, wie es ja schon des öfteren in älteren und neueren Zeiten geschehen 
it. Auch an dem weniger leicht zugänglichen Südrand lassen sich eine 
Reihe von Stellen finden, an denen die Höhe des Eises mit Pferden zu 
erreichen ist. Wollte man dagegen längere Zeit ununterbrochen auf dem 
Eise Untersuchungen anstellen und dabei dieselben Trag- und Zugtiere 
dauernd verwenden, so wird die Benutzung von Hunden an Stelle von 
Pferden zu erwägen sein. 

Charlottenburg Hans Spethmann 


II. REISEN AUF ISLAND 


rof. Dr. M.Trautz berichtete auf der Versammlung Deutscher Natur- 

forscher undÄrzte am 22. September 1913 zu Wien über seine Forschungen 
„Zwischen Jökulsä undKreppa“, Er warschon im Sommer IgIo unter Führung 
des inzwischen verstorbenen J6ön Thorkelsson (vgl. No. I unserer 
„Mitteilungen‘‘) zur Oase Hvannalindir im Norden des Vatnajökull gekom- 
men und hat damals als erster mit Tömas Snorrason die Kverk- 
fjöll bestiegen. Im Sommer 1912 besuchte er mit seiner Frau das Odäda- 
hraun, erfaßte vom Gipfel der Kerlingardyngja photogrammetrisch die Jö- 
kulsä-Wüste und erforschte dann genau das bisher fast unbekannte Gebiet 


37 


zwischen Vatnajökull, Kreppa und Jökulsa. Auf den.im Druck befind- 
lichen ausführlichen Bericht über die Ergebnisse dieser Expedition wird 
nach Erscheinen hingewiesen werden. 

2. Heinrich Erkes, Köln, berichtet über. seine A sneiche 
Islandreise wie folgt: 

Trotz der kurzen Dauer und trotz der teilweise ungünstigen Witterung 
verlief meine fünfte Expedition programmgemäß und erfolgreich. Dies ist 
neben guter Organisation — z. B. standen bei meiner Ankunft in Oddeyri 
die Pferde zum sofortigen Abmarsch gesattelt bereit — namentlich der 
Tüchtigkeit und Willigkeit meiner beiden isländischen Führer Siguröur 
Sumarliöason vom Hofe BitrugerdÖi bei Akureyri und Jön Jönatansson 
- vom Hofe Klükur bei Akureyri zu verdanken. Wir zogen über den Vat- 
nahjalli zunächst zu der in der Literatur bisher unbekannten Oase Störi 
Hvammur an der Jökulsaä Eystri; von hier untersuchten wir genau das 
Warmaquellengebiet in der Nähe des Laugafell und die Gegend, wo Thörunn 
von Grund während der Pest ein ‚sel‘ bewohnt haben soll. Dann gelang 
es uns, die Nordostecke des Hofsjökull zu erreichen; wir bestiegen die Klak- 
_kar, fanden die äußersten Zuflußquellen der Pjörsä an der Häalda, und 
zogen nach unserer Rückkehr vom Hofsjökull ab Eystripollar über den 
nördlichen Sprengisandur zu den Quellen der Kiöagilsa und weiter durch 
das Skjälfandafljöt ins nördliche Odädahraun. Hier kampierten wir fünf 
Tage und Nächte auf dem Schildvulkan Kerlingardyngja und untersuchten 
diese Dyngja und Umgebung, besonders die Hvammfjöll, sowie die Ketil- 
dyngja, Skuggadyngja und Skjaldbaka. Durch den Heilagsdalur und um 
das Myvatn kehrten wir nach Akureyri zurück. Da der Dampfer Ingolf 
von der Thore-Linie ganz pünktlich war, blieb für die geplante Besteigung 
des Vindheimajökull leider keine Zeit übrig. In Svartärkot traf ich den 
Amerikaner W.S.C. Russell, der die Askja besucht, aber nichts Neues 
von ihr zu berichten hatte, und nun auf unseren Spuren nach Eystripollar 
zog, um von da den Kjalvegur zu erreichen!. 


3. ETWAS VON DER SÜDKÜSTE ISLANDS 
(Juli 1913) 
\ VON ANDREAS HEUSLER ° 
in Ritt längs der isländischen Südküste findet jetzt gute neue Brücken 
vor über zwei der schlimmeren Ströme, die Hölmsä und das Eldvatn, 
und wird daher auf zwei Tagereisen hin eine andere Linie verfolgen, als 


ı Ein ausführlicher Bericht über Erkes’ Reise und ihre Ergebnisse wird nebst 
einer Anzahl photogr. Aufnahmen im nächsten Hefte der Mitteilungen des Vereins 
für Erdkunde zu Dresden, dessen korrespondierendes Mitglied Er kes ist, veröffent- 
licht werden. 


38 


die von Paul Herrmann beschriebene (im 2. Bande seines Reise- 
werkes, 1907). Von dem Hofe Höfdabrekka, wo sich zuerst diese unver- 
gleichliche Welt der Schwemmsande und Gletschersäume auftut, biegt man 
scharf landeinwärts nach dem Ostfuße der steilen. Hafursey und weiter in 
nordöstlicher Richtung nach dem Hofe Eystri Asar; dann legt man auf 
neuem Wege die 1783er Lava in drei Stunden trabend zurück und erreicht 
Kirkjubzjarklaustur von Westen her, dem rechten Ufer der Skaptä fol- 
gend. Auf dieser ganzen Strecke hat man nach Kreuzung der Mülakvisl 
(die diesen Juli das Sandvatn in sich verschluckt hatte) keinen beschwer- 
lichen Flußübergang mehr — die zwei folgenden Tagesritte entschädigen 
ja hinlänglich für das Entbehrte! 

Landschaftlich hat diese Route vor der südlichen, auf dem äußeren 
Strande laufenden den Vorzug, daß sie uns näher an den Myrdalsjökull 
heranbringt (sein sanft geschwungener Doppelbusen bildet lange den milch- 
weißen, wolkenähnlichen Abschluß gegen West), und daß sie recht ins 
Herz einer der jüngsten und größten Laven führt, die ihr unverwittertes 
Relief in verwegenen Zackenformen meilenweit hindehnt. Am Westrande 
dieses gelb-schwarz-silbergrauen Meeres, durch kristallene Flußkrümmen 
von ihm getrennt, erheben sich die grünen Grashügelchen, die den Hof 
Eystri Äsar umrahmen. Ein klarer Sommerabend dort, wo zu dem nahen 
Eisgewölbe im Westen die ferne Firnkette im Osten (der Örzfajökull) her- 
übergrüßt, während der Blick südwärts über bräunliches, von Wasserflecken 
durchglitzertes Flachland den ungeformten Himmelsrand sucht, wird zu 
den unvergeßlichen Eindrücken des Reisenden gehören. 

Auf dem sechs Stunden langen Skeidarärsandur waren noch ein paar 
Eisbrocken übrig von dem großen jörulhlaud, das im Frühjahr diese Riesen- 
moräne übergossen hatte. Aber sie waren zusammengetaut und in den 
Schutt eingebohrt; die größten sah man etwa zwei Meter tief in eine rund- 
liche Wanne eingesunken und ebenso hoch über die Umgebung aufragen. 
Der Boden war überall schon trocken und gangbar. Die gefürchtete Skeiö- 
ara war leidlich; in den Wochen vorher war sie ab und zu öfer gewesen. 
Überhaupt scheinen die Gletscherflüsse auf meiner Fahrt nicht all die Schrek- 
ken entfaltet zu haben, die meine Vorgänger an ihnen rühmen. Da bis 
gegen Mitte Juli, nicht bloß in Reykjavik, die bedeckten und kühlen Tage 
überwogen, war die Eisschmelze gering, und dagegen fällt der reichliche 
Regen nicht in die Wage. | 

Je östlicher ich kam, um so häufiger wurden die Sonnentage. Während 
der Eyjafjallajökull, zwei Tage lang von mir belauert, ungnädig in seinem 
brodelnden Nebel verharrt war, ergab sich der Örzfajökull willig dem ersten 
Anlauf in der fast wolkenlosen Nacht vom 13. auf den 14. Juli. Es scheint, 


39 


daß ich genau die Anstiegslinie nahm, die Prof. Ebeling vor ein paar 
Jahren gewählt hatte: vom Hofe Sandfell aus über Heide und Getrümmer 
bis zu der Quote 1269, dann über den Firn ziemlich gerade nördlich an die 
Südostecke der jähen Gipfelkuppe und auf deren Nordseite zur Spitze 
(Hvannadalshnükur 2119 m): die Südflanke war in halber Höhe durch 
einen Bergschrund versperrt, sonst ginge es auf dieser Seite rascher und be- 
quemer. Wer die dänische Generalstabskarte I : 50 000 vornimmt — sie 
hat sich mir überall als sehr genau bewährt — kann über die zuverlässigste 
Aufstiegslinie kaum im Zweifel sein. Der angedeutete Weg ist — bis auf 
die letzten 200 Meter, die ich auf etwa 40 Grad schätze — nirgends steil, 
ein Spaziergang, keine Kraxelei. Etwas lang ist der Anstieg (ich brauchte 
in gemächlichem Schritt neun Stunden), aber die Nah- und Fernblicke 
sind von so verzaubernder Herrlichkeit, die Bestandteile der isländischen 
Landschaft erscheinen hier so in ihrer letzten Steigerung, daß niemand 
den Gang bereuen kann — die Gunst des Himmels vorausgesetzt; denn 
z. B. ein mäßiger Wirbelsturm oben aüf dem breiten Firnplateau könnte 
einem auch bei klarem Wetter die Frucht des langen Steigens versalzen ! 

Diese paar Zeilen möchten den Islandfreunden den Südküstenritt und 
als bestes Zwischenspiel den Örzfajökull ans Herz legen. Einen Führer, 
der Begeisterung und Geschick zum Gletscherwandern hat, sollte man 
freilich dafür gewinnen, wenn man nicht zu mehreren hinübergeht; und 
diese Eigenschaft ist bei den isländischen fylgdarmenn selten. Ich hatte in 
Siguröur Simonarson aus Reykjavik einen solchen Mann ge- 
funden: eine abenteuerliche fünftägige Vatnajökull-Tour mit Hauptmann 
Koch hatte ihm den Geschmack an der weißen Region gegeben. Auch 
unten an den Furten der Ströme stellte mein Siguröur seinen Mann; sein 
Ehrgeiz war: einen Sonderführer nur, wo’s gar nicht anders geht! Daß Sig- 
uröur fast nur isländisch spricht, wird ihn den Islandfreunden desto mehr 
empfehlen. Er ist ein kühner, männlicher Geselle und ein Mensch von Her- 
zensbildung und Humor. Wo man in der Einsamkeit des Landesinnern die 
Nächte mit ihm im Zelt kampiert, hat man einen lieben Kameraden an ihm. 


II. AUF DEN FÄRÖER 
(Erinnerungen von der letzten Nordlandfahrt der Hamburg-Amerika-Linie 
an Bord der „Viktoria Luise‘) 
VON PROF. DR. RUDOLF KÖSTLER IN WIEN 
chon seit meiner Jugendzeit trieb mich brennendes Verlangen nach den 
S einsamen Eilanden des nördlichen großen Weltmeeres, nach den Färöer 
und nach Island. Mit Gier verschlang ich alle mir zugänglichen Beschrei- 
bungen und Mitteilungen. Sie alle genügten mir aber nicht, sondern be- 


40 


stärkten in mir nür immer mehr den Wunsch nach eigener Anschauung. 
Mit eigenen Augen wollte ich es sehen, was für Leute jene Inseln bewohnen, 
die von der übrigen Welt so furchtbar fernab liegen und von den bösen 
Naturgewalten so häufig heimgesucht werden, selbst wollte ich’s schauen, 
wie jene einsamen Menschen dort leben und was sie treiben. Mit eigenem 
Fuße wollte ich jene Lande betreten, die schon im 8. Jahrhundert die ge- 
heimnisvollen keltischen Columbachristen trugen, die von den Hebriden 
dorthin und weiter vielleicht bis an die Ostküste Nordamerikas gekommen 
waren, jene Lande, die uns durch ihre Sögur und Rechtsaufzeichnungen 
die älteste Überlieferung unseres Stammes retteten und bewahrten, jene 
Lande, von denen aus die Normannen Grönland und Amerika besiedelten 
und die wahrscheinlich! auch Columbus vor seiner großen Entdeckung be- 
suchte, wo er vielleicht gar schon von Amerika Kenntnis erlangte, jene 
Lande endlich, die noch heute geographisch und ethnographisch, natur- 
wissenschaftlich und kulturell so ungemein interessant sind. 

Der 8. August 1913 sollte mich der Erfüllung meines heißen Wunsches 
näher bringen. Am Morgen dieses Tages wurden wir von Bord der ‚Vik- 
toria Luise‘ aus einer Inselgruppe ansichtig, die im weiten Ozean einsam 
dalag und uns ihre gewaltigen, natürlichen Schutzmauern gegen die hoch- 
aufbrausenden Wogen des weiten Meeres, das massige, schroff abstürzende 
Basalt- und Porphyrgestein der Küste, zukehrte. Als wir näher kamen, 
bemerkten wir in den Sunden zwischen den einzelnen Inseln sachter abstei- 
gende, vielfach mit üppigem Rasengrün verkleidete, aber baum- und strauch- 
lose Talsenkungen, in denen Häuser und Ortschaften ruhten. Vor einer sol- 
chen Ortschaft an der Ostküste der größten Insel Strömö machten wir 
alsbald halt. Es war die Hauptstadt Thorshavn, die bei dem hier meist 
herrschenden Nebel- und Regenwetter wohl den Eindruck eines größeren 
Fischerdorfes machen dürfte. Auf uns Sonntagskinder aber, die von dem 
Glück begünstigt waren, einen Sonnentag, deren es hier wohl nicht viel 
mehr als ein Dutzend im Jahre gibt, anzutreffen, bot der Ort vom hohen 
Deck des Schiffes aus einen überaus farbenbunten Anblick. Es ist wohl das 
seltsamste Städtebild gewesen, das ich je gesehen. Etwa anderthalb bis 
zweihundert kleine Einfamilienhäuschen, meist aus Holz mit einem stei- 
nernen Unterbau, der als Vorratskammer und als Werkstätte dient, und 
mit einem Giebeldach, lagen an der ansteigenden Küste, mitten in Wiesen- 
grün eingebettet, vor uns. Was dem Bild seinen besonderen Reiz gab, 
waren die grellen Farben, in denen Häuser und Dächer prangten. Da gab's 
rote, grüne, blaue, gelbe, aber auch graue oder teergeschwärzte Häuser 
und ebensolche Dächer, wenn diese nicht etwa, was oft zutraf, mit Rasen 
I Diese Columbus-Legende dürfte doch wohl endgültig abgetan sein. D. R. 


41 


bedeckt waren: Kein überragendes Gebäude störte die Gleichmäßigkeit 
des Bildes. Selbst das Hotel, das in der Nähe des Strandes liegt und, neben- 
bei bemerkt, das einzige der ganzen Inselgruppe ist, hielt sich in bescheidenen 
Grenzen. Nur am Südende der Stadt wagte sich das spitze Türmchen des 
Kirchleins bescheiden hervor. Am anderen Stadtende erhob sich auf felsiger 
Anhöhe ein Seemannsheim und auf den nackten Felsen vor ihm zeigten 
sich große, blendend weiße Flecken auf dem Gestein, die sich später als zum 
Trocknen ausgebreitete Dorsche darstellten. 

Noch vor unserer Landung hatte sich wohl das gesamte Jungvolk und 
auch mancher Erwachsene, meist Frauen, da der Beruf die Männer hier 
auf die See hinauszuführen pflegt, am Strande eingefunden und blickte 
uns freundlich, wenn auch etwas schüchtern an. Da waren rotwangige, 
blonde, häufig sommersprossige Kinder und ebensolche Frauen, während 
die Männer vorwiegend braune Haare und eine wettergebräunte Hautfarbe 
aufwiesen. Tiefe Furchen in ihren Gesichtern zeugten nur zu oft von den 
Mühen und Plagen ihres Daseins, von den Stürmen und Gefahren, denen 
sie bei ihrem Haupterwerbszweige, der Seefischerei, ausgesetzt sind. Die 
Männer erschienen zumeist in ihrer mit Silberknöpfen besetzten National- 
tracht, die eine rotbraune Mütze mit einem Zipfel über dem Ohr vervoll- 
ständigte, während die Frauen der Mode huldigten. Sie trugen vielfach 
Gummimäntel und Hüte mit modernem Gesteck. 

Wir stiegen an Land und durchwanderten, von der Jugend allenthalben 
mit Blumensträußchen begrüßt, die krummen Gassen und Gäßchen der 
Stadt, die gleich wie die Häuser rein und säuberlich sind und einen ge- 
mütlichen Eindruck machen. Ebenso sauber scheint es im Innern der Be- 
hausungen zu sein, deren Fenster mit Blumen besetzt und mit weißen Vor- 
hängen verkleidet sind, hinter denen manch neugieriges Auge uns Fremde 
verstohlen betrachtete. Zu unserem Erstaunen fanden wir hier nicht nur 
Post, Telegraph und Telephon vor, sondern auch Wasserleitung und Kanali- 
sierung, eine Wetterwarte, ein Seemannsheim, ein Hospital, eine Sparkasse, 
eine Bank, eine Realschule und an einer Gassenecke auch — einen Stoll- 
werck-Automaten mit Süßigkeiten. Das Gewerbe ist, da der Färinger 
sich noch manchen Hausbedarf selbst schafft, wenig vertreten. Immerhin 
war alles Notwendige da, sogar ein Friseur, der im ersten Stockwerke seines 
Hauses, zu dem der Zugang durch einen ansteigenden Garten von der 
Rückseite aus führte, sein Gewerbe ausübte, ein Installateur und ein leistungs- 
fähiger Photograph. Am meisten vertreten sind die Kaufleute, die hier im 
Landkrämerart alle möglichen Dinge des Bedarfes feilhalten und während 
unserer Anwesenheit stark in Anspruch genommen wurden. Vielfach 
sprach man in diesen Geschäften englisch, nicht selten auch etwas deutsch. 


42 


Die Häuser sind häufig von Gärtchen umgeben, in denen Zierpflanzen 
und Gemüse gebaut und auf dessen Zaun kleinere Fische, zwei und zwei 
an den Schwänzen zusammengebunden, getrocknet werden. Dem gleichen 
Zwecke dient eine Querstange an der Rückwand des Hauses. An die Häuser 
am Rand der Stadt schließen sich meist moorige, durch kyklopische Mauern 
gegen das Eindringen fremden Viehs geschützte Wiesen an, die als Weide- 
plätze für Schafe und Pferde verwendet werden. Außerhalb der Stadt, 
auf einem Hügel, verewigt ein einfacher Obelisk, das einzige Denkmal der 
Stadt, die Anwesenheit des dänischen Königs. Diese Anhöhe ward, weil 
sie den besten Überblick über den Ort gewährte, von den Amateurphoto- 
graphen unserer Gesellschaft massenhaft belagert, die sich von hier aus 
ein Erinnerungsbild schaffen wollten. 

Nach etwa vierstündigem Aufenthalte, der zur Besichtigung des Sehens- 
werten allerdings vollends ausreichte — und trotzdem hätte ich ihn gerne 
verlängert, um dieses gutmütige und friedfertige Völklein, für das ein einziger 
Polizist genügt, näher kennen zu lernen — mußte wieder die Rückkehr 
zum Schiff angetreten werden. Alt und jung gab uns das Geleite zum Hafen. 
und sammelte sich dort während unserer Einbootung. Sobald wir dem Schiffe 
zufuhren, da sprangen viele unserer lieben Färinger, die inzwischen etwas 
zutraulicher geworden waren, in ihre Kähne und ruderten sie unserem 
Schiffe zu oder hängten sie unseren Booten an, um sich von der Dampf- 
barkasse — die scherzweise gewöhnlich Dampfsparkasse geriannt wurde 
— mitziehen zu lassen. Und als die ‚Viktoria Luise‘ die Anker lichtete, 
da gab’s ein Rufen und Winken in den kleinen mehr beweibten als be- 
mannten Färingerkähnen, bis wir aus der Sehweite gekommen waren. 

Unser Dampfer lief nun längs der Küste der Insel Strömö nordwärts. 
Noch sahen wir einen kleinen Ort mit einem neuen Kirchlein zur Linken 
liegen. Sonst aber war zu beiden Seiten des Sundes nichts mehr zu sehen 
als Felsen und steile Grashänge, auf denen sich Schafe frei umhertrieben, 
die beim jedesmaligen Ertönen der Schiffssirene in wilder Hast scheu da- 
hinstoben. Am nördlichen Ende der Färinseln wurden die Felsen wieder 
besonders steil. Zahlreiche Löcher und Höhlungen in ihnen dienen den 
Seevögeln als Unterschlupf, die, von unseren Schiffsböllern aufgeschreckt, 
zu Hunderten und Aberhunderten zum Vorschein kamen. 

Gegen Abend gelangten wir wieder auf das offene Meer. Nun ging’s auf 
Island zu. 


43 


IV. NACHRICHTEN AUS ISLAND 


1. Island ist der Genfer Literaturkonvention beigetreten. 

2. Der Sysselmann Guölaugur Guömundsson ist in Aku- 
reyri am 5. August gestorben. Sein Name war in Deutschland bekannt 
geworden, da er wegen seines tatkräftigen Anteils an der Behandlung und 
Pflege der mit dem Geestemünder Fischerdampfer „Friedrich Albert“ Ge- 
strandeten mit dem Roten Adler-Orden 3. Klasse ausgezeichnet worden 
war (Herrmann, Island I, 375). 


V. ERGÄNZUNGEN ZU DEM VERZEICHNIS 
DER LITERATUR IM I HEFT" 


IOoI 
v.Jaden, Islands Frauen und ihre Arbeit an der heimischen Kultur. Wien. 


1902 
Fischbach, Friedrich, Asgart und Mittgart. Das goldene Haus- 
buch der Germanen, enthält die schönsten Lieder der Edda und den 
Nachweis, daß am Niederrhein zwischen der Sieg und Wupper die älte- 
sten Mythen der Arier entstanden sind. Köln. (Teutoniaverlag, Leipzig) 


1904 
Meißner, Rudolph, Skaldenpoesie. Ein Vortrag. Halle. 


1905 
Poestion, Isländische Dichter der Neuzeit in Charakteristiken und 
übersetzten Proben ihrer Dichtung. 2. (Titel-) Auflage. München (ur- 
sprüngl. 1897). 
1906 
Kossak,M., Der Liebeszauber vom Glerafoss, Novelle. (Cottasche Hand- 
bibliothek Nr. 139) Stuttgart. 


1908 
Griesinger, T., Isländische Geschichten. (Öhmigkes Jugendbiblio- 
thek 57) Leipzig und Einbeck. 


IQIO 

Bonus, A. Geschichte des Skalden Egill Skallagrimsson. Aus dem Is- 
länderbuch. Herausgegeben vom Dürerbund. (Der Schatzgräber Nr. 29) 
München. 

v. Horn, W. O., Olaf Thorlacksen, eine isländische Geschichte. 3. Aufl. 
Altenburg. 

Reck, H., Isländische Masseneruptionen. Jena. (Geolog. u. paläontol. Ab- 
handlungen, N. F., Bd. 9.) 


1 Die Ergänzungen stammen zumeist von H. Bibliothekar Dr. H. Neumann in 
Greifswald. 


44 


IQI2 
Anderson, H. Nordische Sagen. Aus der Sammlung Nordiske sagor 
übers. u. bearbeitet von Eugenie Hoffmann. Konegens Kinderbücher 
Nr. 35. Wien. 
Güntert, H., Über altisländische Berserkergeschichten. Heidelberg. 
(Gymnasialprogramm.) 
Das Verzeichnis der Literatur des Jahres 1913 folgt im nächsten Heft. 


VI. DIE GLÄMA KEIN GLETSCHER 


ch. Winkel, Dresden, schreibt in seiner Abhandlung: Neue An- 
en über das Vorkommen von Wasser in der Erde (Jahr- 
gang 1912 der Zeitschr. d. Ye der Gas- u. Wasserfachmänner in Österr.- 
Ung.) S. 21: 

Die klimatischen Verhältnisse Islands ermöglichen, daß in höheren Lagen 
der Schnee durch den Sommer liegen bleibt. Unter die Gletscher Islands 
wird auch die auf der nordwestlichen Halbinsel von Island gelegene Gläma 
gezählt. Nach Thoroddsen zeigt die Gläma aber keine Bewe- 
gung, hat keine Spalten undRisse, die Gletscherzungen 
fehlen und von ihr gehen keine Flüsse aus. Danach ist die 
Gläma mit ihrer Größe von 230 qkm (Aletschgletscher 99 qkm) kein 
Gletscher, sondern nur eine Ansammlung von Schnee, 
also ein gewaltiges Firnfeld. 


VI. NATIONALÖKONOMISCHES AUS ISLAND 


VON MAX GRUNER 
ı. HERINGSFISCHEREI AUF ISLAND 1913 
Eine sehr gute Heringssaison 


ie Heringskampagne fand vor kurzem ihren Abschluß. Die Fischerei 

begann 1913 später als gewöhnlich, da der Hering erst in der letzten 
Juliwoche an die Küste zog. Hier. war das Meer buchstäblich eine wim- 
melnde Fischmasse, besonders zwischen Kap Horn und Langanes. Der 
Hering des Jahres erwies sich als ganz besonders fett und wohlgeraten. 
Der Gesamtfang der Kampagne 1913 belief sich auf 198 000 t Salzheringe, 
von denen der Hauptteil nach Göteborg, Stockholm und Hamburg, ein 
kleines Quantum nach Kopenhagen ging. 

Am Fange partizipierten: Die Norweger mit 106171 t, Isländer mit 
56243 t, Schweden mit 17 144 t, unsere deutschen Fischer mit Io 992 t, 
die Dänen endlich mit 7540 t. Der frisch nicht verkäufliche Hering wan- 
derte in die Fischölfabriken. Da fast 2 Wochen hindurch auf den Schiffen 


45 


ununterbrochen gefischt wurde und diese die Arbeit nicht einen einzigen 
Tag zu unterbrechen brauchten, fehlte es schließlich an Arbeitskräften, 
um den Fisch in Salz zu konservieren. Ein großer Teil des Fanges mußte 
daher an die Fabriken zum Ölsieden verkauft werden. Dabei sind die Posten, 
die an sie kontraktmäßig zu liefern waren, nicht mitgerechnet. Diese 
Quanten nicht exportmäßig konservierten Fisches belaufen sich auf ca. 
125 000 t. Etwa %, davon wurde von den Isländern gefischt, die mit den 
Fabriken akkordiert hatten. 

Die Fischer und die betr. Reedereibesitzer eehieiken für den heutigen Fisch 
recht gute Preise, so daß man mit der Saison 1913 im ganzen sehr zufrieden ist. 

Während der zwei Wochen Tag und Nacht betriebenen Hauptfang- 
periode erhielten auf Ansuchen alle Küstenanwohner die Erlaubnis, von 
dem überreichen Fang für den Haushaltsbedarf nach Belieben zu neh- 
men. Man machte davon in den Küstenstädten und den Fischereiplätzen 
gern Gebrauch, so daß sich hierselbst wohl die meisten Familien ca. ı t 
der wohlschmeckenden Fische einlegen konnten. Auch viele Bauern und 
Hofbesitzer der in Seenähe gelegenen Distrikte ließen sich diese Gelegen- 
heit, ihre Küchen mit Gratisfisch zu versehen, nicht entgehen. Die seitens 
der Reeder an den Tag gelegte Großzügigkeit dürfte sich für sie vielleicht 
einmal lohnend erweisen. 

Der reiche Fischsegen bewirkte die ständige Vermehrung der Fischöl- 
fabriken. Die größte Fabrik in Krossanes bei Akureyri, die letztes Jahr 
zu bauen begonnen wurde, wurde 1913 fertig und arbeitet zurzeit im Voll- 
betrieb. Sie steht Verlauten nach mit 600 000 Kr. zu Buch. Der Direktor 
ist ein Landsmann, ein Herr Schrezenmeier. Er erlernte das Isländische 
sehr schnell. Seine Arbeiter sind fast durchweg Isländer!. 


2. ISLAND ALS BUTTERAUSFUHRLAND 

Lines der wichtigsten Agrarprodukte Islands waren bekanntlich bis vor 
ae Jahrzehnt die Schafe. Auf Grund des britischen Einfuhrverbots 
vom Jahre 1896 ging der englische Markt Island leider verloren. Diesen 
-Verlust wußten die isländischen Landwirte zum Vorteil für ihre Insel glück- 
licherweise durch die Ausdehnung der Rindviehzucht und die Erzeugung 
von Molkereiprodukten einigermaßen wettzumachen. Welche Ausdehnung 
das isländische Meiereiwesen in den letzten Jahren erfahren hat, veran- 
schaulichen folgende Zahlen: 

Schon in Io von Islands ı8 Sysseln (Kreisen) existieren Meiereien; davon 
befinden sich ı2 in der Ärnessysla und 6 in der Rangarvallasysla, in den übri- 
gen nur ı bis höchstens 2. Fast alle sind genossenschaftliche Unterneh- 


— | ee 
I Sicherem Vernehmen zufolge ist die Fabrik leider vor kurzem niedergebrannt. 


46 


men. Aus der Ärnessysla wurden 1912 91700 kg Butter exportiert und 
von den 6 Meiereien in der Rangarvallasysla 56 580 kg. 

-- Alle übrigen Meiereien des Landes exportierten 28 415 kg Butter. Der 
Durchschnittspreis für ı kg Butter betrug go Öre = ca. I «# pro ı Pfd. 
Netto (abzgl. Emballage, Fracht, Kommission usw.), nur ein geringer Teil 
der Butter erzielte einen niedrigeren Preis (84 Öre = ca. 93 Pfennige) pro 
ı Pfd. Netto. 

Da dieser Butterexport erst eine dreijährige Geschichte besitzt, können 
die isländischen Landwirte auf ihre Leistungen mit Recht stolz sein. Ange- 
sichts des erheblichen Verdienstes, den die Bauern der Syssel, in denen 
bisher Meiereien bestehen, an der Ausfuhr von Molkereiprodukten haben, 
ist zu erwarten, daß ihnen die Bewohner der Syssel, in denen bisher noch 
keine Meiereien bestanden, bald folgen. Die Initiative für die Begründung 
der isländischen Meiereien gab der überaus tüchtige und um diesen Zweig der 
isländischen Volkswirtschaft hochverdiente dänische Butterist Grönfeld. 


3. ISLÄNDISCHE WOLLE 

m Sommer 1912 errichtete der tüchtige isländische Kaufmann ]J6n 

Bjarnason unter der Firma J. Bjarnason & Co. eine Woll- 
wäscherei zu Borgarnes in der Myrasysla. Die Wäscherei hat im Sommer 
1913 reichliche Beschäftigung gehabt und soll ihr Produkt zu ı Kr. pro 
ı Pfd. ganz nach Amerika abgesetzt haben, ein ungewöhnlich hoher Preis 
für gewaschene isländische Wolle. Da ihr oft recht geringer Preis er- 
fahrungsgemäß auf der ungenügenden Reinigung der Wolle seitens der 
isländischen Produzenten beruht, dürfte die erste isländische Wollwäscherei 
zweifellos bald Nachfolgerschaft finden. Der frühere Wollpreis schwankte 
zwischen 80—85 Öre pro ı Pfd. 


4. ISLÄNDISCHE LAVA ALS DÜNGESTOFF 

honolit, eine jungvulkanische, kalireiche Gesteinsart, wegen seines hellen 

Tones beim Anschlagen des feinplattig. ausgebildeten Gesteins auch 
„Klingstein‘ genannt, wird bekanntlich seit einigen Jahren als Konkurrent 
der Staßfurter Kalisalze von einer deutschen Firma auf den Düngemittel- 
markt gebracht. Dieselbe beabsichtigt, Zeitungsmeldungen aus Island zu- 
folge, zu Hafnarfjord in Nähe Reykjaviks eine Gesteinsmehlfabrik zu er- 
öffnen, nachdem die Analysen einen Reichtum der isländischen Lava an 
Kaliverbindungen ergaben. Das Arbeiterkontingent ist auf 200 Arbeiter 
und die Tagesleistung an Lavamehl auf 150 t pro 24 Stunden veranschlagt. 
Auch eine eigene Dampferlinie zwischen der in Aussicht genommenen 
Fabrik und Hamburg ist projektiert worden. 


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5. ISLANDS FLEISCHEXPORT 


eht man durch Kopenhagens Straßen spazieren, liest man an vielen 

Fleisch- bzw. Rauchwarengeschäften: ‚Dejlig islandsk Lammekjöd‘“ 
(prachtvolles isländisches Lämmerfleisch). Daß das isländische gesalzene 
Schaffleisch, einst wegen seiner ungenügenden Zubereitung ein selbst von 
dänischen Dienstboten verschmähter und berüchtigter Exportartikel neuer- 
dings in der nordischen Welt (sein Import nach Deutschland ist im Inter- 
esse unserer Landwirte bekanntlich verboten) zu Ehren kommt, hat seine 
Ursache in dem erfolgreichen Bemühen der isländischen Landwirte um Her- 
stellung einer nach jeder Richtung einwandfreien Exportware und um Ver- 
besserung des isländischen Veterinärwesens.. Vor einigen Jahren besaß 
Island nur einen Tierarzt für ganz Island mit Sitz in Reykjavik. Im Jahre 
1910 ließ sich ein Kollege des Genannten zu Akureyri nieder. Im Sommer 
1912 wurden drei Kandidaten der Veterinärmedizin autorisiert, fleischbe- 
schauliche Untersuchungen auszuführen. 

Im Sommer 1912 wurde zum ersten Male seit Inaugurierung des Fleisch- 
exports so gut wie die Gesamtmasse des isländischen Exportfleisches tier- 
ärztlich untersucht. In Akureyri schlachtete man ıgı2 18000 Schafe, in 
Husavik I2 000, im ganzen Nordwestland 22 000 Stück, Allerorten werden’ 
genossenschaftliche Schlachthäuser errichtet, wo die neue Exportware von 
fachkundiger Hand zubereitet wird. 

Außer dem Schaffleisch wurden trotz des sogenannten Einfuhrverbotes 
vom Jahre 1896 nach England Igı2 Io 000 lebende Schafe exportiert, die 
gesetzlich innerhalb von ro Tagen nach erfolgtem Import geschlachtet sein 
müssen. Die Hälfte davon ging von England nach Belgien (Antwerpen), 
das seit IgIO zu einem Absatzmarkt für lebende Schafe aus Island wurdet. 
Der Preis für das Pfund Lebendgewicht beträgt 15 Öre (loco Island). Ein 
Schaf von Durchschnittsgröße wiegt 75 kg, bringt seinem Besitzer also 
22,50 Kr. 


6. DER SOMMER 1913 FÜR ISLAND 


uch für Island ist der Sommer 1913 als recht naß und unfreundlich 
Ä: bezeichnen. Fast der ganze Juli, die Zeit der Hauptentwicklung 
der Vegetation, war, wenigstens in Südisland, regnerisch naßkalt. Die Heu- 
ernte und die Klipfischzubereitung hat darunter naturgemäß recht gelitten 
(weniger bzw. gar nicht die Seefischerei!). Das Heu mußte mehrere Wochen 
wegen des feuchten Wetters auf der Wiese liegen, konntenichteingefahren (oder 
1 Vor kurzem sind nach Angaben der Deutschen Fleischerzeitung mehrere Tausend 


isländische Hammel auf den Berliner Markt gebracht worden, wo ihre Qualität sehr 
befriedigt hat. 


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vielmehr, wie man wegen des Mangels an Erntewagen auf Island sagen sollte, 
„eingeritten‘‘ werden!) und litt sehr stark unter der Witterung. Der Klip- 
fisch litt ebenfalls auf seinen Trockenplätzen und wurde gelb und schimmelig. 


VII. NEUES VON DEN FÄRÖERN 


VON HANS RUDOLPHI 
(Schluß) 

us den Gebieten der Anthropologie, Volkskunde und Archäologie müssen 
die Arbeiten von Annandale, Boeg, Bruun, Hansen, 
Jörgensen, Villiers und Thuren, ferner die klimatischen 
und meteorologischen Studien von Knudsen und Willaume- 
Jantzen unddie Forschungen über den Gesundheitszustand der Färinger 
von Mülberger, Russel- Jeaffreson und Ziemann ge- 
nannt werden. Die Erforschung der färischen Sprache ist durch Evensen 
und Dahl gefördert worden, am meisten aber durch Jakob Jakob- 
sen, der die grundlegenden Arbeiten von Hammershaimb fort- 
setzte und zusammen mit Niels Finsen zu den bedeutendsten Män- 
nern gehört, die die kleine Inselgruppe hervorgebracht hat. Der im Jahre 
1904 in Kopenhagen gegründete Verein „De Danske Atlanter- 
havsöer“ hat durch seine Zeitschrift ‚Atlanten‘ und das zusammen- 
fassende Werk „De Danske Atlanterhavsöer“ (Kopenhagen 
1904—ıI) manches zum besseren Verständnis und zur Bekanntmachung der 
Färöer beigetragen. Eine Fülle geographischen, wirtschaftlichen und kultur- 
historischen Materials enthält der im Jahre Igıı erschienene Beilageband 
zu  „JForslagog Betaenkninger afgivne af den Faeröske 

Landbokommission‘“. 

Auch der Regierung und der Volksvertretung danken die Inseln manchen 
Fortschritt. Die Zunahme der Tuberkulose machte die Errichtung eines 
Sanatoriums nötig, wodurch die verderbliche Krankheit schon tat- 
kräftig bekämpft wurde. Durch Anlage von Wasserleitungen sorgte man 
"Ineinigen Orten für bessere hygienische Verhältnisse. Während vor wenigen 
Jahrzehnten ein einziger Arzt für die Inselbevölkerung ausreichen mußte, 
gibt es deren jetzt sieben, und in drei Orten sind Krankenhäuser vorhanden. 
Außerdem hat die Societe des Hospitaux frangais d’Islande bei Thorshavn 
ein Gelände erworben, um dort später ein eigenes Krankenhaus zu errich- 
ten. — Im Sommer 1912 war eine Kommission zur Untersuchung der Basalte 
und Tuffe zu ı Bauzwecken auf d den Inseln, die feststellte, daß sich die Basalte 
besonders als Straßenschotter und für Hafenbauten eignen. Mehrere Häuser 
in Thorshavn sind schon aus Steinen erbaut worden, doch sehen solche 
Gebäude recht düster und schmucklos aus; das Holz ist in Anbetracht 


49 


der klimatischen Verhältnisse wohl auch fernerhin das beste Baumaterial 
für Wohnungen. Die neueren Häuser bekgqmmen meist Wellblechdächer 
und dadurch werden allmählich die hübschen Grasdächer verschwinden. 
Auch die leidige Hafenfrage wurde durch Sachverständige unter- 
sucht. Man plant Hafenbauten in Thorshavn, Trangisvaag,; Skopen, Mid- 
vaag, Sandevaag, Sörvaag und Kvivig. Vorläufig wird überall, selbst aus 
kleinen Fahrzeugen, ausgebootet. 

Der früher von einer Gesellschaft begonnene Abbau.der Kohlen 
auf Syderö wurde des geringen Ertrages wegen wieder eingestellt. In- 
dustrie fehlt auf den Inseln fast vollständig, abgesehen von der regen 
Hausindustrie, die sich mit der Verarbeitung der Schafwolle beschäftigt 
und der wichtigen Zubereitung der Dorsche zu Klippfischen. An größeren 
Betrieben sind außer den Walstationen nur eine Spinnerei und eine Fisch- 
konservenfabrik in Thorshavn vorhanden. Es wäre möglich, daß sich auf 
Syderö eine Steingutfabrikation entwickeln könnte, wenn man dort die 
Tone abbauen und zum Brennen die heimischen Kohlen verwenden würde. 
Das Telephonnetz wurde weiter ausgebaut, so daß jetzt nur noch 
Myggenäs, Kolter, Nolsö, Fuglö, Svinö, Skuö und Store Dimon ohne Fern- 
sprechverbindung sind. Leider rufen die starken Gezeitenströmungen oft 
Kabelbrüche hervor, und die Insel Syderö ist schon seit mehreren Jahren 
ohne Telephonverbindung mit den anderen Inseln. Auch im Hestöfjord riß 
voriges Jahr und in diesem Herbst das Kabel. Man plant deshalb jetzt draht- 
lose Verbindungen mit Thorshavn. Die Wasserkräfte der Inseln. ließen 
sich wohl an einigen Stellen zu elektrischen Anlagen ausnützen. Zuerst denkt 
man dabei an Kraftanlagen bei Vestmanhavn und Klaksvig. Auch neue 
Straßen sollen gebaut werden. Die einzigen führen vorläufig von Thors- 
havn nach dem Sanatorium und am Sandsee auf Sandö entlang. Geplant 
ist der Bau einer Straße von Skopen nach Sand. An einigen Stellen der 
Inseln gibt es schon außerhalb der Siedelungen gute, wenn auch kurze 
Wege und einige Brücken. An mehreren Punkten Würden neue L eucht- 
eine Hängebrücke mit Myggenäs verbunden ist. Auch die Verbindungen 
zwischen den einzelnen Inseln haben sich gebessert, seitdem die beiden 
kleinen Dampfer Smiril und Ruth und der Motorkutter Merkur regelmäßige 
_ Fahrten unternehmen, der Dampfer Tjaldur von Kopenhagen aus die wich- 
tigsten Häfen der Inselgruppe regelmäßig anläuft und die Zahl der Motor- 
boote beträchtlich vermehrt wurde. 

Sehr wichtig ist die Fertigstellung der vorzüglichen Generals tab S- 
karte im Maßstabe ı : 20 000 auf Grund der Vermessungen in den Jahren 
1895—99, wobei die Lage und Größe der Färöer, die Höhe der Berge und 


50 


die Lage der vielen Inseln zueinander erst genau festgestellt wurden. Die 
Karte ist eine Isohypsenkarte in 75 Blättern und Vierfarbendruck und 
leistet bei wissenschaftlichen Arbeiten vortreffliche Dienste. Der Flächen- 
inhalt der Inselgruppe ist 1398,85 km?, während man früher nur 1332,52 km? 
annahm. Durch die genaue Vermessung wurde auch die Lage Thorshavns 
erst festgestellt. Südströmö und die anliegenden Inseln haben dadurch 
auf den Karten eine beträchtliche Verschiebung erfahren, am meisten aber 
Syderö, das auf den älteren Karten um mehr als 5 km zu weit nach Westen, 
die Nordinseln dagegen zu weit nach Osten gezeichnet sind. Eine geo- 
logische Landesaufnahme fehlt leider noch und somit auch eine geologische 
Karte größeren Maßstabes. Nach der Volkszählung von Igıo hatten 
die Färöer 18 000 Einwohner (12,8 auf ı km?). Die Bevölkerung hat sich 
ziemlich stark vermehrt, was wohl zum Teil auch den hygienischen Maß- 
nahmen zu danken ist. Mit der Unterkunft der Reisenden ist es noch recht 
schlecht bestellt. Kleine Gasthöfe gibt es nur in Thorshavn, Tveraa, 
Vaag, Klaksvig und Vestmanhavn, in der Hauptstadt auch eine Fremden- 

"pension. Sonst ist der Fremde überall auf die Gastfreundschaft der Ein- 
geborenen angewiesen. Die Errichtung eines Bankhauses in Thorshavn 
(Föroya Banki), das Geldgeschäfte aller Art erledigt, ist für den Reisenden 
eine große Annehmlichkeit. Leider ist das deutsche Konsulat in der Haupt- 
stadt eingegangen, so daß es dort nur noch einen englischen, französischen, 
norwegischen und holländischen Konsul gibt. Vor kurzem wurde in Tveraa 
auf Syderö ein deutscher Vizekonsul ernannt. 

Der Verbrauch alkoholischer Getränke hat auf den Inseln sehr abge- 
nommen, da ein hoher Einfuhrzoll auf Alkohol liegt und Gasthäuser voll- 
ständig fehlen. Wie überall in Dänemark und seinen Nebenländern, wurde 
auch auf den Färöern im vergangenen Jahre endlich das Metersystem ein- 
geführt, so daß die bisherigen alten Maße ungültig wurden. Da die Fang- 
ergebnisse an großen Walen in den letzten Jahren’ immer geringer wurden, 
haben die Walstationen Signebö und Sälvig ihren Betrieb einge- 
stellt, so daß ı912 nur noch fünf von den auf den Inseln errichteten sieben 
Stationen tätig waren. IgI3 waren sogar nur noch die Fabriken Lopra 
und Funding in Betrieb. Während ıgıı 276 Großwale eingebracht wurden, 
sank die Zahl im nächsten Jahre auf 152 und 1913 waren es ungefähr gleich- 
viel. Auch der Grindwalfang war Igı3 sehr ungünstig; es wurden 
nur 150 Tiere erlegt gegen 1650 im Jahre ıgı1. Diese starke Abnahme 
der Wale in den nordischen Meeren ist für die Bewohner des Färöer sehr 
bedenklich, da ein großer Teil der Bevölkerung im Winter hauptsächlich 
vom Fleische dieser Tiere lebt und vielen durch das Stillstehen der Wal- 
stationen der lohnende Verdienst entzogen wird. — Die Versuche mit An- 


4 51 


pflanzungen von Bäumen und Sträuchern, die man in der Baum- 
schule bei Thorshavn seit längerer Zeit anstellt, sollen wenig Erfolg gehabt 
haben. Immerhin beweisen die schönen Gärten in der Hauptstadt, in Mid- 
vaag und Klaksvig, daß Holzgewächse im Windschutze von Mauern und 
Häusern fortkommen können, und es wäre recht wünschenswert, daß auch 
in anderen Orten solche Anpflanzungen vorgenommen würden. — Auf 
Veranlassung des Verfassers wurden im vergangenen Sommer wieder 46 Vögel 
mit Ringen aus der Vogelwarte Rossitten versehen. 

Eine Zusammenstellung der Schriften über die Färöer seit 1900, ebenso 
ein Verzeichnis der Karten der Inselgruppe und der dort erscheinenden 
und erschienenen Zeitungen und Zeitschriften soll in späteren Heften dieser 
Mitteilungen erscheinen. 


IX. BÜCHERBESPRECHUNGEN 


m Mißverständnissen vorzubeugen, wird bemerkt, daß dieser Abschnitt 

in Zukunft weniger Raum einnehmen soll, damit mehr Platz bleibt für 
Nachrichten aus Island. Der größere Umfang der Besprechungen erklärt 
sich durch die größere Zahl von Büchern, die uns zugegangen ist, weil wir 
mit unserer Arbeit erst begonnen haben. 


1. Wir werden ersucht, darauf hinzuweisen, daß das im 2. Heft ange- 
zeigte Buch von W. Golther, Religion und Mythus der Germanen, 
in den Verlag der Nationalen Kanzlei, Leipzig überge- 
gangen ist. 

2.Carl Küchler: Unter der Mitternachtssonne durch die Vulkan- 
und Gletscherwelt Islands. Leipzig 1906. Wüstenritte und Vulkanbestei- 
gungen auf Island. Altenburg (S.-A.) 1909. In Lavawüsten und Zauber- 
welten auf Island. Berlin o. J. (1910). Die Färöer, Studien und Wander- 


fahrten. München 1913. 

Küchlers Reisewerke zu besprechen, ist keine erfreuliche Aufgabe. Deshalb 
nicht, weil man gezwungen ist, in dem Verf. einem Manne unsanft zu begegnen, den 
man wegen seiner Begeisterung für Island und die Färöer und wegen seiner Bemühun- 
gen, diesen Ländern Freunde zu gewinnen, lieber nur Angenehmes sagen möchte. Er 
will seinen nordischen Lieblingsinseln dadurch nützen, daß er das große Publikum, 
welches nur wenig von diesen Inseln weiß, in „populärer“ Darstellung mit ihnen be- 
kannt zu machen sucht. Ohne Verkleinerung soll das Verdienst anerkannt werden, das 
er sich durch die Verbreitung von Interesse für die genannten Länder erworben hat. 
Da er die dänische, isländische und färöische Sprache kennt, so sind seine Bücher frei 
von den in vielen anderen Werken vorkommenden Mängeln der fehlerhaften Namen- 
schreibung. Auch sind Küchlers topographische, statistische, literaturgeschicht- 
liche usw. Angaben, wenn nicht immer, so doch meistens richtig, und die vielen Bilder, 
zum Teil Originalaufnahmen des Verf., sind anschaulich und durch die Bank gut. 

Leider ist hiermit das Lob, dassich Küchlers Büchern uneingeschränkt spenden 
läßt, nahezu erschöpft. Zunächst sein Stil. Unter allen, die je über Island schrieben, 


52 


hat kaum ein zweiter einen so undeutschen Bandwurmstil mit endlosen Schachtel- 
sätzen, mit Satzlängen von 200 und mehr Wörtern, mit unglaublich geschraubten 
Wendungen und in so gewagtem Aufbau wie Küchler. Für Schüler müssen diese 
Sätze als abschreckendes Beispiel gelten, für den reifen Leser sind sie eine Qual. Dann 
Küchlers ewige Superlative. Seine sämtlichen vier Bücher wimmeln von maßlosen 
Ausdrücken für schlichte Dinge und einfache Geschehnisse. Seine Maßlosigkeit er- 
scheint als der Ausfluß einer überhitzten Phantasie, und diese ist wohl auch schuld 
daran, daß der Verf., der sicherlich nicht unwahr sein will, in vielen Fällen unwahr 
wird, indem er die nordischen Eilande in stark verzerrter Perspektive vorführt. Er 
sieht Schwierigkeiten und Gefahren, wo keine sind; er bewegt sich immerzu in Wunder- 
und Zauberwelten, kennt nur Gewaltmärsche und Todesritte, übertreibt das Schöne 
bis zur Ekstase und das Unschöne ins Grauenhafte. Diese an kein Maß gebundenen 
Anschauungen verdichten sich bei ihm schließlich zu dem festen Glauben, daß er, 
Küchler, der dies alles erschaut, erlebt, erduldet und überwunden hat, wirklich 
ganz Hervorragendes vollbrachte, daß er ein Held, ein kühner Forscher sei. Nun hat 
aber Küchler, wovon seine Bücher zeugen, nichts gesehen, was nicht vor ihm 
schon längst bekannt war; er ist kaum irgendwo gewesen, wo nicht vor ihm andere 
waren; er ist, mit wenigen Ausnahmen, nicht einmal von den üblichen Touristenstraßen 
abgekommen. Trotz ‚Wüstenritte ohne Ende‘ hat er nie eine der wegelosen inländischen 
Wöüsten, trotz ‚„Gletscherzaubers‘‘ nie einen Gletscher betreten; weder die Geographie 
noch eine andere Wissenschaft hat er um neue Ergebnisse bereichert. Dadurch aber, 
daß er sich in seinen Schriften bewußt oder unbewußt als Held und Forscher aufspielt, 
macht er, man verzeihe das harte Wort, sich lächerlich, und seine Werke können nicht 
ernst genommen werden. Zu solchen lächerlichen Übertreibungen gehören die Gefah- 
ren seiner Heklabesteigung, die Schrecknisse der Krafla, die Überschreitung des Sn&- 
fellsjökull, wo er nur auf dem in der dänischen Generalstabskarte bezeichneten Pfad 
über die Paßhöhe in einiger Entfernung am Jökull vorbeigegangen ist, seine Boot- 
fahrten auf den Färöern usw. Man könnte Seiten mit Beispielen füllen. Noch schlim- 
mer aber ist, daß Küchler keine Auswahl und keine kritische Reife kennt. Haupt- 
und Nebensachen, hochwichtige Dinge und einfältigste Kleinigkeiten würfelt er bunt 
durcheinander; anscheinend hält er das für ‚„populäre‘“ Schreibweise. Dabei verrät 
er mitunter große Unkenntnis und schiefes Urteil, so über Jön Arason, worauf 
unter anderem von Haideck im „Westfälischen Merkur‘ No. 178 vom 9. April 
ıgıı in einer vernichtenden Kritik hinwies. Die Entdeckung Vinlands schreibt Küch- 
ler (In Lavawüsten S. 78) unbesehen Guödöleifr Guölaugsson zu. Im Vor- 
wort der ‚Färöer spricht er kühn von einem „abstoßend jesuitischen Reisewerk‘“, 
ohne es zu nennen und meint damit Baumgartners Island und die Färöer, 
dessen Verf. gerade bei den geistig höchststehenden Isländern als einer der besten, 
sachkundigsten und zuverlässigsten Schriftsteller über diese Länder das größte An- 
sehen genießt. Und so blamiert sich Küchler an vielen Stellen weiter. 

Daß er in seinen Reisebüchern ganz vorwiegend nur sich selbst zitiert — am schlimm- 
sten in „Lavawüsten‘‘, wo neben 34 Selbstzitaten kein einziges sonstiges Zitat vor- 
kommt —, dagegen ungeniert aus fremden Schriften entlehnt, ohne sie zu nennen, 
ist zwar nicht lobenswert, aber niemand braucht sich darüber aufzuregen; daß er aber 
durch seine Verleger Prospekte in die Welt schickt, die an die schreiendsten Reklame- 
bilder der Kinos erinnern — am schlimmsten bei ‚„Färöer‘‘ —, dafür gibt es bei aller 
Nachsicht für ihn keine Entschuldigung. Allerdings ist mehr diesem Tamtam als dem 
inneren Wert der Küchlerschen Bücher ihr Buchhandelserfolg zu danken (es 
sollen im ganzen rund 6000 Exemplare abgesetzt worden sein), ein Erfolg, den jeder 
dem Verf. und seinen Verlegern gern gönnen wird, der jedoch bedauerlicherweise 
Küchler bestimmt zu haben scheint, bei jedem neuen Buche seiner Reklamesucht 
um so unbekümmerter die Zügel schießen zu lassen. 

Alles in allem genommen ist es sehr schade, daß Küchler &s nicht verstanden 


53 


hat, mit seinen mancherlei Kenntnissen von Island und den Färöern Besseres in seinen 
Büchern zu bieten. Als populäre Reisebeschreibungen sind sie mit dem Makel dilet- 
tantischer Effekthascherei und Minderwertigkeit behaftet; wissenschaftlichen Wert 
haben sie nicht. Ein persönlicher Freundeswunsch des Referenten an Carl Küch- 
ler wäre, daß er, bevor er weitere Werke herausgibt, sich zunächst in strenger Selbst- 
zucht üben, seine Manuskripte sorgfältiger stilistischer Ausfeilung unterwerfen und 
auf die ebenso unmelodische wie seiner unwürdige Reklametrommel verzichten wolle; 
dann läßt sich erwarten, daß er für die geliebten Nordlandinseln auch einmal etwas 
wirklich Gutes schaffen wird. 

Köln Heinrich Erkes 


3. Hans Karlvon Winterfeld. Rund um Island. Reiseerinnerungen. 
Dresden und Leipzig 1912; jetzt: Nationale Kanzlei, Leipzig. 

Ein flott geschriebenes Büchlein ohne große Ansprüche. In stark subjektiv gefärb- 
ten Skizzen schildert es eine Dampferfahrt ab Kopenhagen über Edinburg, die Färöer 
und ein paar Häfen Ost- und Nordislands nach Reykjavik. Der Verf. irrt, wenn er 
im Nordwesten der Insel Krater gesehen zu haben glaubt. Seine mitunter etwas herben 
Anschauungen über Islands Natur, Volk und moderne Entwicklung beruhen zweifel- 
los auf ehrlicher Überzeugung, würden aber bei genauerer Kenntnis von Land und 
Leuten wahrscheinlich wenigstens zum Teil sich ändern. 

Köln Heinrich Erkes 


4. Hans Spethmann: Islands größter Vulkan. Die Dyngjufjöll mit 
der Askja. Leipzig, Veit & Co. 1913. VIu. 143 S. 8, M 6,— (geb. M 7,—) 


In dieser Monographie sammelt der Verf. so ziemlich alles, was man zurzeit durch 
seine eigenen Forschungen und die anderer über diesen mächtigen Vulkan weiß. Dr. 
H. Sp. hat sich auf zwei Forschungsreisen, 1907 und_1910, länger in den Dyngjufjöll 
aufgehalten als irgendein anderer Forscher, und seine Beschreibung ist auch die voll- 
ständigste und ausführlichste. Am Anfang des Buches wird die Erforschungsgeschichte 
der Dyngjufjöll nach allen vorliegenden Quellen behandelt und besonders ausführlich 
verweilt bei der unglücklichen Expedition v. Knebels (1907), deren Mitglied Sp. 
war. Darauf folgt ein Literaturverzeichnis über so ziemlich alles, was über die Askja 
geschrieben ist. Der zweite Abschnitt behandelt die Entwicklung der topographischen 
Kenntnisse und die topographischen Namen; in diesem polemisiert der Verf. gegen 
Dr. Reck, der annimmt, die Askja habe eine rechteckige Grundform und sich unter 
anderem auf meine geologische Karte (1901) beruft. Tatsächlich habe ich, wie alle 
anderen, nur Carocs Karte benutzt, aber bei der nur skizzenmäßig ausgeführten - 
Terrainunterlage auf meiner geologischen Karte sieht die Form der Askja eckiger aus 
als beabsichtigt war. Daß Carocs Karte die einzige ist, die auf wirklichen Messungen 
beruht (mit Sextant und Theodolit), hatte ich keinen Anlaß von ihm abzuweichen 
und hatte auch bei meinem ganz kurzen Aufenthalt in der Askja 1884 keine Gelegen- 
heit zum Messen. Das dritte Kapitel behandelt das Relief der Dyngjufjöll und eine 
topographische Beschreibung dieser Bergmasse, die verschiedenes Neue enthält, beson- 
ders über die Berge westlich und nördlich der Askja; hier werden auch die Höhen- 
messungen angegeben, die vom Verf. und von anderen gemacht worden sind. Dazu 
ist zu bemerken, daß die Höhenmessungen, die nach Johnstrup-Caroc an- 
gegeben sind, sämtlich von Johnstrup allein mit Aneroid ausgeführt sind. 
Im vierten Abschnitt werden die klimatischen Verhältnisse behandelt mit mehreren 
interessanten Beobachtungen über die Witterung in der Askja und daran Bemerkungen 
über die Einwirkung des Flugsandes auf das Gestein und die Schmelzfiguren im Schnee 
angefügt. Im fünften Abschnitt, der der längste ist (S. 53—ı27), wird gehandelt von der 
Entstehung der Dyngjufjöll, Askja, Rudloffkrater und Knebelsee. Zuerst beschreibt 
der Verf. die verschiedenen Eruptionspunkte der Dyngjufjöll und führt die verschie- 


54 Ä 


Be 


denen Kratergruppen in der Umgebung der Askja vor. Von großem Interesse sind 
die Krater, die der Verf. bei dem Trölladyngjuskarö fand, unter. anderem ein großer 
Explosionskrater, der neuen Ursprungs zu sein scheint. In diesem Zusammenhang 
mag erwähnt sein, daß Sigüröur Gunnarsson. von Hallormstaöahäls (in 


Ostisland) Anfang Januar 1875 zwei starke und hohe Rauchsäulen von den Dyngjufjöll 5 


aufsteigen sah, die eine von dem südöstlichen Ende der Askja, die andere weiter nach 
Westen; der Zwischenraum zwischen den zwei Rauchsäulen schien mindestens so groß 
wie von der: östlichen Rauchsäule bis zur Heröubreiö. Es ist nicht unmöglich, daß 

auch ein Ausbruch bei dem Trölladyngjuskard stattfand. Was den Horst- 
charakter der Dyngjufjöll angeht, ist der Verf. anderer Meinung als Dr. Reck und 
bringt verschiedene Einwände gegen dessen Darstellung vor, darauf folgt eine Schil- 
derung der Lavaebene der Askja sowie eine Beschreibung der unbedeutenderen Lava- 


partien rtien in den Dyngjufjöll selbst, der Nordebene, des Trölladyngjuskarö und der 
Sudurskörd,; dabei scheint der Verf. vollgültige Beweise dafür erbracht zu haben, daß 


die Lavafläche der Askja einmal 40—50 m höher gelegen war als jetzt, eine sehr wert- 


volle Entdeckung. Zu Verf. Bemerkung S. 88 möchte ich erwähnen, daß „mit der 
kleinen Öffnung gegen Südwest (nicht Süd), aus der die Lava nach dem ’Odädahraun 


hinabgeströmt ist‘ (Andvari 1885, S. 65) das Trölladyngjuskard. gemeint ist, was auch 
Carocs Karte andeutet. = Darauf folgt eine Beschreibung des vulkanischen Aus- 
bruchs in der Askja 1875, des Aschenfalls über Ostisland und der Eruptionsprodukte; 
weiter eine Geschichte des Rudloffkraters seit 1875 sowie eine Beschreibung des Kra- 
ters und Konebelsees un und « deren histc historischer Entwicklung seit 1875. Der Abschnitt 
schließt mit verschiedenen Betrachtungen über die Entstehung der Hohlform; der 
Verf. kommt zu dem nämlichen Ergebnis, wie die älteren Forscher, daß_die Senke. 
Einbruchskessel ist. Es hat viele Meinungsverschiedenheiten gegeben über die Ent- 
stehungszeit der Knebelcaldera; der Verf. kommt zu der zweifellos richtigen Auffassung, 
daß etwas von der Hohlform vor dem März 187 5 existierte, was das Vorhandensein 
der r südlichen Krater und di und die € Beobachtungen der Isländer im Februar 1875 hinläng- 
lich beweisen; aber er spricht sich sich nicht darüber aus, welcher Teil der Senke der jüngere 
und welcher r der ältere ist” Darauf untersucht der Verf. die Frage: Sind Askja und 
Knebelsee Calderen ? und geht über zu den Beziehungen zu dem benachbarten tätigen 
Vulkanismus und gibt eine ‚historische Übersicht über die Eruptionen der Sveinagjä 
1875. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Sveinagj& und der Askja 
bestand, läßt der Verf. unentschieden. Es ist dem Verf. nicht bekannt gewesen, daß 
gleichzeitig mit diesen zwei Vulkanausbrüchen eine ungewöhnlich große vulkanische 
Tätigkeit (Dampfentwicklung) in den Kverkfjöll im Süden und im Gjästykki auf der 
Reykjaheidi ım Norden stattfand. Schließlich kommt der Verf. zu dem Ergebnis, 
daß „ein großer Teil der Dyngjufjöll seine Entstehung einem Eruptionspunkt ver- 
dankt, der im Gebiete der heutigen Askja gelegen war und stratisch arbeitete. Ihm 
folgte eine e magnatische Effusion,. die-die Hohlform_der Askja_mit einem Lavasee er- 
füllte‘. Dem kann ich meine volle Zustimmung geben. Der Verf. scheint seine frühere 
Schildvulkantheorie aufgegeben zu haben, die auch nicht genügend begründet schien. 
— Die isländischen Namen im Buch sind im allgemeinen richtig geschrieben, aber es 
finden sich doch manche unrichtige Beugungsformen, Druck- und Schreibfehler, die 
hätten vermieden werden können. 
Das Buch ist in seiner Gesamtheit eine verdienstliche Arbeit und eine wertvolle 
Bereicherung der geologischen Literatur über Island. 
Kopenhagen | | Th. Thoroddsen 


5. W.v.KnebelfundH.Reck: Island, eine naturwissenschaftliche Studie. 
290 S. 28 Taf., ı Karte. Stuttgart, Schweizerbarth 1912. 

Am Io. Juli 1907 ertrank v. Knebelin einem See in der Askja im östlichen Inner- 
island. In seinem Nachlaß fanden sich die Anfänge einer an weitere Kreise sich wen- 


55 


denden geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Darstellung der Insel und ihrer 
Bewohner. Einige Kapitel, wie über die Entdeckung und Besiedlung des Landes oder 
über die Schildvulkane waren schon detailliert und zusammenhängend ausgearbeitet, 
von anderen lagen nur Notizen vor. Vollendet war dagegen schon eine größere An- 
zahl eigens für das Buch bestimmter farbiger Abbildungen. 

Schwer war es, aus den Bruchstücken einen Bau aufzuführen. War es doch eine 
Pflicht der Pietät, die Eigenarten v. Knebels in darstellerischer Hinsicht und 
wissenschaftlicher Auffassung zu wahren. Als daher die Braut des Verunglückten an 
den Unterzeichneten mit dem Ersuchen um Herausgabe des Manuskriptes herantrat, 
glaubte er es ablehnen zu müssen, zumal, weil sich nach und nach in ihm tiefgreifende 
Differenzen zu den wissenschaftlichen Arbeitsmethoden und Ergebnissen v. Knebels 
entwickelt hatten. Reck hat darauf den Versuch der Veröffentlichung gewagt, man 
darf sagen, mit Erfolg. Das Buch bietet eine sich angenehm lesende und übersicht- 
liche Gesamtdarstellung der Geschichte und der naturwissenschaftlichhen Verhältnisse 
des Landes. Im einzelnen wird man freilich mitunter anderer Meinung als der vor- 
getragenen sein können, aber es ist verständlich, daß Reck in der Fortführung der 
v. Knebelschen Aufzeichnungen überall seine persönliche Auffassung geboten hat. 

Es ist nicht der Zweck dieser Anzeige, zu einzelnen Punkten des Buches Stellung 
zu nehmen; dies ist an anderer Stelle getan (von Thoroddsen im Literaturbericht 
zu Petermanns geographischen Mitteilungen Bd. 59, I, 213) oder wird noch 
geschehen. Hier möge eine kurze Inhaltsübersicht über die Anlage der Publikation 
orientieren. Die Entdeckung und Besiedelung Islands eröffnen die Darstellung, die 
Geschichte des Volkes mit einem Überblick über seine Literatur und über den gegen- 
wärtigen Volkscharakter folgen. Notizen zur Fauna und Flora leiten zu einem geschicht- 
lichen Abschnitt über Landeskunde und Naturwissenschaft auf Island hinüber, dem 
sich dann Kapitel über die Grundzüge der Geologie und Geographie im allgemeinen 
und über Vulkane und Gletscher im besonderen anfügen. Besonders hervorgehoben 
seien die schönen Bilderbeigaben. 

Charlottenburg H. Spethmann 


6. M. Gruner: Die Bodenkultur Islands. Berlin 1912. 


Das groß angelegte Werk ist die reife Frucht gründlicher Fachstudien im Verein 
mit sorgfältigen Beobachtungen, die der Verf. während einer längeren Islandreise im 
Jahre 1907 machte; hinzu kommt eine außergewöhnliche Beherrschung der ein- 
schlägigen, namentlich auch isländischen Literatur. Der erste Teil der Arbeit behandelt 
Islands Moore und seine Moorkultur, der zweite den isländischen Gartenbau unter 
Einschluß des auf Island dazu gehörenden Kartoffel- und Rübenbaues. Kornbau und 
Waldwirtschaft hat der Verf. aus Gründen, die er angibt, von seinen Untersuchungen 
ausgeschlossen. Neben der vorzüglich durchgeführten Systematik empfiehlt sich das 
Werk durch seinen Reichtum an zuverlässigen statistischen und geschichtlichen An- 
gaben. Die beigefügten Abbildungen und Karten sind interessant und wertvoll. Über 
das bisher wenig behandelte schwierige Thema der Entstehung der ‚„Püfur'' dürfte 
das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen sein. In der Kultur der Moore und Öd- 
ländereien sieht der Verf. Islands Zukunftshoffnungen, und mit dem üblichen granum 
salis ist er darin durchaus im Recht. 

Köln HeinrichErkes 


7. Hermann Güntert: Über isländische Berserker-Geschichten. Beilage 
zum Jahresbericht des Heidelberger Gymnasiums 1912. Heidelberg, Universitäts- 
Buchdruckerei. 49%. 33 Seiten. 

Berserker spielen in den isländischen Sagas bekanntlich eine typische Rolle, und 
das auffallende Wesen dieser in der Wikingerzeit über alle skandinavischen Länder 
verbreiteten Unholde, besonders ihre sprüchwörtlich gewordene Wut, der Berserks- 


56 


gang, bildete wiederholt den Gegenstand eingehender Erörterungen (auch von seiten 
des Referenten). Die vorliegende Schrift behandelt die Berserkerfrage vom heutigen 
Standpunkt aus und zwar mit großer Gründlichkeit und Sachkenntnis. Sie stellt eine 
Anzahl altisländischer Berserkergeschichten zusammen, um sodann ausführlich den 
merkwürdigen Zustand der Berserkerwut zu besprechen. Auch Güntert kommt 
zu dem Ergebnis, daß diese nicht durch künstliche äußere Mittel herbeigeführt wurde, 
wie etwa durch den Genuß eines Fliegenschwammgebräus, das unter dem Namen 
Muchamortrank bis in die neuere Zeit in Sibirien als Berauschungsmittel gebraucht 
worden ist und Symptome hervorruft, die denen der Berserkerwut gleichen; diese 
war vielmehr ein pathologischer Zustand von Tobsucht, ein Paroxismus, in den auch 
andere, harmlosere Männer ohne Absicht, ja gegen ihren Willen geraten konnten, wie 
z.B. Thörir in der Vatzdzlasaga c. 30. Dasselbe Resultat ergibt ein Vergleich 
der isländischen Berserkergeschichten mit den (bis ins Maßlose gesteigerten) irischen, 
der das auch sonst sehr interessante Schlußkapitel der vorliegenden trefflichen Ab- 
handlung bildet. 

Wien J. C. Poestion 


8 Thit Jensen: Mystische Novellen aus Island. Im Anhang: Isländi- 
sche Reisebriefe; übers. von Elsb. Fasoli-Rohr. Bern 1909. 


— Mona Roß. Roman aus dem heutigen Island; übers. von E. v. Mendelssohn. 
Frankfurt a. M. 1913. 

Zwei sehr ungleichartige Bücher sind es, die hier von derselben Verf., einer dänischen 
Schriftstellerin, vor uns liegen. Die mystischen Novellen werden eingeleitet von einer 
Schilderung der Macht und Pracht isländischer Natur in erhabenem Stile, durch die 
die folgenden mystischen Novellen ihren Hintergrund und Schauplatz bekommen 
sollen. Diese selbst entsprechen in ihrer ganzen Art den ähnlichen Erzählungen, wie 
sie aus dem Volksmund gesammelt in verschiedenen Veröffentlichungen den Deut- 
schen zugänglich sind!. Die isländischen Reisebriefe zeigen großes Verständnis und 
Interesse für Land und Volk; sie gehören zu dem Besten, was in kurzer Form darüber 
geschrieben ist. Leider — man darf es sich nicht verdrießen lassen, immer dasselbe 
zu wiederholen — wird die Freude an der Lektüre durch die entsetzliche Behandlung 
der isländischen Namen und Worte beeinträchtigt; die Übersetzerin hat von der Sprache 
dieses Volkes keine Ahnung. 

Nach der Lektüre dieses ersten Bandes mit seiner Begeisterung für Island ist man 
sehr überrascht im zweiten Bande in der Hauptheldin die Vertreterin des Hasses gegen 
die Isländer, wie er nur bei gekränkten Dänen möglich ist, zu finden. Zweifellos ist 
es für uns nicht uninteressant, die Sache einmal von dieser Seite beleuchtet zu sehen, 
nachdem wir Islandfreunde zumeist nur Darstellungen vom entgegengesetzten Stand- 
punkt zu lesen bekommen. Dem Gange der Gedanken und Empfindungen dieser Hel- 
din in ihrem Innenleben nachzugehen, ist nicht leicht; für den Beruf, zu dem die innere 
Stimme sie ruft, eine freie Gemeinde zu gründen, werden wir uns nicht ohne weiteres 
begeistern. Die Erzählung bricht ab an der Stelle, wo Mona nach Abschluß eines Her- 
zensromans dieser ihrer inneren Stimme folgt. Man wird wohl mit Recht erwarten, 
daß die Verf. in einem weiteren Bande die angesponnenen Fäden weiterführt. Wir 
sehen dem mit Interesse entgegen. W. H. 


9. Hans Naumann: Altnordische Namenstudien. (Acta Germanica. Neue 
Reihe. Heft ı.) Berlin, Mayer & Müller, ıgı2. 195 S. 8%, |, 5,—. 
Heinrich Schäfer: Waffenstudien zur Thidrekssaga. (Dieselbe Samm- 
lung. Heft 3.) Berlin, Mayer & Müller, 1912. 98 S. 8%. M 2,50. 

Naumanns Arbeit (vgl. DLZ. 3. Sept. 1913) dient weniger der altnordischen 


I Darüber ausführlicher in einem der nächsten Hefte. 


57 


Namenkunde als der vergleichenden germanischen. Auf diesem Gebiete können die 
alphabetisch geordneten Listen des ersten Teiles Dienste tun, trotz der vielen gram- 
matischen Blößen, die der fleißige, aber einseitig unterrichtete und flüchtig arbeitende 
Verf. sich gibt. Seine Beobachtungen gelten dem Vorstellungs- und Kulturgehalt der 
Namen. Er hat sie weitergeführt in einem Aufsatze (Germ.-rom. Monatsschrift 4, 630 ff.), 
der lesenswerter ist als die „Studien“. — Wie der altnordische Namenschatz ist ihm 
die altnordische Kultur überhaupt eine Entartung. Er sagt z. B.: „Aus Krieg und 
Schlacht wird in dieser jüngsten Periode vielmehr Mord und Zweikampf; man wird sich 
nicht wundern, wenn man dabei an die isländischen Verhältnisse denkt.‘ Die islän- 
dischen Verhältnisse, wie die Sagas sie schildern, sind das einzige ausgeführte Bild 
einer heidnischen Germanengesellschaft, das wir besitzen. Die Zeugnisse aus älterer 
Zeit und anderen germanischen Ländern lehren, daß das Isländertum des ıo, Jahr- 
hunderts sich im ganzen sehr wenig entfernt hatte von den Zuständen der gemein- 
germanischen Zeit und am allerwenigsten ein Absinken von einer höheren Stufe der 
Gesittung darstellt. Solche Annahmen sind Romantik; sie haben mit vorurteilsloser 
Forschung nichts gemein. Und sie stehen leider immer noch dem im Wege, daß man 
dem isländisch-norwegischen Altertum und frühen Mittelalter ernstlich näher tritt — 
den Denkmälern, nicht bloß den Wörterbüchern und anderen abgeleiteten Quellen. 

Schäfer will einen Beitrag zur historischen Waffenkunde liefern. Er wertet 
die Thidrekssaga als Quelle für die Verbreitung südländischer ritterlicher Strömungen 
im Norden. Dabei erkennt er an, daß ‚‚die Kenntnisse der Saga im wesentlichen eine 
in die Ferne getragene Kunde darstellen‘. Dieser Widerspruch bleibt ungelöst, und so 
ist die kulturgeschichtliche Ausbeute nur Rohstoff. Aber als Kommentar zur Thidreks- 
saga ist die Arbeit schätzbar. Der Verf. scheint gut unterrichtet in Waffen- und Wap- 
penkunde. Hervorgehoben sei, was er S. 28 über die Goldringe beibringt, die Kriem- 
hild an Irungs Helm befestigt, S. 5o über Herbrands Wappen; ein treffendes Urteil 
steht S. 39. Bedauerlich ist auch hier die mangelhafte Vertrautheit mit Sprache und 
Literatur. Man sehe etwa die Note S. 55 über postvokalisches d, oder $. 37 oben: 
„Fornsögur Suörlanda III, 535, 26, eine mir unzugängliche Stelle‘. Ein empfehlens- 
wertes Specimen eruditionis wäre es gewesen, wenn beide Autoren sich die Aufgabe 
gestellt hätten, alle Quellenstellen in einheitlicher Schreibung zu geben. 

Was Sch. S. 20 f. über Thidreks erste Begegnung mit Viöga sagt, kann kaum richtig 
sein. Der Berner Königssohn nimmt den dargebotenen Fehdehandschuh nicht an, 
sondern fragt unwirsch: ‚was soll das ?“, und Viöga muß eine lange Erklärung geben. 
Diesen Hergang findet der Verf. plump und befremdlich und will ihn aus der Unklar- 
heit des Sagaschreibers über ritterliche Sitte erklären. Aber der größere Zusammen- 
hang der Geschichte hat eine wohldurchdachte Ökonomie. In dem Charaktergegensatz 
zwischen Viögas frischer Heldengestalt und Thidrek und in der Vermittlerrolle Hilde- 
brands veranschaulicht sie die Überlegenheit der ritterlichen Humanität, die auch 
den Fürsten ziemt. 


Heidelberg Gustav Neckel 
10. Jön Th. Thöroddsen: Jüngling und Mädchen; übers. von J. 
C. Poestion. Recl. No. 2226/. Gestur Pälsson: Drei Novellen vom Po- 
larkreis; übers. von Carl Küchler. Recl. No. 3607. Gestur Pälsson: Grausame 
Geschicke; übers. von Carl Küchler. Recl. 4360. Jönas Jönasson: Lebens- 
lügen; übers. von Carl Küchler. Recl. No. 4657. Einar Hi J örleifsson: Klein 
Hvammur; übers. von Franz Kuntze. Recl. No. 5130. 


Es ist ein großes Verdienst der allbekannten ‚„Reclams Universalbibliothek‘‘, daß 
sie außer verschiedenen Werken der altisländischen Literatur, wie Edda, Saga von 
Gunnlaug Schlangenzunge, Vatnsdaela Saga, auch einige Übersetzungen von neu- 
isländischen Schriftstellern in ihre Sammlung aufgenommen hat. Die bisher erschienene 


58 


kleine Auswahl ist zu loben; sie enthält einige der besten neuisländischen Novellen- 
dichter in ihren charakteristischen Werken. Die Übersetzungen sind durchweg gut, 
wenngleich es mitunter schwierig bleibt, den genauen Sinn und die ganze Schönheit 
der Originale bei der deutschen Wiedergabe zu treffen. Die gesucht klingenden Titel 
„Grausame Geschicke“ und ‚Lebenslügen‘' fallen lediglich dem Übersetzer, nicht den 
Verff. zur Last. An Reclams rührigen Verlag sei die hoffnungsvolle Erwartung aus- 
gesprochen, daß er recht bald weiteres aus der reichen neuisländischen Literatur folgen 
lassen möge. Heinrich Erkes 
11. Jesuitenkalender 1914. Regensburg, Habbel. Darin: Jön Svensson, 


Nonni und Manni, eine isländische Erzählung. 

Die Erzählung Nonni und Manni des Jesuiten ]J6n Svensson, eines Isländers von 
Geburt (der auch Mitglied unserer Vereinigung ist), fügt sich in den Rahmen ihrer 
Umgebung und zeigt dieselbe durchsichtige Tendenz. Darüber ist an dieser Stelle 
nicht zu reden. Zu beachten aber ist, wie deutlich der isländische Erzählungsstil trotz 
des deutschen Gewandes durchschimmert, ein Zeichen, wie fest in dem Verf. die Tra- 
ditionen seiner alten Heimat leben. | W.H. 


X. NEUE MITGLIEDER 


gl. v. Pelser-Berensberg, Fähnrich, z. Z. Neiße (Kriegsschule). 

80. Prof. Dr. Karl Neubecker, Charlottenburg, Königsweg 31. 

81. Dr. Walther Bätke, Bergen auf Rügen. 

8. Jön Svensson, S. J. Exaten bei Baexem, Limburg (Holland). 

83. Richard Triebel, Prag, Kgl. Weinberge, Zizkastr. 9. 

84. Dr. Frank Fischer, Göttingen, Gotschenstr. 6. 

8. Franz Fromme, Schriftsteller, Lübeck, Lessingstr. 20. 

86. E. H. F. Beck, London NW. 71 Redington Road (Leipzig, Breit- 
kopfstr. 3IIl.). | 

87. O0. M. Werner, Hofjuwelier, Berlin NW 40, Alsenstr. 10. 

8. Paul Donath, Lehrer, Straßburg i. E., Rosheimerstr. 20. 

89. Prof. Dr. Rud. Köstler, Wien VIII ı, Lange Gasse 26. 

90. Frau Edle E. v. Medinger, Wien XIX z, Nußberggasse 26. 

91. Dr. Felix Genzmer, Posen, Auguste Victoriastr. 22a. 

92. Georg Meurer, OÖberlehrer, Arnstadt i. Th., Lohmühlenweg 23. 

93. Dr. Ernst Toheines omas Zwickau i. S., Werdauer- 
straße 13 I. | 

94. Dr. Gyula Prinz, Professor u. Privatdozent, Budapest I, Ma- 
tray- u. 9. | | u 

95. Egmont Groß, Bergedorf, Blücherstraße 2. 

96. Friedr. Bose Ph.s Sohn, Hohenlimburg i. Westf., Wil- 
helmshöhe. 

97. Major Meyer, Zittau, Georgstraße 25 1. 


I Infolge des Todes von E. v. Mendelssohn sind die em um eine zurück- 
gerückt. 


59 


98. Soenning Rytters, Amtmand Thorshavn (Färöer). 

99. Fräulein M. Dietz, Nürnberg, Am Maxfeld 31. 
100. Wilhelm Hocke, Gymnasiallehrer, Bergedorf bei Hamburg. 
101. Erikavon Götzen, Zürich 7, Bergstr. 106. 


Die Mitglieder werden dringend ersucht, an dem Ausbau unserer Mit- 
teilungen sich recht rege beteiligen zu wollen; Wünsche und Anregungen 
sind dem Herausgeber stets willkommen. Nur durch ständige Fühlung mit 
den Mitgliedern ist dem Herausgeber möglich, durch unsere Hefte dem Ziel 
der Vereinigung, die Islandfreunde möglichst enge zusammenzuschließen, 
ohne Einseitigkeit zu dienen. 


XI. DIE BÜCHEREI DER VEREINIGUNG 
DER ISLANDFREUNDE 


U: Bücherei zeigt eine erfreuliche Zunahme; manche unserer Mit- 
glieder haben in dankenswertester Weise meiner Bitte willfahrt; mögen 
sie den anderen ein leuchtendes Vorbild sein. Auch den Herren sage ich 
im Namen unserer Bücherei besten Dank, die uns die Besprechungsexemplare 
überlassen haben. Dies ist immer der Fall, wo der Name des Schenker 
fehlt. | 


25. v. Winterfeld, Rund um Island. Leipzig, Nationale Kanzlei 
IgI2. 

26. Küchler, Unter der Mitternachtssonne. Leipzig 1906. 

- 29. —, Wüstenritte und Vulkanbesteigungen auf Is- 
land. Altenburg 1909. 

28. Küchler, In Lavawüsten und Zauberwelten auf 
Island. Berlin 1910. 

29. —, Die Färöer. München 1913. 

30. Nordisk Tidsskrift for Filologi, 4. r&kkel.II. r u. 2. 
Im Austausch. 

31. Küchler, Geschichte der isländischen Dichtung 
der Neuzeit I. Novellistik. Leipzig 1896. | 

32. Jön Trausti, Smäsögurl. Reykjavik 190g. 

33. Skyrsla um hid islenzka nättürufrz=Öisfelag 1I902—Igog. 

34. Erkes, Aus dem unbewohnten Innern Islands. 
Dortmund 1909. 

35. —, Meine vierte Islandreise. Aus dem Globus IQIo. 

36. —, Die Melrakkasljetta. Aus d. Mitteil. d. Ver. f. Erdk. 
zu Dresden 1911. 


60 


37. Erkes, Das isländische Hochland zwischen Hofs- 
jökull und Vatnajökull. Aus Peterm. geogr. Mitteil. 
I9II. | . Ä 

38. —, Naturbilder aus dem Innern Islands. Aus d. 
Kosmos 1912. 

39. — ReisebildervondenFäröern. Ausd. geogr. Blättern 32. 

4. —, Die Lavawüste’Odäöahraununddas TalAskja 
Mitteil. d. Ver. f. Erdk. 1909. 

4. — Reiseskizzen aus Island. Aus Rhein. Zeitung 1910. 

42. Jönas Jönasson, Jedoch, Erzählung, übers. v. Erkes, 
Rhein. Ztg. 1913. 

4. Porgils Gjallandi, Oben bei den Wasserfällen, 
übers. v. Erkes, Rhein. Ztg. 1908. 

4. Guömundur Magnüsson, Raufbold Sigurbjörn, 
übers. v. Erkes, Rhein. Hausfreund 2009: — No. 31—44 Geschenke 
v. H. Erkes in Köln. 

45. Poestion, Isländische Dichter der Gegenwart, 
2. (Titel-) Aufl. München 1905. 

46. —, Eislandblüten. München 1904. 

47. —, Steingrimur Thorsteinsson. München 1912. 

4.Pudor, Quer durch Island. Ausd. Köln. Volksztg. 1913. 
(Geschenkt von H. Prof. Dr. Kuntzemüller, Mannheim.) | 

4. Thule VI, Die Geschichte von den Leuten ausdem 
Lachswassertal, übers. v. R. Meißner. Jena 1913. (Geschenk 
d. Verlegers, H. E. Diederichs in Jena). 

5. Rudolphi, Wanderungen auf den Färöern. Deutsche 
Rundschau f. Geographie u. Statistik. (Vom Verf.) 

5Ia. Neckel, Anzeige von Grönbech, Vor folkext i oldtiden II—IV. 
Engl. Studien 47, 108. 

b—, Altnordisch draugrin mannkenningar PBB 39, 
189. 

c. —, Anzeige von Celander, Lokes mytiske ursprung. Zfda 54, 139. 
(5a, b u. c vom Verf.) 

52. Die Winlandsagas, übers v. A. Kromayer, Halle, Hendel. 
(Von H. Kromayer.) 

5. Spethmann, Meine Besen, Forschungsreisen im 
östlichen Innerisland. Aus Mitteil. d. Gesch. f. Erdk. zu 
Leipzig 1912. (Vom Verf.) 

54. Winkel, Neue Anschauungen über das Vorkommen von Wasser in 
der Erde. S. S. 45 d. Bl. (Vom Verf.) - 


61 


55. Th. Thoroddsen, Jüngling und Mädchen; übers. 
Poestion, Reclam. 

56. Gestur Pälsson, Drei Novellen vom Polarkreis, 

übers. v. Küchler, Reclam. 

57. —, Grausame Geschicke, übers. v. Küchler, Reclam. 

58. Jönas Jönasson, Lebenslügen, übers. v. Küchler, Reclam. 

59. Mitteilungen der Sprachinselfreunde. No. 1. — Im Austausch. 

60. Neckel, Island und die Edda. GRM 1913, 512. (Vom Verf.) 

61. Kuntzemüller, Ins Innere Islands. Deutsche. Eisen- 
bahnbeamten-Ztg. 1909. Anhang: Heimreise durch England. (Vom 
Verf.) 

62. Gruner, Die Bodenkultur Islands. Berlin 1912. 

63. Naumann, Altnordische Namenstudien, Berlin 1912. 

64. Schäfer, Waffenstudien zur Thidrekssaga. Ber- 
lin 1912. 

65. Porvaldur Thoroddsen, Feröabök I, ı. Kopenhagen 

1913. (Vom Verf.) 

66. Spethmann, Islands grober Vulkan, die Dyngjufjöll mit 
der Askja. Leipzig 1913. 

67. Jesuitenkalender für das Jubeljahr 1914. Regensburg. Darin: ] 6n n 

. .Svensson, Nonni und Manni, zwei isländische Knaben, 

68. Phillpotts, Kindred and clan. Cambridge 1913. (Von 
d. Verf.) 

NB! Die Bücher unserer Bücherei stehen den Mitgliedern gegen Ersatz 

der Portokosten auf angemessene Zeit jederzeit zur Verfügung. 


XII. DER FÄHRMANN AN DER THJORSA 


(Aus „Sieg des Lebens‘ von Jön Trausti}) 


er Fährmann ist ein alter Mann, klein von Gestalt, aber stark und 

kräftig, schweigsam — einer von den Leuten, die mehr sind als sie 
scheinen, schwerfällig daherkommen, auch wenn sie kein großes Körper- 
gewicht zu tragen haben. Fast die ganze Nacht hindurch hat er gefahren 
und den ganzen Tag, soweit er vergangen ist, und es ist jetzt schon gegen 
Abend. Während dieser ganzen Zeit ist er nicht nach Hause gekommen. 
Seine Frau hat ihm einige ärmliche Nahrung zum Boot hinabgebracht. 
Er hat über den Fluß hinüber und herüber gerudert, ohne Unterbrechung, 
zumeist mit voller Fähre westwärts, und dabei waren manchmal Pferde, 
die nicht schwimmen konnten, hinten im Boote, und dann mit leerer Fähre 


1 Diese Probe soll unsere Leser aufmerksam machen auf diesen höchst beachtens- 
werten Erzähler. Wir werden noch öfter von ihm zu sprechen haben. 


62 


nach Osten. Auf keiner Seite kann die Fähre ganz ans Land herankommen. 

An beiden Ufern muß er ins Wasser steigen. Frauen und Kinder muß er 

zur Fähre ins Wasser tragen und dann wieder aus ihr empor; und ebenso 

alte und schwächliche Leute. Und wenn er sein Fährboot auf dem seichten 

Grunde, auf dem es steht, vollbesetzt hat, daß es tief in den Schlamm ge- . 
sunken ist, muß er sich mit dem Rücken dagegenstemmen und es mit 

seiner Körperkraft flott machen. Dann treibt es dahin mit dem Strom 

und dreht sich stromabwärts, während er selbst hinaufsteigt und die Ruder 

in die Hand nimmt. Dann beginnt ein Rudern aus Leibeskräften; denn 

wenn das Boot zuweit stromabwärts treibt, stößt es mitten im Strom auf 

Untiefen. Seine Knöchel an den Ruderköpfen werden weiß. Er atmet, 

wie wenn die Brust springen wollte, aber die Ruderschläge sind zahlreich 

und stark. Er spricht kein Wort, klagt nicht einen Ton, aber beißt die 

Zähne aufeinander und stöhnt die Anstrengung von sich. Die Pjörsä hat 

an dieser Stelle starkes Gefälle, da sie eben erst eine enge Stelle hinter 
sich hat. Sie reißt das Boot mit sich fort, mag er rudern, wie er will. Trotz- 

dem nähert er sich dem Lande, zieht die Ruder ein und springt ins kalte 

Gletscherwasser, zieht das Boot in den weichen Sand hinauf, soweit er 
kann und hilft den Leuten aussteigen. Wenn einer ihm eine Fährgebühr 
zahlen will, nimmt er sich kaum die Zeit, sie entgegenzunehmen. Er ver- 

langt keine. Er weiß, daß die weitaus meisten nichts zum bezahlen haben. 

Trotzdem setzt er sie über und fragt nicht nach dem Lohn. Das ist das 
einzige, was er zur Abhilfe des Jammers tun zu können glaubt, den der 
Feuerausbruch an der Skaptä zur Folge hatte, und er tut das mit Freude 
und bringt seine Kräfte nicht in Ansatz, Niemand sollte in der Möglichkeit 
sich zu helfen beschränkt sein dadurch, daß er nicht über den Fluß käme. 
Viele sind von ihm schweigend und hochmütig weggegangen, ohne auch nur 
zu grüßen oder zu danken. Daraus macht er sich wenig. Viele haben auch 
mit Tränen in den Augen Gott gebeten, ihm zu lohnen. Das ist der beste 
Lohn. Er weiß gewiß, daß Gott das tun wird — irgendwann und irgend- 
wie. Sowie die Fähre leer ist, stößt er sie ins Wasser, aber behält das Tau 
in der Hand; dann zieht er das Boot am westlichen Ufer aufwärts, durch- 
watet das Gletscherwasser und wirft ab und zu einen Blick östlich über 
den Fluß, ob nicht aus (der Landschaft) Holt Leute herabkommen, die er 
übersetzen muß, bevor er nach Hause fährt. Ach! daran fehlt es nicht. 
Wenn er glaubt, weit genug vorgekommen zu sein, schwingt er sich hinauf 
in die Fähre und rudert eilends hinüber. Die Pjörsä wirft ihn wie einen Ball 
hin und her und treibt ihn ab — so weit wie nötig! Er landet an derselben 
Stelle, von der er vorher abgefahren war. Er hatte die Richtung mit ge- 
übten Auge eingehalten. 


63 


DAS LAVAFELD 
(Aus der nämlichen Erzählung) 


iese alten, überwachsenen Lavafelder machen eigenartige Eindrücke 
DD. den Menschen. Sie sind voll von grünen Einsenkungen, Vertiefun- 
gen und Verstecken, wo Schutz ist, Verborgenheit und Blumenduft. Da- 
zwischen stehen rotgebrannte Schlackenhügel, hohle und zerklüftete Felsen 
und gespensterartige Steinsäulen, Adlerhorste, Knaben, gespensterhafte Hir- 
ten oder etwas dergleichen. Im ganzen erscheint das Lavafeld wie eine 
krause, ungleichmäßige Ebene, ein in tosender Bewegung erstarrtes Meer, 
in dem überall die Wogenkämme hervorragen, die über sich selbst zusam- 
menstürzen. Sieht man ohne zu denken darüber hin, so kommt alles wieder: 
in Bewegung, schwillt an, tost, siedet und. spritzt wie Meeresbrandung bei 
starkem Sturm. Sieht man aber auf und achtet darauf, dann ist alles in 
einem Augenblick zu Stein geworden. | 
Solche Wüsteneien laden zu wachen Träumen der Einsamkeit ein. Da 
ist der Mensch nicht allein. Da sind Augen und Ohren in den Höhlen und 
Hügeln und auch wohl haarige Hände in den Höhlungen. Jeder Seufzer 
kommt in vielfachem Echo wieder, jeder Gedanke findet etwas, was ihm 
selbst verwandt ist. Da ist eine geheimnisvolle Seele von | unserer eigenen 
Seele rings um uns. 


64 


MITTEILUNG 


[Die 2 Hauptversammlung der 
[Vereinigung der Islandfreunde | 
indetSonnabend,den 18.Aprilig14 

ın Berlin statt 


Näheres wird noch bekannt gegeben. 
Das nächste Heft der „Mitteilungen“ er- 
scheint erst en dieser Versammlung 


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EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA 


THULE | 
Altnordische Dichtungund Prosa 


Herausgegeben von Professor Felix Niedner- 


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Soeben erschien : 


FÜNFGESCHICHTEN AUS DEM WESTLICHEN NORD-| 
LAND. Übertragen von Frank Fischer und W.H. Vogt. Ba 
| br. M 5.—, geb. M 6.50 ZA A 
Inhalt: Die Geschichte von denLeuten ausdem Seetal. Die Geschichte 
von Finnbogi dem Starken. DieGeschichtevon Thord undseinem: Ziel = 
sohn. Die Geschichte vom durchtriebenen Ofeig. Die Erzählung v« von | 
Thorhall Biermütze. ee 7 | 


FELIX NIEDNER, ISLANDS KULTUR ZUR WIKINGERZEIE = 
Mit 24 Ansichten Ind 2 Karten. Einleitungsband. br. M4. 50, geb. M 6 


EDDA I, Heldendichtung. Übersetzt von Felix Genzmer. ‚Mit Einlei 
tungen und Anmerkungen von Andreas Heusler. Bd, ı. br. | 
geb. M 4.50 Er 
DIE GESCHICHTE VOM SKALDEN EGIL. Übersetzt von Feli xt 
Niedner. Bd. 3. br. M 4.—, geb. M 5.50 4 


DIE GESCHICHTE VON DEM STARKEN GRETTIR, DEM 
GEÄCHTETEN. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 Ansichter nn 
und r Karte. Bd. 5. br.M 5.—, geb. M 6.50 


SIEBEN GESCHICHTEN VON DEN OSTLAND- FAMILIEN Ei | 
Übersetzt von Gustav Neckel. Bd.ı2. br. M 3.50, geb.M5.— 41 
Inhalt: Die Erzählung von Thorstein dem Weißen. Die Geschichte von den Männelne anf 
der Waffenförde,. Die Erzählung von Thorstein Stangenhieb. Die Erzählung von Gur ınar, 
dem Töter Thidrandis. Die Geschichte vom Freyspriester Hrafnkel. Die Geschichte von ar A 
Söhnen der Droplaug. Das Bruchstück von Thorstein, dem Sohn Siduhalls, a 
GRÖNLÄNDER UND FÄRINGER GESCHICHTEN. Überse a1 
von Erich von Mendelssohn. Bd. 13. br. M 5.—, geb. M 6.50 Be: 
Inhalt: Die Geschichte von Erich dem Roten. Die Erzählung von den Grönländern.. D ie F 
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Geschichte von Einar, dem Sohne Sokkis. Die Geschichte der Leute aus Floi. Die Geschichte 
von Fuchs dem Listigen. Die Geschichte von den Schwurbrüdern. Die Geschichte < | 
Leute auf den Färöern. 


DIEGESCHICHTEVONDENLEUTENAUS DEMLACHS. 


WASSERTAL. Übertragen von Rudolf Meißner. Bd. 6. br. M4 

geb. M 5.50 © 
Die ersten 13 Bände werden 1915 vollständig vorteska Die, DA 
weiteren Bände werden nur in Angriff genommen, wenn der Ver- 38 
lag das entsprechende Interesse des Publikums für Thule findet ar “| 

Im Abonnement auf wenigstens zehn Bände ist der Preis ermäßi 1 


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Druck der Fürstl. priv. Hofbuchdruckerei (F, Mitzlaff) Rudolstadt 3 


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auRG. APRIL 1914 HEFT 4 


ES EGT BEI EUGEN DIEDERICHS IN JENA 
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"Inhalt 


I. Frederik Petersen, Lied auf die Färöer 
II. Literatur-Übersicht TOTS 
III. Johann Sigurjönsson, Fjalla Eyvindur. 
IV. Neuigkeiten von den Färöern 
V. Bücherbesprechungen 
VI. Beabsichtigte Reisen 
VII. Nachrichten 
VIII. Neue Mitglieder 
IX. Die Bücherei der Vereinigung der Islandfreunde 
X. Osterversammlung NE 


ISLANDFREUNDE |} 
werbet I 
Mitglieder 
unter allen, die sich für 
Natur und Volk, Sprache und Geschichte | 


Islands und der Färöer 


interessieren 


Anmeldungen, Anfragen und Mitteilungen erbeten an von | 
Sanitätsrat Dr. O. Cahnheim, Dresden-A., Gellertstr- 3 


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MITTEILUNGEN DER 
ISLANDFREUNDE 


ORGAN 
DER VEREINIGUNG DER ISLANDFREUNDE 


HERAUSG.: PROF. DR. W.HEYDENREICH IN EISENACH U. DR. H.RUDOLPHI 
INPRAG — VERLAG VON EUGEN DIEDERICHS IN JENA 


Die Mitteilungen der Islandfreunde erscheinen als Vierteljahrsschrift und 
werden den Mitgliedern der Vereinigung kostenlos geliefert und vom Verlage 
zugesandt. Der Mitgliederbeitrag beträgt jährlich 6 Mark 


Lahrg, April 1914 | Heft 4 | 


I. LIED AUF DIE FÄRÖER: 
Färöischer Nationalgesang 
VON FREDERIK PETERSEN 

Ich kenne Inseln bergereich mit grünem Hang; 
Schneegipfel glänzen silbergleich den Winter lang; 
manch schöner Fluß mit Wasserfall braust dort einher 
und sputet sich mit seinem Schwall ins blaue Meer. 
Gott segne mein Vaterland Förjar| 


Und ist einmal zur Sommerszeit das Wetter hold, 

und liegt das Meer dann weit und breit im Abendgold 
so ruhig da, so spiegelklar, so himmelrein 

Wird dieses Bild dir immerdar vor Augen sein. 

Gott segne mein Vaterland Förjar! 


Wenn auf den Bergeshöhen schrillt des Sturmes Lied, 
die Woge hastig wie das Wild von hinnen flieht, 

. Brandung Felsen wie zum Spiel an’s Ufer schnellt: 
W| wie das Ruder dann den Kiel im Zaume hält! 
Gött-segne mein Vaterland Förjar! 


Mein Heimatsland ist arm und kahl, das weiß ich gut; 
Licht Goldsand führt bei uns zu Tal der Ströme Flut; 
Kinweisend setzung ist mit einer auf die literarischen Verdienste des Übersetzers 
$ en Einleitung zuerst in der färöischen Zeitung Tingakrossur erschienen. 


65 


ı 


doch wenn der Berg das Schaf nur nährt, die See den Fisch, 
dann kennt nicht Not, wenn’s Gott gewährt, des Färings Tisch. 
Gott segne mein Vaterland Förjar! 


Ist meine Heimat auch nicht groß wie manch ein Land, 
schuf Gott sie doch nicht freudelos durch seine Hand. 
Nach ihr verlangt auch stets mein Herz; es hat doch kaum 
um frei zu schlagen anderwärts so trauten Raum. 

Gott segne mein Vaterland Förjar! 


Den Wunsch ich tief, o Heimat mein, im Herzen heg’: 
mög Glück dir nur beschieden sein auf deinem Weg, 
so lang die Bergeshöhn zu schaun in Frührotpracht, 
die steilen Hänge grünen Au’n in Schattennacht. 
Gott segne mein Vaterland Förjar! 
(Aus dem Färöischen übersetzt von J. C. Poestion) 


II. LITERATUR-ÜBERSICHT ı913 
(Fortsetzung von Heft I, S. ıı) 


Benedikt Sveinsson, Sturlunga saga III. Reykjavik. 
Bogi Th. Melsted, Rjettur Islendinga { Noregi og Norömanna ä& 
Islandi a dögum Pjööveldisins.. Kopenhagen. 
Brate, Erik, Sämunds Edda (Schwedische Übersetzung). Stockholm. 
Bruun, Daniel, Turistruter paa Island. I. Kysten. II. Gennem 
beboede egne. Kopenhagen. 
Craigie, C. A, The icelandic sagas. Cambridge. 
van Eeden jr., Willem, De Codex Trajectinus van de Snorra 
Edda. Leiden. 
Einar Arnörsson, Rjettarstada Islands, Reykjavik. 
Einar Benediktsson, Hramnir (Lj6öömeeli) Reykjavik. 
Finnur Jönsson, Carmina scaldica (Udvalg af norske og islandske 
Skjaldekvad). Kopenhagen. 
— Eirspenill. A M 74 fol. ı Heft. Kristiania. 
— Gödafredi Norömanna og Islendinga eftir heimildum. Reykjavik. 
— Rimnasafn (Samling af de aeldste islandske rimer). II. Bd., Heft ı. 
Kopenhagen. 
Gering, Hugo, DBeowulf nebst dem Finnsburgsbruchstück, übers. 
und erläutert. 2. Aufl. Heidelberg. 
Gerstenberger, Liborius, Über Island nach Spitzbergen. Würzburg. 
Gunnar Gunnarsson, Ormarr Örlygsson. Den danske Frue paa Hof. 
Gzst den enöjede. Af Borgslagtens Historie. 3 Romane. Kopenhagen. 


66 


Guömundur Finnbogason, L/intelligence sympathique. Paris. 

Guömundur Magnüsson, Yfirleit yfir sögu sullaveikinnar & 
islandi (Fylgir ärb6k häsköla Islands 1913). Reykjavik. 

Halldör Hermansson, lIcelandic authors of to-day (Islandica, 
an annual relating to Iceland and the Fiske Icelandic collection in Cornell 
University Library). Ithaka-New York. 

Herrmann, Paul, Inner- und Nordostisland. Torgau. 

— Die Geschichte von dem starken Grettir. Thule V. Jena. 

Heusler, Andreas, Zwei Isländergeschichten. 2. Aufl. Berlin. 

— Altisländisches Elementarbuch. Heidelberg. 

Jensen, Thit, Mona Roß, Roman aus dem heut. Island. Übersetzt 
von E. v. Mendelssohn. Frankfurt a. M. 

Jönas Guölaugsson, Sigrün og hendes bejlere.. Kopenhagen. 

Küchler, Carl, Die Färöer. Studien und Wanderfahrten. München. 

Mawen Allen, The vikings, Cambridge. 

Meißner, Rudolf, Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachs- 
wassertal (Thule VI). Jena. 

von Mendelssohn, Erich, Die Saga vom Freysgoden Hrafnkel 
(Insel-Bücherei Nr. 29). Leipzig. 

Neckel, Gustav, Die erste Entdeckung Amerikas im Jahre 1000. 
Leipzig. 

— Sieben Geschichten von den Ostlandfamilien. (Thule XII). Jena. 

— Walhall. Studien über germanischen Jenseitsglauben. Dort- 
mund. 

Niedner, Felix, Islands Kultur zur Wikingerzeit. (Thule, Einlei- 
tungsband) Jena. 

Noreen, Adolf, Abriß der altisl. Grammatik. 3. Aufl. Halle. 

Olrik, Axel, Ragnarokforestillingernes Udspring (Danske Studier). 
Kopenhagen. 

Philpotts, B. S., Kindred and clan in the middle ages and after. 
Cambridge. 

Siguröur Nordal, Orkneyinga saga. ı. Heft. Kopenhagen. 

Sigurjönsson, Jöhann, Berg-Eyvind und sein Weib. Übersetzt 
von F. Cohn, Berlin. 

Spethmann, Hans, Islands größter Vulkan. Die Dyngjufjöll mit 
der Askja. Leipzig. 

Stefän Stefänsson, Plönturnar. Kenslubök I graöafroeöi. Kopenhagen. 

Sveinbjörn Egilsson, Lexicon pceticum antiqu& lingus septen- 
trionalis — foröget og paany udgivet ved Finnur Jönsson. ı. Heft. 
Kopenhagen. 


67 


5® 


Svensson, J6n, Nonni, Erlebnisse eines jungen Isländers, von ihm 
selbst erzählt. Freiburg i. B. 

Porkelsson, Päll, Guide islandais. 2. Aufl. Reykjavik. 

Porvaldur Thoroddsen, Feröabök. Skyrslur um rannsöknir 
& Islandi 1882—ı898. Bd. I. Kopenhagen. 

— Japetus Steenstrups rejser og undersögelser paa Island 1839—1840 
(Saertryk af mindeskrift for Japetus Steenstrup). Kopenhagen. 

Vogt, W. H., und Fischer, Frank, Fünf Geschichten aus dem 
westlichen Nordland (Thule X). Jena. 

Wothe, Anny, Der Hof des Schweigens. 2. Aufl. Breslau. 


III. JOHANN SIGURJONSSON 


FJALLA EYVINDUR 
Ein Isländisches Ächterdrama 


as germanische Recht kannte als Strafe nur die Friedloserklärung, die 

Todesstrafe fiel in das Gebiet der Kulthandlungen. Auf Island erhielt 
sich auf Grund der politischen und geographischen Verhältnisse des Landes 
die Friedlosigkeit als Strafe bis zum Ausgange des Mittelalters. Dem Geäch- 
teten war es ja gerade auf Island möglich, sich durch Flucht in das unbe- 
. baute Landinnere den Nachstellungen der Feinde zu entziehen. Nach 
zwanzigjährigem ‚„Draußenliegen‘ verjährte dann die Strafe. Schon früh- 
zeitig beschäftigte sich die Volksphantasie mit den „Draußenliegern“, und 
in den Sagen von Grettir Äsmundarson und Gisli Sürsson findet sie ihren 
literarischen Niederschlag. 

Sehr zeitig traten in diesen Sagen mythologische Elemente hervor, wie 
z. B. in der Episode von Grettir und dem Halbtroll Pörir. (Vgl. Herrmann, 
Island. I. 67.) 

Als die Friedlosigkeit als Strafe in Verfall geriet, geschah es noch häufig, 
daß Verbrecher in ungewohnte Gegenden flüchteten, um der Strafe zu ent- 
gehen — besonders als im ı6. Jahrhundert gewisse Sittlichkeitsdelikte mit 
dem Tode bestraft wurden. Nach der Volkssage sollten sich die Draußen- 
lieger zu Banden verbunden haben und mit Elben und Tröllen in naher 
Beziehung stehen. Bei Jön Arnason Pjsösögur sind über 8o 
Seiten „Draußenliegergeschichten‘‘ gewidmet. Diese sind zum Teil reine 
Sagen — junge Mädchen werden entführt und kommen in entlegene Täler, 
wo es keinen Winter gibt — zum Teil tragen sie historischen Charakter und 
erzählen von Angriffen der Draußenlieger auf Bauern. Bis um die Mitte des 
19. Jahrhunderts wurde allgemein an die Existenz solcher Draußenlieger 
geglaubt — noch 1830 brach eine bewaffnete Expedition auf, um ein angeb- 


68 


liches Lager von diesen zu entdecken, und Dr. Hjaltalin erzählte Konrad 
Maurer, daß er einen Bauern behandelt hätte, der mit seinem Bruder das 
Opfer eines Überfalles gewesen wäre. 

Zur Zeit der Wiedererwachung der isländischen Selbständigkeit hat gerade 
dieser Glaube an die ‚„‚Utilegumenn“ befruchtend auf die Literatur gewirkt. 
Es ist hier vor allem Matthias Jochumssons Drama ‚„Utilegumenn‘ zu nennen, 
Dieses Stück hat keine Vorlagen aufzuweisen, es entstand wohl aus Anregun- 
gen, die er im Hause J6n Ärnasons empfing, und aus den Eindrücken seiner 
ersten Jugend, die ja nach des Dichters eigener Äußerung im Bannkreise 
des heimatlichen Aberglaubens verlief. Das Stück wurde 1861 als Schul- 
drama in Reykjavik aufgeführt — wie ja die Lateinschule Islands über- 
haupt als die Wiege der isländischen Dramatik anzusehen ist. Die Hand- 
lung des Stückes ist dürftig, es wird erzählt wie der Räuber Skugga-sveinn 
eingefangen und der verdienten Strafe übergeben wird. Seinen Erfolg ver- 
dankt es seiner Lyrik und den gelungenen volksmäßigen Typen. 1898 er- 
schien es in neuer Bearbeitung unter dem Titel „Skugga-sveinn.‘‘ Unter 
dem Einflusse der „Utilegumenn“ und der ‚„Hellismen“-Sage bei Jön 
Ärnason schrieb ‚„‚Indriöi Einarsson einige Jahre später seine „Hellismenn‘“', 
deren dramatischer Wert aber nur gering ist. 

Bedeutenderes hat das Isländische Drama erst geleistet, als es seinen Stoff 
aus der historischen Überlieferung entlehnte, wie in Matthias Jochumssons 
„Jon Arason‘‘ und Indridi Einarssons „Schwert und Krummstab“. Doch 
während diese beiden Stücke noch rein historische sind, bei denen das vater- 
ländisch-geschichtliche Moment überwiegt, so ist es vor zwei Jahren einem 
jungen Dichter, Jöhann Sigurjönsson gelungen, aus der heimatlichen Tra- 
dition ein Kunstwerk zu schaffen, das schon auf mehreren europäischen 
Bühnen erfolgreiche Aufführungen erlebt hat. Es ist dies der „Fjalla 
Eyvindur‘! (A. Kohn, Berg-Eyvindur und sein Weib. Berlin 1913). 

Der Held dieses Stückes ist der bekannte Draußenlieger Eyvindur, der im 
18. Jahrhundert zwanzig Jahre in der Wildnis lebte und daraufhin wieder 
in die menschliche Gesellschaft zurückkehren konnte (J6n Ärnason Pj6ö- 
sögur. II. 243). 

Das Stück selbst beginnt mit dem Eintritt eines neuen Knechtes Käri 
auf dem Hofe der Witwe Halla — seine Geschicklichkeit fällt allenthalben 
auf; auch soll Halla für ihn großes Interesse haben. Hallas Schwager Björn 
kommt hinzu, meldet ihr den Diebstahl zweier Schafe und warnt sie vor 
Käri — zwei Südländer hätten in ihm einen Schafdieb namens Eyvindur 
erkannt, der aus dem Zuchthause entsprungen sei. Sie werde gut tun, ihn 
auf der Stelle zu entlassen, nach zwei, drei Monaten werde es ihr schwerer 


I Dieser Besprechung liegt das isl. Original (R. 1912) zugrunde. 


69 


fallen. Halla weist ihm wütend die Türe — sie ruft Käri zu sich — sie dringt 
auf ihn ein, seine Unschuld zu erklären — er tut dies. Voll Freude ruft sie 
„Käri, willst du mich heiraten ?“ Käri weigert sich, er erzählt von Eyvindur, 
den die Not zum Diebe gemacht ...“. Ich heiße nicht Käri, ich heiße Eyvin- 
dur, ich bin wegen Diebstahls verurteilt — Käri war eines Unglücklichen 
Traumgespenst — Käri hat dich geliebt, doch ist er nicht mehr.‘ Käri und 
Halla fallen sich in die Arme, und der Vorhang fällt. 

Der zweite Akt spielt auf der Alm zur Zeit der Abtrift. Die Arbeit ist zu 
Ende, und die Bauern halten einen Schmaus zur Feier des Tages. Am Schlusse 
bleiben Käri und Halla allein zurück und besprechen Fluchtpläne. Da er- 
scheint Björn und bittet Halla um eine Unterredung unter vier Augen. 
Diese wird ihm gewährt, und Björn bittet um ihre Hand. Sie erbittet sich 
eine Bedenkzeit. Er teilt ihr mit, daß der Sysselmann mit einem Haftbefehle 
für Käri auf dem Wege sei. Sie antwortet, daß Käri ihr treu gedient habe 
und sie ihm gerne zur Flucht verhelfen möchte. Sie würde dann vielleicht 
gestatten, ‚die beiden Güter zu vereinigen“. Käri kommt zurück, und 
Björn teilt ihm seine Verlobung mit. Wütend ruft Käri: „Vor Gott ist sie 
meine Frau“. Björn holt den Sysselmann — da es diesem unmöglich ist, 
Käri zur Zeit herab zu transportieren, bittet er Halla, ihn für drei Wochen 
in Gewahrsam zu halten. Halla willigt ein, schickt ihr Gesinde nach Hause 
und bereitet sich mit Käri vor auf die Flucht in die Wildnis. Der dritte Akt 
spielt sieben Jahre später in der Wildnis. Halla spielt mit ihrem dreijährigen 
Töchterchen. Käri und ihr Leidensgenosse Arnes kommen gerade von der 
Jagd zurück. Käri bittet Halla, Arnes nach den Gründen seiner Nieder- 
geschlagenheit zu fragen. Arnes erzählt, es fehle ihm Frau und Kind, keine 
Frau wäre willig, ihm in die Wildnis zu folgen. Im Laufe des Gesprächs 
steigert sich Arnes Eifersucht aut Käri. Er wirft Käri seine Gleichgültigkeit 
gegen sie vor und trägt ihr seine Liebe an. 

Nur Hallas ruhiger Haltung verdankt er es, daß er seine Fassung wieder 
gewinnt. Er bittet sie das Vorangegangene zu verschweigen — er wolle 
wieder in bewohnte Gegenden ziehen. Er geht einen Augenblick auf die 
Wacht — Käri kommt zurück, doch sofort eilt Arnes mit der Schreckens- 
botschaft heran: „Es kommen Leute‘. Es sind Björn mit Gefolge. Käri 
und Arnes setzen sich zur Wehr. Halla entflieht mit ihrem Kinde. Käri 
gelingt es, Björn im Ringkampfe zu werfen — Arnes wird nach verzweifelter 
Gegenwehr gebunden — er ruft Björn zu „ich bin gebunden, aber an 
deinen Händen klebt das Blut eines Kindes. — Sahst du nicht Halla aus der 
Schlucht kommen ? Unten liegt eine Kindesleiche.‘“ Björn wankt zum Rande 
der Schlucht und fährt schaudernd zurück. 

Im letzten Akt befinden sich Käri und Halla allein in ihrer Hütte — seit 


70 


sieben Tagen weht ein Schneesturm, die Lebensmittel sind ihnen ausgegangen. 
Käri klagt noch über die Beschwerden des Hungers, Halla ist ganz apathisch 
geworden. Käri beschließt, den Weg durch den Sturm bis zum nächsten 
Hofe zu wagen, um dort Mundvorrat zu stehlen. Halla versucht unter ver- 
schiedenen Vorwänden, ihn abzuhalten — zum Schlusse gibt er nach. Er 
richtet die Frage an sie, ob ihr das eine Beruhigung wäre — sie antwortet: ‚ich 
wäre doch lieber allein geblieben‘. Sie wirft ihm dann seinen Mangel an 
Zärtlichkeit vor. Nicht aus Liebe zu ihr sei er geblieben, sondern aus 
Furcht vor der Verantwortung...‘ Dir ist die Angst um dein Seelenheil 
mehr als deine Liebe zu mir.‘ Sie schlägt ihm vor den Rauchfang zu ver- 
stopfen und gemeinsam in den Tod zu gehen. Käri versucht ihr nochmals 
zuzureden — da bittet sie ihn etwas Brennholz zu holen und verschwindet 
unterdessen im Sturme, wo sie ihren Tod findet. 

Der Raummangel hat leider eine eingehende Analyse des Stückes nicht 
gestattet, einige Hinweise auf die Vorlagen werden aber wohl von Interesse 
sein. Die vier Hauptpersonen sind sämtlich historisch, und gerade für Halla 
und Käri ist die heimatliche Tradition bis ins einzelne verwertet worden. 
Käri soll ein „guter Kerl‘ gewesen sein, daneben von großer Gewandtheit 
des Körpers und Handfertigkeit. Diese Eigenschaften behält er auch in un- 
serem Stücke; dazu tritt noch eine eigene Verbindung von der Ritterlichkeit 
und Manneskraft. Er behält seinen Lebensmut bis zum Ende — eine seltene 
Erscheinung im heutigen Drama. Halla wird als launisch und sittenlos 
beschrieben — auch soll sie ganz ungläubig gewesen sein. Es darf wohl 
kaum geleugnet werden, daß es dem Dichter vortrefflich gelang, diesen halt- 
losen, im Triebleben aufgehenden Charakter wiederzugeben, wenn auch hier 
mit dem Einflusse der großen Norweger zu rechnen ist. Auch Arnes und 
Björn sind gut getroffen. Der Gang der Handlung ist frei erfunden, hingegen 
hat der Dichter die Überlieferung in zahlreichen Einzelepisoden verwertet. 
Der Ringkampf Käris und Björns ist historisch bezeugt; desgleichen wurde 
Halla nachgeredet, daß sie Kinder hatte aussetzen lassen. Auch das Ge- 
spräch zwischen ihr und Arnes hat eine sehr reale Grundlage; sie soll mehrere 
Kinder von ihm gehabt haben. Die Bibellektüre im letzten Akte wird auch 
bei Jön Ärnason erwähnt — sie fanden dann am Schluß ein Pferd vor der 
Türe. 

Zum Schlusse sei noch der zahlreichen Anspielungen auf heimatlichen 
Aberglauben und der wirklich hübschen Märchen gedacht, die in den beiden 
ersten Akten den Gang der Handlung unterbrechen — späterhin fallen sie 
aus ästhetisch-ökonomischen Gründen hinweg. Möge diesem Stücke in 
Deutschland ein ähnlicher Erfolg blühen wie in seinem Heimatlande! 

2. Z. Leipzig E.H.F, Beck 


71 


IV. NEUIGKEITEN VON DEN FÄRÖERN 


m Gegensatze zum Sommer vorigen Jahres, der den Färöern viel sonniges 

und warmes Wetter brachte, so daß die Heuernte schon einige Wochen 
früher als sonst beginnen konnte und das Trocknen der Klippfische sehr ge- 
fördert wurde, war der vergangene Winter für die Färinger sehr ungünstig 
und unheilvoll. Außerordentlich schwere Stürme herrschten auf dem Nord- 
atlantischen Ozean, und die schon für gewöhnlich riesige Brandung an den 
Küsten der kleinen Inselgruppe war in den letzten Monaten noch höher und 
stärker als in früheren Jahren. So hat die See in diesem Winter von den 
Färingern noch mehr Opfer gefordert als sonst. Im November wurde der 
„Syderö“-Kutter Jane Elisabeth leck, und der Kapitän ertrank. 
Der regelmäßig zwischen Kopenhagen und Island verkehrende Dampfer 
Kong Helge der Gesellschaft Thore wurde im Sturme bei den Färöern arg 
beschädigt, und drei Mann der Besatzung, darunter der Kapitän, ertranken. 
Das schwerste Unglück ereignete sich im Dezember kurz vor Weihnachten. 
Ein Fischerboot mit 6 Mann von der Insel Svinö und 3 Boote mit zu- 
sammen Ig Mann aus dem Orte Skard auf Kunö kenterten in einem 
plötzlich einsetzenden Unwetter; sämtliche Männer fanden hierbei den Tod. 
Sie hinterlassen 13 Witwen und 43 unversorgte Kinder. Der Ort Skard 
ist dadurch seiner gesamten männlichen Bevölkerung beraubt worden. 
Eine in Dänemark unter dem Protektorate des Königs veranstalteten Samm- 
lung für die Hinterbliebenen der Verunglückten ergab bis zum Februar 
gegen 25 000 Kronen. Die in England verbreitete Nachricht, daß auch die 
gesamte männliche Bevölkerung der Insel Fuglö auf See umgekommen sei, 
hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. 

Das neue Jahr wird den Färöern bessere Verbindungen mit 
dem Festlande bringen Die Vereinigte Dampfschiff- 
gesellschaft hat einen neuen Dampfer Holar in Dienst gestellt, 
der ebenso wieder Tjaldur ausschließlich dem Verkehre zwischen Kopen- 
hagen und den Färöern über Leith dienen wird. Auf diese Weise kommen 
im Jahre 1914 sechs Fahrten mehr zustande als im vorigen Jahre. Auch hat 
man die Abstände zwischen den einzelnen Fahrten ungefähr gleich gemacht, 
so daß die Verkehrsnot zwischen Dänemark und den Färöern jetzt erheblich 
vermindert worden ist. Wie verlautet, will dagegen die Gesellschaft Thore 
mit ihren Dampfern die Färöer nicht mehr anlaufen. 

Im Januar starb der bekannte Großkaufmann Joen Mortensen 
in Tveraa auf Syderö. Er hat sich, ebenso wie sein Vater, um die Hebung 
des Wirtschaftslebens der Inselgruppe, besonders der Insel Syderö, hoch ver- 
dient gemacht, und beide haben den Ort Tveraa geschaffen und zur Blüte 


72 


gebracht, der in nicht ferner Zeit die bedeutendste Siedelung auf den Färöern 
zu werden verspricht. 

Der bekannte färische Sprachforscher Dr. Jakob Jakobsen, 
ein geborener Färing und bisher Dozent an der Universität Kopenhagen, 
folgte einem ehrenvollen Rufe an die Universität Aberdeen, an der eine 
Professur für altnordische Sprachen errichtet wurde. 

Prag | Hans Rudolphi 


V. BÜCHERBESPRECHUNGEN 


I. GUSTAV NECKEL: Die erste Entdeckung Amerikas im Jahre 1000 n. Chr. 
Mit 7 Abbildungen. 92 S. kl. 80%. (Voigtländers Quellenbücher Bd. 43.) Leipzig, 
R. Voigtländers Verlag, o. ]. 


— Walhall, Studien über germanischen Jenseitsglauben. IV.und 1448. 8. 
Dortmund, Fr. Wilh. Ruhfus, 1913. 


Die erste dieser Schriften wendet sich an einen weiteren Leserkreis. Da hätte es nahe 
gelegen, den Gegenstand, in engem Anschluß an die ausführlichen Sagaquellen, halb 
novellistisch zu behandeln. Neckel wählt eine kritisch-kulturgeschichtliche Behand- 
lung. Weit ausholend, stellt er die Winlandsfahrten in den Zusammenhang der ‚nord- 
germanischen Völkerwanderung‘ und die isländischen Quellenschriften für diese Fahr- 
ten in den Zusammenhang der Sagakunst. In zeitlicher Folge hört er dann die Ge- 
währsmänner ab von Adam von Bremen bis zu den Geschichten von Eirik dem Roten. 
Bei diesen gibt die größere, glaubwürdigere das Rückgrat her, die Abweichungen der 
kleineren gliedern sich an ihren Stellen ein, wobei N. behutsam der Tatsache Rechnung 
trägt, daß dieses zweite Denkmal nicht einfach eine Verzerrung des ersten ist, son- 
dern eine seit Alters getrennte Überlieferung (mündliche Saga) fortsetzt und daher recht 
wohl auch einmal Glauben verdient. Auch bei der Widergabe dieser Hauptquellen 
verflicht N. die Zeugnisse mit der abwägenden Erörterung. Auf eine ausdrückliche 
Kritik der Nansenschen Lehre hat er verzichtet. Zwei Schlußabschnitte gelten den 
späteren Annalenstellen und den fragwürdigen Zeugen. — Das kleine Buch hat alle 
Einzelfragen selbständig und bis auf den Grund durchgedacht und bietet überall nicht 
nur die Ergebnisse, sondern auch das Zeugenverhör, so daß auch die kühneren Deutungen 
den aufmerksamen Leser niemals überrumpeln. Es liegt an der feinen Klarheit des Verf., 
an seinem Temperament und seiner stilistischen Kunst, daß dieses Verfahren kein lang- 
weiliges und mühsames Gebilde hervorgebracht hat. Von guten Kinderbüchern sagt 
man, daß sie dem Erwachsenen am meisten geben. Entsprechendes läßt sich von popu- 
lärwissenschaftlichen Schriften und dem Fachmann sagen. Auch dieses Buch sei den 
Kennern empfohlen. 

„Walhall‘ ist eine rein wissenschaftliche Studie, doch so eingerichtet, daß man ihr 
auch ohne Kenntnis der altnordischen Sprachen folgen kann, und es ist sehr zu wün- 
schen, daß die wachsende Zahl der vergleichenden Religionsforscher das Buch ernsthaft 
beachte. Das nordische Kriegerparadies, die Walhall, ist keine ur- und gemeinmensch- 
liche, sondern eine verhältnismäßig späte, differenzierte und höchst zusammengesetzte 
Vorstellung. Der Schwede Stjerna hat sie genetisch zu erklären unternommen; das 
Motiv der Seelenschlacht, die Walstattopfer und Odin als Totenführer sind die Haupt- 
bausteine dieser Erklärung. Eine abweichende Herleitung legt hier N. vor; da er Wodan- 
Odin als ursprünglichen und allgemeinen Totengott ablehnt, muß er einen andern Weg 
gehen. Die Walstatt — das Schlachtfeld mit seinen Leichen — ist die erste Gestalt der 
Walhall. Man verallgemeinerte die einzelne Walstatt zu dem umfassenden Jenseits 
der Schlachttoten; die „Halle‘ trat dazu, „weil eben die Toten in Hallen wohnten‘. 


75 


Dieses Kriegerjenseits hatte anfangs noch viel Ähnlichkeit mit Hel und dem Leichen- 
strand (deren Trennung durch Schoning N. verwirft); in dem Liede von Helgis Wieder- 
kehr, in den Häkonarmäl und anderwärts glaubt der Verf. Spuren davon zu erkennen, 
daß einst der „Stimmungsgegensatz‘‘ zwischen Hel und Walhall noch fehlte; daß ‚‚die 
unlustigen Farben im Walhallbilde die älteren sind‘. Odin und Walhall sind erst später 
zusammengekommen. Aber schon ehe Odin der Herr der Schlachttotenhalle wurde, 
war er der Gott, der die Schlachttoten bekam. Dies ermöglichte die Verbindung des 
Walvaters mit Walhall. Und dadurch wurde Walhall zu einem Himmelshaus und seine 
Insassen aus müden Leichen zu genießenden Unsterblichen. — Zu Einwendungen ist 
hier nicht der Ort. Betonen wir nur, daß die Untersuchung einen Abschnitt enthält 
(S. 37—51, dazu die Noten S. 105— 119), der ganz unabhängig von der Walhallhypo- 
these zu werten ist, und der über das germanische Gebiet hinaus zu einer Neugestaltung 
der Lehre vom Seelenglauben auffordert. N. zeigt schlagend, daß die von Rohde für die 
Griechen aufgestellte, von Wundt und vielen anderen verallgemeinerte Seelentheorie 
für die Germanen nicht ausreicht. Der alte Nordmann denkt sich seinen Toten nicht 
als Seele, auch nicht als Leib + (trennbare) Seele, sondern als ‚lebenden Leichnam‘. 
Es ist eine ältere, rohere Anschauung, ein primitiver Monismus. N. hat hier einen An- 
fang gemacht; es lauern da noch viele Fragen, die man von diesem neuen Standpunkt 
angreifen muß. Der Verf. hat das Verdienst, durch die verallgemeinernde Theorie der 
Religionsforscher und Ethnologen hindurch den Blick scharf und unbefangen auf die 
Quellen gelenkt zu haben. Eine Religion, die in so abgeleiteten und unsicheren Ur- 
kunden zu uns spricht wie das germanische Heidentum, bedarf doppelt dieser Unbe- 
fangenheit und dieses Realismus, soll sie nicht von dem religionsgeschichtlichen Schema, 
den vielbewährten Leitsätzen plattgedrückt werden: eine Gefahr, in die sie die letzten 
zwanzig Jahre tief hineingeführt haben. Die als Motto gewählten Aussprüche, die gegen 
die ethnologische Verflachung protestieren, drücken in der Tat den Geist dieser Schrift 
aus, die überall auf das sprachliche Verständnis dringt und deshalb auch da, wo die 
Folgerung entgleist, befruchten und belehren kann. 

Berlin A. Heusler 


2. PAUL HERRMANN: Island, Das Land und das Volk. Aus Natur 
und Geisteswelt. 461. Bändchen. Verlag B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 1914. 


Alles, was Herrmann über Island bisher geschrieben hat, ist ausgezeichnet durch 
ungewöhnliche Sachkenntnis, die er einem ebenso umfangreichen Literaturstudium wie 
eigener scharfer Beobachtung bei seinen drei großen Islandreisen verdankt. Dieses 
Lob verdient in hohem Maße auch das vorliegende Büchlein, das, wie der Verf. auch 
in seiner Vorrede bemerkt, nicht etwa ein Auszug aus seinen früheren Büchern ist, 
sondern ein durchaus selbständiges Werk für sich. Das einzige, was der Leser be- 
dauern muß, ist die durch die Tendenz der Sammlung ‚Aus Natur und Geisteswelt‘ 
bedingte Knappheit und Kürze; denn überall läßt sich zwischen den Zeilen lesen, daß 
uns der Verf. noch viel mehr Interessantes mitteilen könnte, wenn es ihm nur der 
Raum erlaubte. Aber auch in dem engen Rahmen von 114 Seiten des in der bekannten 
hübschen Aufmachung erschienenen Bändchens finden wir eine außerordentlich reiche 
Fülle zuverlässigen Materials in angenehm zu lesender klarer Sprache, mit wissen- 
schaftlicher Gründlichkeit und in übersichtlicher Auswahl und Zusammenstellung ge- 
boten; es ist ein Vergnügen, dieses kleine Werk zu lesen, und jeder, der sich für Island 
interessiert, kann daraus ein anschauliches und richtiges Bild von Land und Leuten 
gewinnen. Im ersten Abschnitt lernen wir das wesentlichste von der Natur des Landes 
kennen; im zweiten Hauptabschnitt zeichnet der Verf. in großen Strichen ein um- 
fassendes Bild von Islands Volk, seiner geschichtlichen und staatlichen Entwicklung, 
seinem Wirtschafts- und Geistesleben. Überall erkennen wir in dem Verf. trotz des 
anspruchslosen Gewandes den souveränen Beherrscher der Islandkunde, und wo er 
statt Lobes vereinzelt auch Tadel und ein herbes Urteil ausspricht, da müssen wir ihm 


74 


gleichfalls beipflichten; aber wir fühlen mit ihm, daß der Tadel ihn selber schmerzt 
und wie er nur hervorgeht aus der reinen Liebe zu dem Lande seines Herzens. Dem 
vortrefflichen Büchlein ist, wie des Verf. sämtlichen Islandwerken, die allerweiteste 
Verbreitung zu wünschen. 

In der Hoffnung, daß schon recht bald eine zweite Auflage nötig werden möge, sei 
es gestattet, auf ein paar Kleinigkeiten hinzuweisen, die dann berücksichtigt werden 
können, und die dem Verf. vor der Drucklegung vielleicht entgangen sind oder noch 
nicht bekannt waren: S.'ıo. Ein Eisbär wurde noch im vorigen Jahre (1913) in der 
Nähe des Seyöisfjöröur geschossen. S. 17. Spethmann hat seine frühere Theorie 
über Entstehung der Askja auf Grund seiner neuesten Untersuchungen wesentlich 
geändert. S. 18. Die absolute Höhe der Skuggadyngja wurde im vorigen Sommer 
vom Referenten auf 95 m, die der Skjaldbaka auf 45 m festgestellt. S. zı. Nicht aus 
dem Palagonitrücken Leirhnükur, sondern aus einer Reihe von Kratern an seinem 
Fuße stammten die gewaltigen Lavaströme. S. 26. Unüberwindlichkeit des Geländes 
ist Druckfehler für Unübersichtlichkeit. S. 26. Wattis ist Druckfehler für Watts. 
Der Vatnajökull wurde ferner 1912 von der Koch- Expedition überquert. S. 30. 
Zu den Maarseen gehören als die bedeutendsten vor allen die Fiskivötn bei der Tungnaä. 
S. 53. Isländer und Dänen sind nicht ‚‚Untertanen‘‘ ihres Königs, sondern konstitu- 
tionelle Staatsbürger. S. 79. Die Konsumvereine (und Produktionsgenossenschaften) 
erscheinen gegenwärtig und für die Zukunft Islands so bedeutsam, daß sie unbedingt 
etwas ausführlicher behandelt werden müssen. S. 81. Die isländische Wolle ist in 
der Hauptsache nicht für Kleiderstoffe oder Tuche, sondern mehr für Teppiche und 
dergleichen Gewebe geeignet; für derartige Verwendung geht sie auch meistens nach 
den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Eine moderne Tuchfabrik müßte, um mode- 
fähige Tuche herzustellen, die geeigneten Rohwollen dazu vom Auslande beziehen. 
Dies erklärt zum Teil den Mißerfolg der bisher auf Island errichteten Tuchfabriken. 
S. 8ı. Eine Eisenbahnlinie dürfte trotz aller finanziellen und sonstigen Bedenken 
doch wohl in absehbarer Zeit von Reykjavik aus gebaut werden und zwar mit Dampf- 
betrieb, der für die isländischen Verhältnisse billiger ist als elektrischer Betrieb. 
S. 92. Die Hoffnung, daß das Werk ‚„Volksglauben und Volkssagen‘‘ fortgesetzt wird, 
ist nicht endgültig begraben; vielleicht wird der Carlsbergfonds die Herausgabe er- 
möglichen. S. 97. Rektor des Realgymnasiums ist jetzt Geir T. Zoega an Stelle 
des inzwischen verstorbenen Steingrimur. S. 100. Die Ergänzungen Jön 
Thorkelssons zu isländischen Wörterbüchern sind nicht vier Hefte, sondern 
starke Bände von zusammen über 2300 Seiten. S. 109. Ofurepli ist Druckfehler für 
Ofurefli. Diese kleinen Ausstellungen verschwinden natürlich vollständig gegenüber 
dem außerordentlich reichen und sorgfältig bearbeiteten Inhalt des Büchleins; sie seien 
lediglich deshalb hier erwähnt, weil sie den einen oder anderen Leser interessieren mögen. 
Köln Heinrich Erkes 


3. ALTERE WERKE UBER ISLAND UND ISLANDISCHE 
LITERATUR 
I 

nter die Aufgaben unserer Mitteilungen gehört nicht nur die Mitglieder, die Anteil 
ee wollen an allem, was auf irgendeinem Gebiet aus und über Island neues zu 
berichten ist, auf dem laufenden zu erhalten, sondern es muß auch denjenigen unter den 
Islandfreunden, die sich erst die nötigen oder die erwünschten Kenntnisse verschaffen 
wollen, Hinweis gegeben werden, wo sie auf ihre Fragen Antwort zu finden vermögen. 
Daher soll in den folgenden Heften in zwangloser Folge eine Reihe von Büchern be- 
sprochen werden, die zwar nicht neuesten Datums sind, aber bleibenden Wert haben. 
In erster Linie sollen umfassendere Handbücher über Island, seine Kultur und Literatur 
behandelt werden, dann auch einmal von der Sprache und den Hilfsmitteln, diese zu er- 
lernen, die Rede sein. | 


75 


I. J. C. POESTION: Island. Wien 1885. 
— Isländische Dichter der Neuzeit. Leipzig 1897. 
— Eislandblüten, ein Sammelbuch neuisländischer Lyrik. Leipzig und München 1904. 


Der Name dieses um Island hochverdienten Forschers ist in unseren Blättern schon 
wiederholt angeführt worden. Das erste der oben genannten Werke ist ein geographi- 
sches deskriptives Handbuch, das in seinen Angaben staunenswert zuverlässig ist, mit 
größtem Fleiße zusammengestellt und sorgfältig ausgearbeitet. Selbstverständlich 
sind viele Zahlenangaben inzwischen veraltet, auch die Forschungen Thoroddsens nur 
zum geringsten Teil schon verwertet, aber gleichwohl kann man das Buch noch heute 
für unentbehrlich erklären wegen der ungeheuren Menge sachlicher Angaben?, die es 
enthält; alle Fragen, die sich an das Land und seine Bewohner anschließen, finden 
ihre Erledigung, so daß man es selten ohne Erfolg nachschlagen wird. Dem Buche ist 
eine Karte beigegeben, die der Verf. selbst gezeichnet hat. 

Wir wenden uns zu dem zweiten der oben genannten Werke. Durch dieses ist der 
Name des Verf. bei allen Islandfreunden und auch auf der Insel selbst berühmt geworden. 
Nach einer Einleitung über Land, Leute und Dichtung auf Island handelt ein ausführ- 
liches Kapitel vom Geistesleben Islands seit der Reformation, der Hauptteil behandelt 
die isländischen Dichter der Neuzeit mit Hallgrimur Pjetursson beginnend. Diesem 
Teile sind zahlreiche Proben, von dem Verf. selbst übersetzt, beigegeben. So ist das Werk 
in gleicher Weise zu fortlaufendem Studium geeignet wie als Nachschlagebuch eine uner- 
schöpfliche Fundgrube und in allen Angaben zuverlässig. „Es wäre eine hübsche Lei- 
stung‘‘, sagt Valtyr Guömundsson in der Zeitschrift Eimreiö IV, 73, „wenn ein Isländer ein 
Buch wie dieses geschrieben hätte; da es aber ein Ausländer ist, der es geschrieben hat, 
ein Ausländer, der noch nicht einmal nach Island gekommen ist?, muß man es geradezu 
als ein Prachtwerk bezeichnen... Trotz der großen Schwierigkeiten ist das Buch vortreff- 
lich gelungen. Nirgends zeigt sich oberflächliche Arbeit, alles zeugt von der größten 
Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Wo die aus Büchern zu schöpfende Kenntnis ihm 
nicht genügte, wandte er sich an isl. Gelehrte; daher enthält das Buch Mitteilungen, 
die sonst nirgends gedruckt zu finden sind.... Wenn uns jetzt Ausländer, die unsere 
moderne Literatur kennen lernen wollen, fragen, wo die beste Übersicht darüber 
sei, welches unsere beste Literaturgeschichte sei, so müssen wir mit Schamröte ant- 
worten, sie sei in deutscher Sprache geschrieben von einem Ausländer, im Süden, in 
Wien. Und damit nicht genug; ja jeder Isländer, der ohne viel Mühe sich Kenntnis 
von unserer gegenwärtigen Literatur verschaffen will, muß sich Belehrung in diesem 
Buche suchen‘. Auf dieses Werk seien daher die ‚„Islandfreunde‘‘ ein für allemal hin- 
gewiesen; sie werden es nie ohne Befriedigung zur Hand nehmen. 

Hatte Poestion schon diesem eben erwähnten Werke eine stattliche Reihe von selbst- 
übersetzten Proben neuerer isl. Dichter beigegeben, die als vortrefflich gelungen bezeich- 
net werden müssen, so ließ er einige Jahre später seine Proben vermehrt und zum Teil ver- 
bessert mit einer besonders die letzten Jahre berücksichtigenden, aber auch sonst sehr 
anregenden Einleitung unter dem Titel „Eislandsblüten‘‘ erscheinen, Dieses Buch hat 
Epoche gemacht, wenn man diesen mißbrauchten Ausdruck einmal an rechter Stelle 
gebrauchen will. In allen Kreisen Deutschlands und darüber hinaus, wo man für Dich- 
tung Interesse hat, hat das Buch begeisterte Aufnahme gefunden, ja es ist auch schon 
hervorgehoben worden, daß das Buch ‚nicht ohne Antrieb auf den lyrischen Kurs der 
jüngsten Gegenwart geblieben sei‘‘ Wer also nicht in der Lage ist, die isl. Dichter in ihrer 
heimatlichen Sprache zu lesen, aber eine Vorstellung gewinnen will, welcher Geist und 
welche Kraft die neuzeitliche Dichtung Islands beherrscht, greife zu den „Eisland- 
blüten'. Ww. H. 


1 2. (Titel-) Auflage 1905. 2 Z. B. sind auch die isl. Bezeichnungen für alle Begriffe 
geogr. Natur mit genauer Synonymik verzeichnet. ° Der Verf. ist erst 1907 nach 
Island gekommen. 


76 


4. ZWEI NEUE ISLAND-REISEBÜCHER 


ie Islandsfreunde seien auf folgende zwei Werke aufmerksam gemacht, die sowohl für 
den Reisenden nach Island als auch für jeden, der sich für die Insel interessiert, 
manches von hohem Werte bieten. 


ı. TH. THORODDSEN: Ferdabök. Bd. ı. Kopenhagen 1913. 


In diesem Werke stellt der Verf. unter zahlreichen Ergänzungen alles das zusammen, 
was er auf Grund seiner jahrzehntelangen Forschungsreisen in zum Teil recht schwer er- 
hältlich gewordenen Zeitschriften-Artikeln usw. veröffentlichte. Der bisher erschienene 
erste Band enthält Ost-Island, einen Teil des Südlandes, namentlich Reykjanes, Thing- 
vellir, Skjaldbreiö und Geysir, die Insel Grimsey und die Lavawüste Odädahraun. 
Bekanntlich sind Thoroddsens Werke für jeden Island-Interessenten als überaus reich- 
haltiges und zuverlässiges Quellenmaterial schlechthin unentbehrlich; dies trifft auch 
bei diesem neuen ‚„Reisebuch‘‘ im umfassendsten Maße zu. 


2. DANIEL BRUUN: Turistruter paa Island. Kopenhagen 1912—ı3. 

Der bisher erschienene erste Band dieses Reisewerkes enthält die Küstenfahrt rund um 
Island und eine Anzahl Reiserouten in den bewohnten Teilen des Landes. Ein zweiter 
schon im Druck befindlicher Band wird die Routen durch das unbewohnte Landesinnere 
enthalten. Der Verf., der Island nicht weniger als 12 mal besuchte und ohne Zweifel einer 
der gründlichsten Kenner der Insel ist, gibt in diesem Buche einen sehr praktischen 
Reiseführer, der alles enthält, was für den Touristen Wert und Interesse hat. Zahl- 
reiche gute Abbildungen, Karten und Skizzen, dazu vortreffliche Literaturangaben 
usw. erhöhen noch den Wert des ausgezeichneten Werkes. 


Köln — Heinrich Erkes 


5. EDVARD LEHMANN: Auf den Färöern. Meereskunde, Sammlung volks- 
tümlicher Vorträge, Heft 83. Berlin 1913. E. S. Mittler & Sohn. 32 S. und 27 Abb. 
M. —,50 

Der Verf., ein Däne und Professor der Theologie an der Universität Berlin, weilte 
vor einigen Jahren ungefähr zwei Monate auf den Färöern, um dort Volkshochschul- 
kurse abzuhalten. Sein Aufsatz ist aus einem im Institut für Meereskunde gehaltenen 
Vortrage entstanden. In launiger Weise schildert Lehmann darin die Seereise nach den 
Inseln und seinen dortigen Aufenthalt. Obgleich der Verf. anscheinend nur einen kleinen 
Teil der Färöer aus eigener Anschauung kennt, enthält das Schriftchen eine Menge 
trefflicher Beobachtungen über das Klima, die Bewohner, ihre Sitten und Gebräuche, 
ihre Erwerbszweige und ihren Charakter. Lehmanns Beschreibung der Färöer ist trotz 
ihrer Kürze bedeutend wertvoller als viele andere Schilderungen der Inselgruppe, die 
von geographisch nicht Vorgebildeten geschrieben wurden. Die Ausführungen werden 
durch gute Abbildungen erläutert. 

Prag HansRudolphi 


VI. BEABSICHTIGTE REISEN 


I. Prof. Dr. PaulHerrmann beabsichtigt Anfang Juli 1914 zum vier- 
ten und letzten Male nach Island zu reisen, um die Westfjorde und ev. die 
nordwestliche Halbinsel zu untersuchen und somit seine Studien über Island 
zum Abschlusse zu bringen. Heinrich Benary (Erfurt) wird sich ihm an- 
schließen, um botanische und entomologische Studien zu treiben. 

2. Heinrich Erkes, Köln, unternimmt in diesem Sommer seine 
sechste Islandreise; u. a. plant er den Besuch des Schildvulkans Skjaldbreiö 


77 


bei Pingvellir, der bisher nur von einem einzigen Deutschen, nämlich dem 
auf Island verunglückten Geologen Walter von Knebel im August 1905 
bestiegen wurde. 


VI. NACHRICHTEN 


I. Seit ı. Januar 1914 hat Island ein eigenes statistisches Amt (hagstofa) 
erhalten; es steht unter Leitung von Thorsteinn Thorsteinsson cand. pol., der 
früher bereits einen Teil der isl. Statistik bearbeitet hatte. Er war wiederholt 
in Deutschland, ist ein guter Kenner der deutschen volkswirtschaftlichen 
Literatur und Verf. eines isl. Lehrbuches für Esperanto. 

2. Automobilverkehr auf Island. Infolge der zunehmenden 
Straßen- und Brückenbauten auf Island entwickelt sich der Verkehr mittels 
des Automobils zusehends. Zurzeit stehen bereits 14 Kraftwagen für Per- 
sonenbeförderung zur Verfügung. Von Reykjavik kann man in etwa 6 Stun- 
den bis nahe an den Fuß der Hekla gelangen. Als neues Wort für „mit dem 
Automobil fahren‘ hat der Isländer das Wort ‚„bila‘‘ seinem Sprachschatze 
einverleibt. 

3. Das Ergebnis der letzten Volkszählung auf Is- 
land vom I. Dezember 1910 liegt jetzt vollständig im Druck vor. 
Hiernach betrug zur angegebenen Zeit die Gesamtbevölkerung Islands 
85 183 Personen, 41105 männlichen und 44 078 weiblichen Geschlechts; 
sie lebten in 14725 Familien oder Hausständen. Vier Orte (Reykjavik, 
Akureyri, Isafjöröur, Hafnarfjöröur) hatten über 1000 Einwohner, 18 Orte 
von 300 bis 1000 und I3 Orte von Ioo bis 300; im ganzen wohnten rund 
30000 Menschen oder ungefähr 32 % der Bevölkerung in zusammen 
35 Siedlungen von je mehr als roo Einwohnern. Reichlich zwei Drittel 
wohnten „auf dem Lande“. Dem Berufe nach gehörten 74 % der Land- 
wirtschaft und Fischerei an, 7,8 % dem Handwerk, 5,6 % dem Handel, 
3,6 % den freien Berufen. Die ins einzelne gehende Statistik (Manntal 
& Islandi) bietet eine Fülle außerordentlich interessanten Materials, 

4. Die früher erwähnte Dampfschiffahrtsgesellschaft (Hiö islenzka 
eimskipafelag) wurde am 17. Januar I9I4 in Reykjavik gegründet. — 
Island erhält eine eigene Flagge im internationalen Verkehr. 

5. Eine wertvolle Islandica-Bibliothek zu verkau- 
fen. Herr Heinrich Erkes, Köln, beabsichtigt seine rund 4000 Bände um- 
fassende Islandica-Bücherei, einschl. Werke über Färöer, Grönland usw., 
darunter viele große Seltenheiten, an 200 Hölar- und Skälholt-Drucke, über 
300 Jahrgänge isl. Zeitungen, die meisten der von Thoroddsen erwähnten 
naturwissenschaftlichen, geographischen, kulturgeschichtlichen usw. Werke, 
zu veräußern. Die Preisforderung ist zwanzigtausend Mark. Die wertvolle 


78 


undseltene Sammlung soll ungeteilt, wenn möglich in feste Hände, übergehen, 


am 


liebsten in den Besitz einer öffentlichen Bibliothek. Einzelne Werke 


werden unter keinen Umständen abgegeben. 


102. 
Io3. 
104. 
IoS. 
106. 
107. 
108. 
I0Q. 
IIO, 
III. 
112. 
113. 
II4. 
115. 


uns 


VII. NEUE MITGLIEDER 


Egger, David, Gutsbesitzer, Spittal a. Drau, Kärnthen (Brücklhof). 
Frl. Fogelklou, cand. theol. u. phil, Djursholm, Schweden. 
Herdersche Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. B. 

Dr. Wilhelm Roth, OÖberlehrer, Berlin-Dahlem, Goßlerstr. 23. 
Dr. med. Schliep, Bremen, Herdentorsteinweg 37. 
Staatsbibliothek Aarhus, Dänemark. 

Cornell University Library, Ithaca N.Y., U.S.A. 

Frau Sophie Deutsch, Wien I, Albrechtstr. 3. 

Fr. X. Aichbichler, Pfarrer, Hofendorf (P. Neufahrn) Niederbayern. 
Dr. Werner Richter, Privatdozent, Greifswald. 

Dr. Walter Georgi, Berlin-Wilmersdorf, Eisenzahnstraße 64. 
Georg Zülch, Allenstein, Fr. Wilhelm-Platz 5. 

Hans Honzatko, Musiker, Dresden-Strehlen, Lannerstraße 2. 
Geir G. Zoöga, Ingenieur, Reykjavik (Island). 


IX. DIE BÜCHEREI DER VEREINIGUNG 
DER ISLANDFREUNDE 
er Zuwachs ist stetig, wenn er auch in diesem Vierteljahr nicht so stark 


war wie im vorigen. Sollten nicht viele unserer Mitglieder Bücher, die 
interessieren, besitzen, die sie um der Allgemeinheit willen gerne stiften 


wollten ? Vorbilder sind vorhanden. 


69. 
0. 


71. 
72. 


73. 
74. 


75- 
76. 


Thule X, Fünf Geschichten aus dem westlichen Nordland. Jena, 
Diederichs. (Vom Verleger.) 

Thoroddsen, Japetus Steenstrups rejser og undersögelser paa 
Island i aarene 1839/1840. Kopenhagen 1914. (Vom Verf.) 
Thoroddsen, Feröabök I2, vgl. Nr. 65. (Vom Verf.) 

Edvard Lehmann, Auf den Färöern. Berlin 1914. (Von der 
Gesellsch. f. Meereskunde.) 

Gerstenberger, Über Island nach Spitzbergen. Würzburg 1913. 
Valtyr Guömundsson, Artikel aus Hoops Reallexikon: 
Ackerbau, Bart, Gartenbau. (Vom Verf.) 

Einige Artikel aus Zeitungen betr. Färöer. (Vom Verf.Dr. Rudolphi.) 
Gunnar Gunnarsson, Der rote Gießbach, übers. v. M. Mann. 
(Der Weltspiegel Nr. 6. 1914.) 


79 


. Jön Svensson, Islandsblomster, Kop. 1906. 
. —, Et ridt gennem Island. Kop. 1908. 
. —, Aus Islands alten Schätzen, übers. von Jos. Meyerhofer. I. (Über- 


setzung von Nr. 77), II. (Finnbogasaga hins ramma u. Gunnlaugssaga 
ormstungu). Hamm I90g u. IQ1O. 


. Varden, Katolsk Maanedsskrift, 8 Hefte, mit Artikeln von Jon 
Svensson. | 
. Leuchtturm, 1913. ı. Aug. (Jön Svensson: Bilder aus Island; 


Friedrich am Sunde: Eine ideale Romantik [Poestion, Eislandblüten)). 


. Einreidin, XVII, 3 (Jön Svensson: Alex. Baumgartner). 
. Jön Svensson, Nomni, Freiburg 1913. | 
. Jön Svensson, Zwischen Eis und Feuer (übers. v. Jos. Meyerhofer). 


Breslau. (77—82, 84 vom Verf.) 


.G. Neckel, Walhall. Dortmund 1913. 

‚A. Heusler, Die Anfänge der isl. Saga. Berlin 1914. | 

. Neckel, Die erste Entdeckung Amerikas. Leipzig, Voigtländer 1913. 
. The glacialist magazine, Sept. u. Nov. 1893 (Großmann, 


The crater Hverfjall; Observations on the glaciation of Iceland.) 


. Großmann, Across Iceland (The geographical journal. April 


1894.) 


. Ehlers, Holdveikismäliö, Kopenh. 1895. (Nr. 87—8g v. H. Sanitäts- 


rat Cahnheim.) 


. Kuntzemüller, Artikel über die erste isl. Eisenbahn (Frankf. 


Ztg). Vom Verf. 


. Dag. Schönfeld, An nordischen Königshöfen. Straßburg 1910. 
. Craigie, The icelandic sagas. Cambridge 1913. 
.H. Güntert, Über altisländische Berserkergeschichten. Heidel- 


berg 1912. (93—094 von Herrn Hofrat Poestion.) 


. Jahrbuch der Bodenreform X, ı. (Darin: M. Gruner, Die Ent- 


wicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse Islands.) (Vom Verf.) 


X. OSTERVERSAMMLUNG 


uf die Versammlung der Mitglieder der „Vereinigung der Islandfreunde“ 


am ı8. Aprilıgı4 in Berlin, zu der eigene Einladung ergangen ist, 


wird nochmals hingewiesen. Dort werden der Vorstand, der Herausgeber 
und der Kassenwart Bericht erstatten, neue Anträge und Anfragen sollen 
erledigt werden. Versammlungslokal: ‚Zum Heidelberger‘‘ Friedrichstraße. 
Beginn 8 Uhr. 


80 


ui Ein junger Isländer, der in Kopenhagen das 
| Magisterexamen in deutscher Sprache und 
| Literatur gemacht hat, möchte gern seineStudien 
| auf diesem Gebiet an einerdeutschen Universität 
_ fortsetzen. Er kann dies nur, wenn sıch ihm Ge- 
legenheit bietet, sich Nebenverdienst (Unterricht 
im Altnordischen, Isländischen, Dänischen u. dgl.) 
ni zu verschaffen. Da es ın unserem Interesse liegt, 
| dieses Bestreben zu unterstützen, bitte ich die Mit- 
| glieder, die in dieserSache raten oder helfen können, 
| um gütige Mitteilung 


Der Herausgeber 
(Eisenach, Bahnhofsstr. 53) 


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AltnordischeDichtungund Prosa 4 


Herausgegeben von Professor Felix Niedner = 2 en = 


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Im April erscheint: 


VIER SKALDENGESCHICHTEN. Übertragen vonF elix Niedner. Se 
Bd.g. br. ca.M 4.50, geb. ca. M 6.— Er . 
Inhalt: Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge. Die Geschichte von Björn und. Be, 
Thord. Die Geschichte von Kormak, dem Liebesdichter. Die Geschichte von Hall-JI 
fred, dem Königsskalden. 218 


Be 


In neuen Auflagen erschienen und liegen zur Versendung bereit: 


EDDA I, HELDENDICHTUNG. Übertragen von Pelz Genzme rl EiB 
Bd.ı. 2. vermehrte Auflage. 4.-8. Tausend. br. M 3.—, geb.M 450 1 


DIE GESCHICHTE VOM SKALDEN EGIL. Übertragen von TS 

Felix Niedner.. Bd. 3. 3. und 4. Tausend. br.M 4.—, geb. M 5.50 LT 
Die neue Auflage des ersten Bandes der Edda bringt eine Über- 
raschung. Sie ist vermehrt um zwei neue große Eddalieder, die 
teils aus lateinischen Übersetzungen, teils aus einer langen und unbe- 
kannten Saga gewonnen wurden und trotzdem wie Originale wirken. 


FELIX NIEDNER, ISLANDS KULTURZURWIRINGERZEIT. | 
Mit 24 Ansichten und 2 Karten. Einleitungsband. br. M4. 50, geb.M 6 — E:- | 


DIE GESCHICHTE VON DEM STARKEN GRETTIR, DEM Bi 
GEÄCHTETEN. Übersetzt von Paul Herrmann. Mit 8 Ansichten = 
und ı Karte. Bd. 5. br.M 5.—, geb, M 6.50 


SIEBEN GESCHICHTEN VON DEN OSTLAND- FAMILIEN. 
Übersetzt von Gustav Neckel. Bd.ı2. br.'M 3.50, geb. M 5.— 


GRÖNLÄNDER UND FÄRINGER GESCHICHTEN. Übersetzt = 
von Erich von Mendelssohn. Bd. 13. br. M 5.—, geb. M 6.50 F 


DIEGESCHICHTEVONDENLEUTENAUSDEM LACHS- 
WASSERTAL. Übertragen von Rudolf Meißner. Bd. 6. br. M = 
geb. M 5.50 
FÜNFGESCHICHTEN AUS DEM WESTLICHEN N ORD- 
LAND. Übertragen von Frank Fischer und W.H. Vogt. Bd. 10. 
br. M 5.—, geb. M 6.50 Sir 

Die ersten 13 Bände werden 1915 vollständig vorliegen. Die 


weiteren Bände werden nur in Angriff genommen, wenn der Ver- 
lag das entsprechende Interesse des Publikums für Thule findet 


Im Abonnement auf wenigstens zehn Bände ist der Preis ermäßigt > 


Druck der Fürstl. priv. Hofbuchdruckerei (F. Mitzlaff) Rudolstadt 


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